Pläne z. Hd. Verbrenner-Aus berechnen Autozulieferer

Die Diskussion um den Autoantrieb der Zukunft schlägt hohe Wellen, seit klar ist, dass sich Elektroautos nicht verkaufen wie erhofft und viele Kunden weiter auf Verbrennermodelle setzen. Das gilt auch für Niedersachsen. In der Heimat des Volkswagen-Konzerns ist das Thema schon lange ein Politikum. „Mit dem Verbrennerverbot ist die europäische Politik falsch abgebogen, die Entscheidung muss dringend korrigiert werden“, sagte nun der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Niedersachsenmetall, Volker Schmidt, der F.A.Z. „Wer will denn angesichts der tiefsitzenden Verbrauchervorbehalte gegenüber der E-Mobilität allein in Deutschland und Europa ernsthaft glauben, dass wir in absehbarer Zeit einen globalen Umstieg auf klimafreundliche Mobilität nur über Neuzulassungen von E-Fahrzeugen schaffen?“

Niedersachsenmetall vertritt vor allem die Autozulieferer im Land, während VW dort kein Mitglied ist. Der Konzern verhandelt seinen Haustarifvertrag direkt mit der IG Metall. VW-Chef Oliver Blume hatte sich zuletzt dafür eingesetzt, an den CO2-Vorgaben der EU festzuhalten, die vom Jahr 2035 an auf ein Verbot von Neufahrzeugen mit Verbrennungsmotor hinauslaufen. Nur die Zwischenziele in den Jahren davor will VW entschärft sehen, um die Branche zu entlasten.

Schmidt hingegen fordert eine Kehrtwende. Die Festlegung der Politik auf Batterieautos sei falsch, wie sich im Automobilland Niedersachsen „in Echtzeit miterleben“ lasse. „Es wurden Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung des elektrischen Antriebs investiert, auf denen Hersteller und Zulieferer jetzt sitzenbleiben, weil E-Autos bislang Ladenhüter sind“, sagt er. „Die Kapazität für Elektrokomponenten sind nicht ansatzweise ausgelastet, die Fixkosten gehen durch die Decke, Unternehmen geraten in Schieflage.“

Der Verbandschef setzt sich für Technologieoffenheit ein, in der neben E-Mobilität auch „grüne Verbrenner“ und Wasserstoffantrieb einen Platz finden. Niedersachsenmetall steht an der Spitze von 15 kooperierenden Arbeitgeberverbänden. In Summe vertreten sie 1500 Unternehmen mit mehr als 600.000 Beschäftigten, davon etwa 320 Automobilzulieferer in Deutschland.

Klimaneutraler Sprit als Hoffnungsträger

Um „grüne Verbrenner“ zu ermöglichen, sind klimaneutral produzierte Kraftstoffe nötig, die E-Fuels. Auch VW sieht sie als Chance, um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor schneller sauber zu bekommen, was es wiederum leichter machte, schärfere Grenzwerte für die Fahrzeugflotte in den nächsten Jahren einzuhalten. Verbandschef Schmidt bezeichnet den mittels elektrischer Energie aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid hergestellten Sprit als Technologie mit dem Potential, das System von Grund auf zu verändern.

„Bereits mit einer 5-prozentigen Beimischung von E-Fuel sind Verbrenner deutlich klimafreundlicher unterwegs als mit herkömmlichem Kraftstoff“, sagt er. „Und bei entsprechender Skalierung von grünem Wasserstoff in den sonnen- und windreichen Regionen etwa Südamerikas oder auf der arabischen Halbinsel werden E-Fuel-Preise erwartet, die vergleichbar mit den aktuellen Spritkosten sind.“ Umweltschützer bestreiten hingegen die Effizienz der Kraftstoffe. Auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hatte zuletzt Zweifel geäußert, dass die Einführung auf breiter Front Sinn ergebe.

Für 2026 hat die EU geplant, ihre CO2-Vorgaben zu überprüfen. Mit Spannung wird die Europawahl im Juni erwartet, deren Ergebnis sich auch auf die Autobranche auswirken kann. CDU und CSU fordern in ihrem Wahlprogramm, das Verbrenner-Aus rückgängig zu machen. In der Europäischen Volkspartei (EVP), Bündnis der christlich-demokratischen und konservativen Parteien in der EU, ist das Thema dagegen umstritten. Auch die Autobranche zeigt sich gespalten. Anders als VW sieht etwa BMW die Ziele der EU für das Jahr 2035 als nicht erreichbar an.

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