Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine „Trägerrakete“ abgefeuert. Das teilte der südkoreanische Generalstab am Mittwoch mit und forderte die Stadtverwaltung der Hauptstadt Seoul auf, ihre Bewohner auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. In der südkoreanischen Hauptstadt heulten Luftalarm-Sirenen. Wenig später teilte Seouls Innenministerium mit, die Text-Warnung der Stadtverwaltung sei „fehlerhaft veröffentlicht“ worden.
Japan aktivierte nach der Warnung aus Südkorea sein Raketenalarmsystem für die südliche Region Okonawa. „Raketenstart. Raketenstart. Nordkorea scheint eine Rakete gestartet zu haben. Bitte sucht Schutz in Gebäuden oder unter der Erde“, hieß es in der Warnung, die vom Rundfunksender NHK verbreitet und vom Büro des Regierungschefs im Kurzbotschaftendienst Twitter veröffentlicht wurde.
Der Generalstab in Seoul teilte mit, die nordkoreanische Trägerrakete sei möglicherweise mit einem Spionagesatelliten verbunden. Die Regierung in Pjöngjang hatte vor zwei Tagen angekündigt, einen ersten militärischen Spionagesatelliten ins All zu bringen. Die japanische Küstenwache war von Nordkorea informiert worden, für die nächsten Tage sei ein Satellitenstart geplant. Die Regierung in Tokio warnte anschließend, dass es sich dabei möglicherweise um einen Raketentest handeln könne. Über welche Fähigkeiten das Gerät verfügt, ist umstritten. Einige südkoreanische Analysten haben angezweifelt, dass der Satellit hochauflösende Bilder liefern könnte.
Direkte Bedrohung
Schon im Dezember hatte die selbst erklärte Atommacht Nordkorea berichtet, einen Testerfolg bei der Entwicklung eines Aufklärungssatelliten erzielt zu haben. Welche Rakete zur Beförderung des „Satellitentestkörpers“ damals verwendet wurde, blieb unklar. Die Raumfahrt- und Langstreckenraketen beruhen weitgehend auf derselben Technik. Im April gaben Nordkoreas Staatsmedien bekannt, dass die Entwicklung des ersten eigenen Erdbeobachtungssatelliten für militärische Zwecke abgeschlossen sei.
Nordkorea ist die Erprobung von Interkontinentalraketen und anderen ballistischen Raketen durch Beschlüsse der UN untersagt. Solche Raketen können je nach Bauart mit einem oder mehreren Atomsprengköpfen bestückt werden. Das Atomwaffenprogramm Nordkoreas wird von den USA und ihren Alliierten wie Japan und Südkorea als direkte Bedrohung wahrgenommen.
Die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt verschärft. Die kommunistische Führung unter Kim Jong Un drohte mehrfach mit einer militärischen Eskalation. Nach einer bisher beispiellosen Serie von Raketenstarts im vergangenen Jahr testete Nordkorea auch 2023 wieder mehrfach atomwaffenfähige Raketen. Wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms ist Nordkorea harten internationalen Sanktionen unterworfen.