Reaktionen aufwärts Raissis Tod: „Ich hoffe, dass jetzt Chaos ausbricht“

Im Iran sind nach dem Tod des Präsidenten Ebrahim Raissi große Abschiedszeremonien angesetzt, doch viele Iranerinnen und Iraner wollen gar nicht trauern. Alle unsere Gesprächspartnerinnen und -partner außer Elham Abedi sind den Autorinnen seit Längerem bekannt. Ihre Namen wurden in diesem Text zu ihrem Schutz geändert, nur Abedi lässt sich offen zitieren. Die Gespräche fanden per Anruf, Chat und Sprachnachrichten auf verschiedenen Messengerdiensten statt.

Pourya Vahidi, 28, Marketingexperte aus Teheran

Gestern Abend habe ich zu Hause ein Multiplayer-Fantasyspiel auf dem Computer gespielt. Da las ich nebenbei auf Telegram, dass der Präsident in einem Hubschrauber abgestürzt sei, in einer Bergregion voller Bären und Wölfe. Ich war elektrisiert, habe es gleich per Sprachchat meinen befreundeten Mitspielern in dem Onlinespiel erzählt. Raissi war uns allen als Marionette des Regimes verhasst. Den Rest des Abends verbrachten wir damit, auf seinen Tod zu fiebern. Währenddessen trudelten über die sozialen Netzwerke lauter Witze und Memes ein: „Freunde, wenn ihr ein Bär wärt, hättet ihr jetzt schon zu Abend gegessen??“, schrieben Leute im Internet. Oder: „Wenn er wirklich tot ist, nenne ich meinen ersten Sohn Helikopter.“ Wir schickten uns solche Witze hin und her, konnten nicht aufhören zu lachen. Von draußen hörten wir Feuerwerk. Es war, als säßen wir in einem wunderschönen Warteraum! 

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