KKR hat den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch als Berater geholt. Als „Senior Advisor“ im deutschsprachigen Raum soll er KKRs Investmentteams ebenso wie Bestandsunternehmen beraten, und zwar vor allem in Regulierung und Unternehmensführung, wie die amerikanische Beteiligungsgesellschaft am Montag mitteilte. Es ist die zweite derartige Personalie innerhalb weniger Wochen: Im August hatte KKR Theodor Weimer, den früheren Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse , in den Kreis der erfahrenen Berater geholt.
Private-Equity-Häuser wie auch Investmentbanken sichern sich gerne das Kontaktnetz früherer Unternehmensführer und Politiker, um den Fluss an Transaktionen zu fördern. Koch, 67 Jahre alt, weist reiche Erfahrung sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft und Wissenschaft vor. KKR verwies denn auch auf die einflussreichen Positionen in allen drei Gebieten: Sie machten ihn zu einem „idealen Berater“ für KKRs Strategie in Deutschland, Österreich und der Schweiz, also in der „Dach“-Region, benannt nach den drei Länderkürzeln.
In Deutschland ungewöhnlicher Seitenwechsel
Koch war elf Jahre lang Ministerpräsident des Landes Hessen, außerdem Vorsitzender der CDU in Hessen und stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands. Er übernahm später den Vorstandsvorsitz des Mannheimer Bau- und Industriedienstleisters Bilfinger – ein für deutsche Begriffe ungewöhnlicher Wechsel eines prominenten Politikers an die Spitze eines Privatunternehmens.
Sein Abgang gestaltete sich dann ebenso bemerkenswert: Nachdem Bilfinger zwei Mal binnen Wochen die Gewinnprognose gesenkt hatte, trat Koch ab. Die „Gewinnwarnungen“ – wie sie im Jargon heißen – hätten Vertrauen am Kapitalmarkt erschüttert, und „wesentliche Teile des Aufsichtsrats“ stimmten nicht ausreichend mit seinem Urteil über die nächsten notwendigen Maßnahmen überein, erklärte er damals. Offensichtlich war namentlich der Rückhalt des Großinvestors Cevian verloren gegangen.
Koch war außerdem Vorsitzender des Aufsichtsrats von UBS Deutschland und später UBS Europa. Er sitzt im Kontrollgremium von Vodafone Deutschland und leitet seit 2020 die Ludwig-Erhard-Stiftung. Koch solle KKR unterstützen, „ambitionierte Unternehmen und Unternehmer in der gesamten Dach-Region bestmöglich zu begleiten“, ließ sich Christian Ollig zitieren, KKRs Leiter der Dach-Region. Mit Koch und zuletzt Weimer wächst der Kreis der Senior Advisors auf fünf – neben Philip Oetker, Philipp Pausder und Johannes Teyssen.
Source: faz.net