Bei der vorzeitigen Parlamentswahl in Island zeichnen sich ein knapper Erfolg für die bislang oppositionellen Sozialdemokraten und ein Regierungswechsel ab. Nach der Veröffentlichung von Teilergebnissen aus mehreren Wahlbezirken schien die Sozialdemokratische Allianz (Samfylkingin) um ihre Vorsitzende Kristrún Frostadóttir in der Nacht zum Sonntag auf dem Weg, mit knappem Vorsprung stärkste Kraft zu werden. Hochrechnungen des Rundfunksenders RÚV sahen sie bei rund 22,6 Prozent der Stimmen.
Hinter ihr folgte die liberalkonservative Unabhängigkeitspartei von Ministerpräsident Bjarni Benediktsson, zu dem Zeitpunkt mit 21,6 Prozent. Die beiden weiteren Parteien der bisherigen Regierungskoalition – die in der politischen Mitte angesiedelte Fortschrittspartei und die Links-Grüne Bewegung – standen dagegen vor großen Verlusten. Die Links-Grünen drohten sogar komplett aus dem Parlament zu fliegen.
Ein vorläufiges Endergebnis der Wahl dürfte im Laufe des Morgens feststehen. Bestätigen sich die bisherigen Zahlen, dann steuert der Nicht-EU-Staat auf einen Regierungswechsel zu. Frostadóttir sagte bereits auf der Wahlparty ihrer Sozialdemokraten in Reykjavík, es gebe das klare Bedürfnis nach Veränderung im Land. Dass es Veränderungen auf Regierungsebene geben werde, sei nun klar.
Knapp 270.000 wahlberechtigte Bewohner der Nordatlantikinsel waren aufgerufen, die 63 Abgeordnetensitze im Parlament in der Hauptstadt Reykjavík mit ihren Stimmen neu zu vergeben. Eigentlich war die Abstimmung erst im Spätsommer 2025 angedacht gewesen, doch größere Meinungsverschiedenheiten in der über die politische Mitte hinwegreichenden Drei-Parteien-Koalition von Benediktsson ließen die Regierung Mitte Oktober platzen.