Für den Aufbau des 500 Milliarden Dollar teuren Infrastruktur-Projekts für Künstliche Intelligenz (KI) namens „Stargate“ in den Vereinigten Staaten will der Mitinitiator Open AI in großem Maße auf Halbleiter der beiden südkoreanischen Hersteller Samsung Electronics und SK Hynix setzen. Das kündigten die beteiligten Unternehmen nach einem Besuch des Open-AI-Chefs Sam Altman in Seoul an. Südkorea habe alle Zutaten, um weltweit führend in KI zu sein, sagte Altman, als er gemeinsam mit den Chefs der beiden Konzerne den Präsidenten Lee Jae-myung traf. Altman betonte „unglaubliches technisches Talent, erstklassige Infrastruktur, starke staatliche Unterstützung und ein florierendes KI-Ökosystem.“
Zuletzt hatten die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Südkorea stark gelitten. Erst hatte Donald Trump Samsung und SK Hynix überraschend eine Sondergenehmigung für die Ausrüstung ihrer Fabriken in China entzogen, dann war eine Razzia der Einwanderungsbehörde auf einer Fabrikbaustelle der koreanischen Konzerne Hyundai und LG Energy aus dem Ruder gelaufen.
Den potentiellen Megadeal mit Open AI feierte die Börse in Seoul am Donnerstag mit kräftigen Kursaufschlägen. Die Aktien von SK Hynix stiegen zeitweise um bis zu 12,4 Prozent und erreichten ein Rekordhoch von 400.000 Won (285 US-Dollar). Samsung-Papiere legten zeitweise um 4,7 Prozent zu und erreichten damit den höchsten Wert seit mehr als vier Jahren. Die Zuwächse der beiden größten Einzelwerte im koreanischen Leitindex Kospi sorgten auch dafür, dass das Börsenbarometer eine neue Bestmarke aufstellte: Er kletterte um mehr als 3 Prozent und durchbrach erstmals die Marke von 3.500 Punkten.
„Alles-oder-Nichts-Mentalität“ in der KI
Für Samsung stellt die Nachricht einen weiteren wichtigen Schritt in das große Geschäft mit der KI dar. Noch im Frühjahr hatte der Verwaltungsratschef Lee Jae-yong den Konzern vor einer Existenzfrage gesehen und seine Manager auf eine „Alles-oder-Nichts-Mentalität“ eingeschworen, weil Samsung den technischen Anschluss in der KI verloren habe. Der Aktienkurs hatte sich vom Sommer 2024 an innerhalb weniger Montag fast halbiert. Inzwischen steht er bei 89.000 Won sogar noch etwas oberhalb des Niveaus vom vergangenen Sommer.
Schon im Juli hatte ein Großauftrag von Elon Musks Autohersteller Tesla Samsungs KI-Ambitionen geadelt. KI-Chips der nächsten Generation im Wert von mindestens 16,5 Milliarden Dollar (rund 14 Milliarden Euro) will Tesla den Koreanern bis zum Jahr 2033 abnehmen und ist damit der erste bekannte Großkunde der neuen Halbleiterfabrik von Samsung in Texas geworden.
Mit Open AI unterzeichnete Samsung nun eine Absichtserklärung, durch die der Konzern laut dessen Vorsitzenden Lee zum „strategischen Speicher-Partner“ des KI-Pioniers aus Kalifornien werde. „Die Welt steht mit dem Aufkommen von KI an einem entscheidenden Wendepunkt, und die Branche muss zusammenarbeiten, um die Zukunft wirkungsvoll zu gestalten“, sagte Lee und kündigte gemeinsame „Durchbrüche“ an.
Angebot an fortschrittlichen Speicherchips erhöhen
Open AI schrieb in einer Mitteilung, dass die Partnerschaften mit Samsung und SK Hynix darauf abzielten, das Angebot an fortschrittlichen Speicherchips zu erhöhen, die für KI der nächsten Generation essentiell seien. Dadurch würden „Samsung und SK als wichtige Akteure der globalen KI-Infrastruktur positioniert“. Ziel sei es, dass Samsung und SK Hynix die Produktion fortschrittlicher Speicherchips hochfahren und „auf 900.000 DRAM Waferstarts pro Monat bei einem beschleunigten Kapazitätsausbau hinarbeiten“. Das sei entscheidend, um die fortschrittlichen KI-Modelle von Open AI mit Leistung zu versorgen.
Der Vorstandsvorsitzende von SK Hynix Chey Tae-won sagte, sein Unternehmen fühle sich „geehrt, als Kernpartner am Stargate-Projekt teilzunehmen“. Der zweitgrößte Chiphersteller des Landes, der bei für die KI wichtigen Speichern mit hoher Bandbreite führend ist, soll nun als Lieferant solcher High-Bandwidth-Memory für das Stargate-Projekt dienen.
Ein Sprecher von SK Hynix betonte, dass die Beteiligung am Stargate-Projekt die wirtschaftliche Allianz zwischen Korea und den USA in der KI stärken werde. „Diese Zusammenarbeit markiert den Beginn einer Innovationsreise über den gesamten Zyklus — von der Chipentwicklung bis zum Rechenzentrumsbetrieb — die das globale KI-Ökosystem neu gestalten könnte“, sagte er weiter.
Treffen mit dem Präsidenten
Auch andere Teile des riesigen Firmennetzes von Samsung haben Partnerschaften mit dem KI-Pionier aus Kalifornien geschlossen. So sollen der Baukonzern Samsung C&T und Samsung Heavy Industries gemeinsam mit Open AI den Bau schwimmender Rechenzentren prüfen. Solche Anlagen im Meer sollen umweltfreundlicher sein, weil sie zum Beispiel deutlich weniger Energie zum Kühlen brauchen als herkömmliche Anlagen an Land. Sie können auch eine platzsparende Variante für dicht besiedelte Uferregionen sein. Samsung SDS, die IT-Lösungseinheit des Konzerns, wird mit Open AI in der Entwicklung von KI-Rechenzentren und KI-Diensten zusammenarbeiten.
Auch in Südkorea selbst wollen die Konzerne gemeinsam neue KI-Rechenzentren bauen. Laut Open AI haben in dem Land so viele Kunden den Dienst ChatGPT abonniert wie sonst nur in den USA. So trafen sich die drei Vorstandschefs Lee, Chey und Altman im Anschluss an die Unterzeichnung ihrer Vereinbarungen auch mit dem koreanischen Präsidenten Lee Jae-myung. Der im Juni ins Amt gewählte Staatschef hat die Förderung von KI-Technologien zu einem seiner wichtigsten wirtschaftspolitischen Vorhaben erklärt. Die Halbleiter sind neben Autos und Schiffen die wichtigsten Exportprodukte des Landes. Mit einem 150 Billionen Won (91 Milliarden Euro) schweren staatlichen Wachstumsfonds, der in Innovation und Infrastruktur investieren soll, will Lee Korea zur drittgrößten KI-Macht in der Welt – nach den USA und China – avancieren lassen.