Notenbank dieser USA: Wie viel Einfluss hat die Fed noch?

Seit Spätsommer vergangenen Jahres sind die amerikanischen Leitzinsen auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Die Zinsen waren auf ein Niveau in der Bandbreite zwischen 5,25 und 5,5 Prozent worden, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen und damit die Inflation zu zügeln. Die Inflation gab in den Vereinigten Staaten tatsächlich auf 2,8 Prozent nach. Aber lag das an der straffen Geldpolitik? Oder lag es doch eher daran, dass die von Pandemie und Krieg erschütterten Lieferketten an die neuen Verhältnisse angepasst wurden und damit preistreibende Knappheits-Situationen seltener wurden?

Voriges Jahr erwarteten viele Ökonomen in den USA, dass eine Geldpolitik, die die Teuerung besiegen kann, so straff sein müsse, dass sie eine Rezession auslöst. Davon ist längst keine Rede mehr. Die amerikanische Volkswirtschaft trotzt den Zinsen mit stattlichen Wachstumsraten von zwei Prozent und mehr in den nächsten Jahren, nach mehr als drei Prozent Wachstum im Vorjahr.

S&P 500 ist im letzten Jahr um 24 Prozent gestiegen

Eine wichtige Triebkraft für die US-Wirtschaft bleibt der Konsum, der in diesem Jahr leicht nachgegeben hat, aber immer noch robust ist. Wer vermutete, hohe Kreditkartenzinsen würden vielen das Einkaufen verleiden, sieht sich getäuscht. Ein wichtiger Faktor für die hohe Konsumneigung ist offenbar der beeindruckende Vermögensgewinn, auf den viele amerikanische Haushalte zurückblicken können. Der S&P-500-Index ist binnen der letzten zwölf Monate um 24 Prozent gestiegen. Das ist ein Faktor, der in makroökonomische Relevanz hineinwächst – angesichts der Tatsache, dass rund 60 Prozent der amerikanischen Haushalte Aktien besitzen. Noch höher ist die Hauseigentümerquote mit knapp 65 Prozent. Immobilienwerte steigen seit Jahren. Hohe Bauzinsen machen vielen Eigentümern nichts aus, weil sie ihre Kredite zu niedrigen Altzinsen fixiert haben.

Die wahre Überraschung am Mittwoch war, dass die amerikanischen Finanzmärkte auf die Neuigkeiten, die ihnen die Federal Reserve präsentierte, kaum reagierten. Die Zentralbanker kündigten an, dass – nicht wie im März noch vorhergesagt – drei Leitzinssenkungen in diesem Jahr wahrscheinlich seien, sondern nur noch eine. Es gab Phasen, da hätte eine solche Revision hektische Flecken auf den fahlen Gesichtern der Finanzmarktakteure erzeugt. Doch diesmal nicht. Stattdessen erreichten Aktien-Indizes neue Höchstwerte. Es ist, als ob die Finanzmärkte die Geldpolitik aktuell nicht so wichtig nehmen. Vielleicht haben sie damit gar nicht so unrecht.

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