Ein Mitarbeiter der führenden Bank Italiens hat jahrelang die Konten von Prominenten ausspioniert, darunter ranghohe Politiker bis hin zur Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Ein zweiundfünfzigjähriger Italiener, der in einer Filiale der Bank Intesa Sanpaolo in der Nähe der süditalienischen Stadt Bari arbeitete, verschaffte sich Zugang zu mehr als 3500 Kunden in den zwei Jahren bis zum Frühjahr dieses Jahres. Intesa Sanpaolo hat den Mann im August entlassen, die Staatsanwaltschaft von Bari ermittelt.
Der Angestellte hatte keine Genehmigung für den Zugang zu den Konten. Gegenüber den Behörden gab er an, dass er allein und nur aus Neugierde gehandelt habe. Er habe auch keine Dokumente auf seinen Computer heruntergeladen. Intesa Sanpaolo ist nach eigenen Angaben bei internen Kontrollen auf die Datenpanne gestoßen. Rund 7000-mal soll der Mitarbeiter unbefugt auf Konten zugegriffen haben, darunter auch auf jene der Schwester der Ministerpräsidentin, Arianna Meloni. Gleiches gelte für Konten des Ex-Lebensgefährten der Regierungschefin, des Journalisten Andrea Giambruno.
Regierung ist alarmiert
Auch Verteidigungsminister Guido Crosetto, der designierte EU-Kommissar Raffaele Fitto, der Senatspräsident Ignazio La Russa, zwei Regionalpräsidenten, Staatsanwälte, Sportler und Schauspieler gehören zu den Betroffenen. Giorgia Meloni kommentierte den Vorfall mit bitterer Ironie auf der Plattform X: „Hier unser tägliches Dossier“, womit sie ein systematisches Ausschnüffeln durch verschiedene Stellen meint.
Die Regierung ist sensibilisiert, seit im vergangenen Jahr herauskam, dass ein Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes in Perugia über mehrere Jahre unbefugt auf Informationen über Politiker und Prominente zugegriffen hat. Einige Informationen gelangten auch in die italienische Presse. Regierungsmitglieder vermuten auch deshalb eine Verschwörung von regierungskritischen oder von ausländischen Kräften, wofür sich bisher aber keine Anhaltspunkte finden. Verteidigungsminister Crosetto stellte die Frage: „Wie viele Dossiers wurden erstellt, von welchen wissen wir noch nicht, und wer hat sie zu welchem Zweck beauftragt?“
Intesa Sanpaolo betonte in einer Erklärung, dass die Bank umgehend die zuständigen Behörden informiert und Disziplinarmaßnahmen eingeleitet hat. Das Unternehmen sei „ständig bestrebt, seine Systeme weiterzuentwickeln, um einen maximalen Schutz der Kundendaten zu gewährleisten“.
Mit Datenpannen haben Banken in Italien wie anderswo immer wieder zu kämpfen. Die Unicredit wurde im März dieses Jahres zu einer Strafe von 2,8 Millionen Euro verurteilt, wogegen sie in Berufung ging. Im Jahr 2018 waren Kontodaten von fast 800.000 Kunden gestohlen worden, in diesem Fall bei einem Hackerangriff. Auch Deutschland bleibt nicht verschont: Im Sommer 2023 kam heraus, dass Tausende Bankdaten ebenfalls in einem Hackerangriff abgegriffen wurden. Betroffen waren die Deutsche Bank, die Postbank, ING sowie die zur Commerzbank gehörende Comdirect.