Liebster Rosa,
noch am Freitag hast du
geheiratet. In pinker Ballonseide, umgeben von deiner Wahlfamilie, hast du Olli
das Ja-Wort gegeben und diesen wundervollen Anlass bis spät in die Nacht
gefeiert. Du sahst bei deiner Hochzeit jünger aus als wir alle. Am Vortag noch
war die Rohschnittabnahme deines letzten Filmes, in der Woche zuvor eine
Kinopremiere, und gestern erst erzähltest du mir von den vier Filmideen, die du
deinem Redakteur nächste Woche vorstellen wirst.
Seit ich dich vor 20 Jahren
kennenlernte, hast du stets mindestens fünf Filmideen im Kopf, immer wird ein
Film gerade geschnitten, einer hat Premiere und der nächste ist schon in
Planung. Du bist immer rege, neugierig und frei von Urteilen, wenn du Menschen gegenübertrittst, als Regisseur und als Freund. Alles darf sein, niemand wird
nach seinem Status und nach seiner Wichtigkeit beurteilt. Und immer gehört dein
Herz den Suchenden, denen, die mühsam um ihren Platz kämpfen, denen, die am
Rand stehen. Du hast nichts mehr geliebt und gefördert, als diese Suche, das
Zweifeln – und das Glück, das Unglück in Kreativität und Kampfgeist zu
verwandeln. Das hast du von uns allen immer verlangt: dass wir nicht aufgeben
und nicht jammern, sondern machen. Machen war dein wichtigster Ratschlag.
Schreiben, malen, filmen, anstatt zu warten und über die letzte Absage zu
trauern. Aufstehen und mit Freunden etwas inszenieren, einen Handyfilm über die
Familie drehen, Gedichte schreiben und veröffentlichen! Hauptsache
weitermachen.