„Please“ von Beatsteaks: Unsere Foo Fighters

You need a new friend/ Someone with a suntan
– das singt Arnim Teutoburg-Weiß im ersten Song auf dem neuen Beatsteaks-Album Please.
Den Ton dazu setzen ein Beat und ein Bass, erst nach einer Weile schmückt die
Band das Stück mit Gitarren aus. Sie tut das sehr dezent, ganz so, als handle
es sich bei dem Song namens Goodbye um einen kühlen Sommerabend und bei
den Akkorden um leichte Strickjacken, mit denen man diesem Abend noch ein paar
weitere Stunden abzuringen versucht.

Selbst wenn Sie glauben, von den Beatsteaks noch nie
gehört zu haben: Sie kennen diese Band. Please ist bereits ihr neuntes
Album, seit Smack Smash (2004) sind alle davon weit vorn gelandet in
den deutschen Charts. Die Berliner Musiker sind gern gesehene Headliner der
großen Rockfestivals des Landes und besitzen mit Songs wie I Don’t Care as
Long as You Sing
oder Hand in Hand auch das nötige Rüstzeug dafür. Man
könnte sie also für die deutschen Foo Fighters halten, auch weil sie abseits der
Musik viel richtig machen: Gerade erst tourten die Beatsteaks durch alternative
Jugendzentren in (vor allem) Ostdeutschland, spielten in Städten wie
Halberstadt, Görlitz, Cottbus. Ein Zeichen gegen den Rechtsruck, aber auch eine
Solidaritätsbekundung an die Menschen, die vor Ort Kulturarbeit machen.

Kurz nach dieser Tour nun das erste Album seit sieben Jahren. Dessen
Titel Please ist weniger als Bitte denn als Angebot zu lesen, denn die
elf Songs darauf setzen sich zu einer klassischen Beatsteaks-Platte zusammen.
Zuletzt war das anders gewesen, auf dem Album Yours, das
Gastauftritte von Avantgardisten wie Stereo Total und dem Hip-Hop-Punk Jamie
T. enthielt, von den Fun-Theoretikern Deichkind und von Farin Urlaub. Yours bestand
aus 21 Stücken, was in Ordnung gegangen wäre, wenn sie alle unterkomplexe
Punkhymnen gewesen wären. Das Album aber war lang, sprunghaft, bisweilen zäh.

Gute Nachricht Nummer eins: Please ist nach
weniger als 40 Minuten vorbei. Gute Nachricht Nummer zwei: Diese knapp 40
Minuten machen Spaß. Gute Nachricht Nummer drei: Sie führen einmal quer durch
den Kosmos der Beatsteaks, funktionieren also wie eine besser redigierte
Version von Yours. Wieder springt die Band von Genre zu Genre, diesmal
aber geht die Idee auf.

Als Hörer mögen Sie große Gitarrenhymnen, zu denen man
unbeschwert durch die Vorstadt (und dabei über ein paar rote Fußgängerampeln)
radeln kann, behütet vom stahlblauen Sommerhimmel und ein paar netten Wölkchen?
Dann ist Detractors Ihr Song. Bisschen ausgestelltes Gitarrenhandwerk
mit Hang zur Effekthascherei? Dann ist Katharina Ihr Song. Sie wollen
auch mal an die gute alte Zeit zurückdenken, die bei Ihnen sehr genau datierbar
ist, nämlich auf jene Woche im Jahr 1978, in der die Rubinoos zum ersten Mal I Wanna Be Your
Boyfriend
sangen? Dann ist die, Pardon,
Powerpop-Hymne Against All Logic Ihr Song.

Es gibt noch eine vierte gute Nachricht: Weite Teile von
Please haben die Beatsteaks mit ihrem Produzenten Olaf Opal im
Auditorium des Berliner Columbia Theaters aufgenommen. Opal hat in den letzten
drei Jahrzehnten mit beinahe allen wichtigen deutschen Rockbands gearbeitet,
von The
Notwist
bis International
Music
. Er kann Räume schaffen, kann Atmosphäre. Er verleiht
seinen Acts stets eine ätherische Zärtlichkeit und legt gleichzeitig deren Stärken
frei. Den Beatsteaks tut das gut, weil es ihnen etwas von ihrer musikalisch
bisher oft ausgestellten Männlichkeit und Rustikalität nimmt. Opal und die
Musiker gehen jedoch behutsam mit diesem Eingriff um, denn das Rustikale ist eben
ein Hauptgrund dafür, dass die Beatsteaks vor allem live so gut funktionieren.
Auch das ist ein Verdienst der Band: Menschen, die in Deutschland gern vor
großen Bühnen herumspringen und Rockmusik hören, müssen dank ihr nicht
zwangsläufig zu Rammstein
rennen.

Mindestens die drei oben genannten Songs dürften es
aus Please ins regelmäßige Liverepertoire der Beatsteaks schaffen. Am
interessantesten ist aber ein anderer. In Traumschiff klingen die
Gitarrenriffs so paranoid, als würde gerade ein verzweifelter Banker in sein Smartphone
beißen. Zudem vermittelt ein undefinierbares Gefühl den Eindruck, dass das
Stück zu langsam abgespielt würde. „We’re
getting high on our own supply
„,
heißt es dazu – und allzu gern wüsste man, was genau für eine Pappe sich die
Beatsteaks da auf die Zunge gelegt haben.

Neben dieser lässt Please nur eine weitere
Frage offen. Zitiert das Albumcover
mit seinem Stoppschild die eigentlich in Vergessenheit geratene Popband Plain White T’s?
Die unterschätzte Pearl-Jam-Platte Yield?
Oder doch die Rockveteranen Epitaph?
Ein Diskussionsthema vielleicht für einen kühlen Sommerabend im leichten
Strickjäckchen.

„Please“ von den Beatsteaks ist bei Warner
erschienen.

You need a new friend/ Someone with a suntan
– das singt Arnim Teutoburg-Weiß im ersten Song auf dem neuen Beatsteaks-Album Please.
Den Ton dazu setzen ein Beat und ein Bass, erst nach einer Weile schmückt die
Band das Stück mit Gitarren aus. Sie tut das sehr dezent, ganz so, als handle
es sich bei dem Song namens Goodbye um einen kühlen Sommerabend und bei
den Akkorden um leichte Strickjacken, mit denen man diesem Abend noch ein paar
weitere Stunden abzuringen versucht.

Selbst wenn Sie glauben, von den Beatsteaks noch nie
gehört zu haben: Sie kennen diese Band. Please ist bereits ihr neuntes
Album, seit Smack Smash (2004) sind alle davon weit vorn gelandet in
den deutschen Charts. Die Berliner Musiker sind gern gesehene Headliner der
großen Rockfestivals des Landes und besitzen mit Songs wie I Don’t Care as
Long as You Sing
oder Hand in Hand auch das nötige Rüstzeug dafür. Man
könnte sie also für die deutschen Foo Fighters halten, auch weil sie abseits der
Musik viel richtig machen: Gerade erst tourten die Beatsteaks durch alternative
Jugendzentren in (vor allem) Ostdeutschland, spielten in Städten wie
Halberstadt, Görlitz, Cottbus. Ein Zeichen gegen den Rechtsruck, aber auch eine
Solidaritätsbekundung an die Menschen, die vor Ort Kulturarbeit machen.

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