Pleitewelle in welcher deutschen Wirtschaft hält an

Stand: 14.11.2025 13:15 Uhr

Immer mehr Unternehmen gehen pleite. Auch im vergangenen Oktober legte die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen deutlich zu. Gleichzeitig werden derzeit aber auch mehr neue Firmen gegründet.   

Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist im Oktober deutlich gestiegen. Das Statistische Bundesamt verzeichnete nach vorläufigen Angaben 6,5 Prozent mehr angemeldete Insolvenzverfahren als im Vorjahreszeitraum. Im September hatten die Firmenpleiten um rund zehn Prozent zugenommen.

Ein schwarzer August für viele Unternehmen

Für den August, für den jetzt endgültige Daten vorliegen, meldeten die Amtsgerichte 1.979 beantragte Unternehmensinsolvenzen, das waren 12,2 Prozent mehr als im August 2024, wie die Statistiker mitteilten. Die Forderungen der Gläubiger lagen bei rund 5,4 Milliarden Euro, das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresmonat mit 2,3 Milliarden.

„Seit zehn Jahren mussten in einem August nicht mehr so viele Betriebe ihr Geschäft einstellen und insgesamt aufgeben“, erklärte der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. 

Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es im August demnach 5,7 Firmeninsolvenzen, die meisten in Verkehr und Lagerei, gefolgt von Baugewerbe und Gastronomie. Die Zahl der Verbraucherpleiten stieg zugleich um gut acht Prozent auf 6.132 Fälle.

DIHK fordert Entlastung

Treier forderte schnelle Entlastung. Die von der Bundesregierung vorgelegten Maßnahmen zum Bürokratieabbau seien nur ein erster Schritt. „Die versprochene Stromsteuersenkung für alle Betriebe darf nicht länger aufgeschoben werden.“ Zudem müssten die steigenden Sozialabgaben begrenzt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter zu gefährden. 

Die Liste der Probleme für Unternehmen ist lang: teure Energie, viel Bürokratie, Konsumzurückhaltung bei Verbrauchern. Zudem sind Ausnahmeregeln ausgelaufen, mit denen der Staat eine Pleitewelle in der Corona-Pandemie abfedern wollte.

Auch deutlich mehr Gründungen

Während immer mehr Unternehmen in der aktuellen Konjunkturflaute um das Überleben kämpfen, werden gleichzeitig deutlich mehr neue Unternehmen gegründet. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres bis Ende September gingen rund 99.300 Betriebe an den Start, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Das seien 9,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Jedoch stieg auch die Zahl der vollständigen Aufgabe von Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung um 4,8 Prozent auf rund 74.300. Die Zahl der vollständigen Gewerbeaufgaben insgesamt nahm in den ersten drei Quartalen um 1,1 Prozent auf rund 360.700 zu.

Höhepunkt der Insolvenzwelle bald erreicht?

Die Zahl der Insolvenzen in der deutschen Wirtschaft steigt seit Monaten. Auskunfteien erwarten dieses Jahr mehr Firmenpleiten als 2024. Schon damals war es amtlichen Zahlen zufolge mit 21.812 Fällen der höchste Stand seit 2015. Auch die DIHK rechne für das Gesamtjahr mit deutlich mehr als 22.000 Unternehmensinsolvenzen, erklärte Treier.

Für das kommende Jahr erwartet der Kreditversicherer Allianz Trade 24.500 Firmeninsolvenzen, was ein leichter Anstieg um ein Prozent wäre. Die Folgen der Handelskonflikte könnten die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen auf die Probe stellen, hieß es jüngst in einer Studie.

Im Jahr 2027 könne sich die Lage in Deutschland aufhellen, auch dank Konjunkturmaßnahmen der Bundesregierung. Dann erwartet Allianz Trade einen Rückgang der Insolvenzen um etwa vier Prozent auf 23.500 Fälle.

Source: tagesschau.de