Panafrikanische Malerei im Kunstmuseum Basel: Schwarzer Mann mit weißem Butler

Im Grunde genommen könnte man hinschwimmen zu dieser Ausstellung im schönen Basel. Denn direkt am Rhein liegt das Ausstellungsgebäude des Kunstmuseums, in dem eine Ausstellung gezeigt wird, die so erfolgreich ist, dass sie jetzt verlängert wurde. Ähnlich wie die Menschen im Fluss wird man hineingetrieben in die Bilder dieser großen Schau, 150 Werke von 120 Künstlern. Denn When We See Us hat sich nicht weniger vorgenommen, als „100 Jahre panafrikanische figurative Malerei“ zu zeigen.

Es ist eine Ausstellung der guten Laune. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass sich auf jedem der Stockwerke eine Soundinsel befindet, aus der Musik läuft. Auch auf den Bildern wird getanzt, es wird gefeiert, es wird gebetet, gereist, geliebt. Die Farben springen an. Schwimmen in Orange. Aufmerksamkeit durch Gelb und Pink. Es geht nicht um Sklaverei, nicht um Apartheid und Black Lives Matter. All das wird nicht negiert. Aber diese Ausstellung ist eine stolze, eine menschliche, eine unheimlich fröhliche Erzählung. Und sie wird den Kunstkanon verändern.

Ist das Pop-Art?

Denn die Ausstellung setzt dem weißen Kunstkanon nicht nur etwas entgegen, sie erzählt einen eigenen. Ein neuer Impressionismus, eine neue Pop-Art. Sind diese Werke überhaupt den Epochen zuzuordnen? Nehmen wir das Bild von Katlego Tlabela, 1993 in Südafrika geboren, das eine Villa zeigt, einen Pool, eine G-Klasse – Symbole des Reichtums, aber ist das Pop-Art? Egal, der Mann, der aus dem Pool steigt, ist Schwarz. Sein Butler weiß.

Konzipiert hat die Ausstellung ein Team um die Kuratorin Koyo Kouoh, Direktorin des Zeitz MOCAA in Kapstadt, von wo aus die Ausstellung reist. Basel ist die einzige Station in Europa. Gezeigt werden soll figurative Malerei vom afrikanischen Kontinent und aus der afrikanischen Diaspora. Auffällig viele Frauen sind dabei. Als Urheberinnen, aber auch als dargestellte Körper. Eine Timeline ist zu sehen. Ausstellungen, Schulen, Publikationen, politische Ereignisse, die im Forschungsprozess der Kuratorinnen wichtig waren. Allein das lohnt eine Stunde Betrachtung. Kriege, Magazine, Unis, von denen man noch nie gehört hat.

Kunstwerk auf Tischtuch: „Le modèle noir, d’après Félix Vallotton“ von Roméo Mivekannin

Foto: Laurent Belet/Courtesy of Jochen Zeitz Collection © 2024, ProLitteris, Zurich

Kunst-Auskenner haben hier erst mal nicht viel zu melden. Klar, man kennt die Künstlerin Mickalene Thomas von den coolen Partys in Los Angeles und New York. Man kennt María Magdalena Campos-Pons aus Kuba von den Biennalen der Welt. Kehinde Wiley, der das offizielle Porträt von Barack Obama malte. Vielleicht die Aktszene von Roméo Mivekannin, mit der rauchenden Schwarzen Frau neben der blass bleibenden Frau. Oder die in London lebende Malerin Lynette Yiadom-Boakye, die für den Turner Prize nominiert war. Aber von Chéri Cherin aus dem Kongo oder Sthembiso Sibisi aus Südafrika haben sie vermutlich noch nichts gehört, die haben ja nicht mal eine Wikipedia-Seite.

Aber kann das nicht nur scheitern? Eine ganze Erzählung panafrikanischer figurativer Malerei? Vielleicht ist diese Breitschultrigkeit auch mit Humor zu lesen, genau wie die Texte zu den einzelnen Bereichen, die von einem „Wir“ sprechen. „Wir wissen, wie man feiert“, „Wir sind die Größten der Welt“. Eher ein Mantra als eine ernsthafte Beschreibung. Vielleicht gibt es „die“ panafrikanische figurative Malerei gar nicht. Vielleicht gibt es aber auch nicht „die“ Kunstgeschichte. Was es auf jeden Fall gibt, ist tolle Kunst. Die Geschichten spinnt. Und Gefühle versprüht. Und die wahrscheinlich deswegen so beliebt ist, weil man sich in ihr treiben lassen kann wie im Rhein.

When We See Us. 100 Jahre panafrikanische figurative Malerei Kunstmuseum Basel Bis 24. November 2024

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