Die Welthandelsorganisation (WTO) geht wegen der Zollpolitik
von US-Präsident Donald Trump von einem Rückgang im weltweiten Warenhandel aus.
Dieser werde um ein Prozent sinken, was einer Korrektur der aktuellen Prognose
um vier Prozentpunkte nach unten entspreche, teilte WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala
in Genf mit.
Die Situation könnte mit möglichen Vergeltungsmaßnahmen zu
einem Zollkrieg eskalieren, der den Handel dann weiter beeinträchtige, warnte Okonjo-Iweala.
„Handelsmaßnahmen dieser Größenordnung haben das Potenzial, zu erheblichen
Umleitungen der Handelsströme zu führen.“ Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass
der Großteil des Welthandels weiter nach den ausgehandelten WTO-Regeln
stattfinde. Dieser mache derzeit rund 74 Prozent aus. Anfang des Jahres, bevor Trump erneut Präsident wurde, waren es noch 80 Prozent. „Ich rufe die Mitgliedsländer auf, mit dem
daraus resultierenden Druck verantwortungsvoll umzugehen, um zu verhindern,
dass sich die Handelsspannungen ausweiten.“
Trump selbst zeigte sich indes zufrieden mit seiner Politik.
Er verglich die Zölle mit einer riskanten, aber notwendigen medizinischen
Operation für die heimische Wirtschaft. „Der Patient lebt und erholt
sich“, schrieb er in Großbuchstaben auf seiner Onlineplattform Truth
Social. Seine Prognose: Der Patient werde künftig „stärker, größer, besser
und widerstandsfähiger“ sein.
„Vertraut Präsident Trump“
Seine Sprecherin Karoline Leavitt teilte mit: „Vertraut
Präsident Trump“. Der Republikaner setze auf eine „bewährte
Wirtschaftsformel“, sagte sie dem Sender CNN angesichts nervöser Aktienmärkte.
Nach Handelsbeginn am Donnerstag drehten dennoch alle großen US-Börsenindizes
ins Minus. Im Unklaren ließ Leavitt, inwieweit die US-Regierung nun zu
Verhandlungen über die Zölle bereit ist. „Der Präsident hat gestern
klargestellt, dass es nicht um Verhandlungen geht“, sagte sie. Trump sei
aber „immer bereit, ans Telefon zu gehen, um Anrufe zu beantworten“.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs hatten die
Ankündigung Trumps bereits kritisiert und kündigten Gegenmaßnahmen an. Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron teilte am Nachmittag seine Sorge über die
Auswirkungen der Zölle auf die europäische Wirtschaft. „Die Entscheidung,
die heute Nacht angekündigt wurde, ist eine brutale und unbegründete
Entscheidung“, sagte er in Paris.
Macron sieht US-Bürger härter bestraft
Von den Waren im Wert von 500 Milliarden Euro, die die
Europäer in die USA exportieren, seien mehr als 70 Prozent von den Zöllen
betroffen. „Wie man sieht, ist dies eine massive Auswirkung, die alle Sektoren
der europäischen Wirtschaft und des Exports betreffen wird“, sagte Macron. Frankreich sei
zwar weniger betroffen als andere Länder, aber für einige Sektoren sei es
massiv. „Dies ist ein Ausmaß, das auf jeden Fall neu ist.“
In erster Linie träfen die negativen Auswirkungen jedoch die
US-Wirtschaft, sagte Macron. „Und eines ist sicher: Mit den Entscheidungen von
heute Nacht werden die US-Wirtschaft und die Amerikaner, seien es Unternehmen
oder Bürger, schwächer als gestern und ärmer aus der Krise hervorgehen. Ich
denke, das muss man betonen.“