Öffentlicher Raum: Bloß nicht noch ein Begegnungscafé!

Rainald Manthe wartet am
S-Bahnhof Friedrichshagen. „Wie war die Fahrt?“, fragt er, und das ist
freundlich gemeint, aber auch gleich professionell. Denn Manthe ist sozusagen
Profi für S-Bahnhöfe und all die anderen Orte, durch die Menschen achtlos hindurchtreiben.
Dort geschieht etwas, das Manthe für ausgesprochen wertvoll hält. Nicht
unbedingt für die Bahnfahrer. Aber für die Demokratie. Wie bitte?

„Allein schon, wenn ich ein- oder
aussteigen will“, sagt Manthe und wedelt dabei mit der Hand Richtung Bahnsteig,
„nehme ich andere flüchtig wahr und muss mich auf sie einstellen, um nicht mit
ihnen zusammenzustoßen.“ Weichen sie aus oder ich? Jede Begegnung, und sei es nur
die wortlose in der S-Bahn-Tür, ist eine kleine Verhandlung darüber, wie wir
miteinander umgehen wollen. Man kann das für eine soziologische Binse halten. Oder
für das eigentliche Fundament unseres Gemeinwesens.

BahnhofDemokratieKulturMANSSchulen