Die ersten Putin-Wandkalender soll es bereits Anfang der 2000er-Jahre gegeben haben, richtig populär wurden sie ab den 2010er-Jahren. Wobei es natürlich darauf ankommt, wen man fragt. Als Michael Thumann, ZEIT-Korrespondent in Moskau, auf Bitten des Politischen Feuilletons zwei Exemplare in einem Buchladen erwarb, wurde er von den Umstehenden schon etwas schief angeschaut. Es ist also keineswegs so, dass Putin als Posterboy in jeder zweiten russischen Wohnung hinge. Und doch sind die Kalender mittlerweile eine Art Institution geworden. Jedes Jahr bilden sie eine Leistungsschau der putinschen Propaganda. Fotos vom Ukrainekrieg kommen nicht vor, dafür absurde Hoffotografie, die den russischen Präsidenten in seinen vermeintlichen Paradedisziplinen zeigt: vom Judosport über das Bad in der Menschenmenge bis zum stillen Gebet.