Nigeria: Donald Trump bricht sein Versprechen, den USA militärische Konflikte zu ersparen

Der US-Präsident will Kombattanten des Islamischen Staates (IS) in Nigeria schon längere Zeit gewarnt haben, er werde sie als Vergeltung für Übergriffe auf christliche Gemeinden angreifen lassen. Nun hat Donald Trump es getan


Weihnachtliche Bombenstimmung bei US-Präsident Donald Trump, Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, USA, 25. Dezember 2025

Foto: Jessica Koscielniak/Picture Alliance/Reuters


Donald Trump spricht auf seiner Social-Media-Plattform Truth von einem „verheerenden Schlag gegen den IS-Terrorabschaum“ im Nordwesten Nigerias. Dessen Leute hätten „unschuldige Christen in einem Ausmaß angegriffen und brutal getötet, wie es seit Jahren, ja seit Jahrhunderten nicht mehr“. Er habe diese Terroristen bereits gewarnt, „dass sie die Hölle auf Erden erleben werden, wenn sie das Abschlachten von Christen nicht einstellen …“ Das Verteidigungsministerium hab zahlreiche perfekte Schläge geführt, „wie es nur die Vereinigten Staaten können“. Das US-Afrika-Kommando gab bekannt, dass der Angriff im Bundesstaat Sokoto mit den nigerianischen Behörden angestimmt gewesen sei. Eine zuvor vom Kommando auf X veröffentlichte Erklärung besagte, die Operation sei auf Anfrage der nigerianischen Behörden erfolgt, diese Erklärung wurde jedoch später entfernt und durch die Aussage von Verteidigungsminister Pete Hegseth ersetzt: Er sei „dankbar für die Unterstützung und Zusammenarbeit der nigerianischen Regierung“.

Die nigerianische Regierung tue zu wenig gegen islamistischen Terror, so der Eindruck in Washington

Die Wälder in Sokoto, die im Norden an Niger grenzen, dienen bewaffneten Mitgliedern des Islamischen Staates in der Sahel Provinz (ISSP), lokal bekannt als „Lakurawa“, als Operationsgebiet. Einige Analysten gehen davon aus, dass die ISSP-Zelle in dieser Region aus einer Gruppe von Hirten hervorgegangen sei, die sich wegen der Passivität des nigerianischen Staates zusammengeschlossen hätten, um Banditenüberfälle abzuwehren. Das nigerianische Außenministerium beschwichtigt, die Angriffe seien Teil einer laufenden Sicherheitskooperation mit den USA, die den Austausch von Geheimdienstinformationen und die strategische Koordination zur Bekämpfung militanter Gruppen umfasse. „Dies hat zu präzisen Treffern auf terroristische Ziele im Nordwesten Nigerias geführt“, so das Ministerium in einem Beitrag auf X. Anfang des Monats führten US-Flugzeuge Aufklärungsflüge über der Region durch. Vermutlich nutzten sie einen Flughafen im benachbarten Ghana als Ausgangspunkt.

Trump hatte zuvor kein Hehl aus seiner Absicht gemacht, massiv in Nigeria zu intervenieren, da die nigerianische Regierung seiner Ansicht nach nicht ausreichend gegen Angriffe islamistischer Gruppen auf Christen vorgehe. Man muss dazu wissen, Nigeria ist offiziell ein säkularer Staat, doch seine Bevölkerung ist nahezu gleichmäßig zwischen Muslimen (53 Prozent) und Christen (45) aufgeteilt. Gewalt gegen Christen erregt international große Aufmerksamkeit, besondere bei der religiösen Rechten in den USA, die im Fall Nigeria ein Beispiel religiöser Verfolgung sieht. Die Regierung Nigerias sieht das freilich anders. Sie argumentierte in der Vergangenheit, dass bewaffnete Gruppen sowohl Muslime als auch Christen ins Visier nähmen. Behauptungen in Washington, Christen würden verfolgt, spiegelten die komplexe Sicherheitslage nicht wider. Sie ignorierten die Bemühungen um den Schutz der Religionsfreiheit. Die Regierung hatte sich allerdings grundsätzlich bereit erklärt, mit den USA zusammen zu arbeiten.

Viele Konflikte sind eher auf kriminelle Motive als religiöse Auseinandersetzungen zurückzuführen

Analysten sehen die Situation in Nigeria als tief in der Geschichte der Region verwurzelt. In einigen Landesteilen gäbe es Konflikte zwischen muslimischen Wanderhirten und überwiegend christlichen Bauern-Communities wegen der Rivalität um Land und Wasser, verschärft durch ethnische und religiöse Zugehörigkeiten. Natürlich werden Priester zunehmend entführt, um Lösegeld zu erpressen. Doch handelt es sich hierbei eher um einen Trend, der mehr durch kriminelle Motive als religiöse Diskriminierung bedingt ist. Die Angriffe erfolgten einen Tag nach einem Bombenanschlag am Heiligabend auf eine Moschee im Nordosten Nigerias, bei dem mindestens fünf Menschen getötet und mehr als 30 weitere schwer verletzt wurden. Das nigerianische Militär macht Boko Haram für den Selbstmordanschlag in Borno verantwortlich, dem seit fast zwei Jahrzehnten bestehenden Zentrum eines dschihadistischen Aufstands. Donald Trump, der sich im Wahlkampf 2024 als „Kandidat des Friedens“ empfahl, hatte versprochen, die USA aus jahrzehntelangen „endlosen Kriegen“ zu befreien. Sein erstes Jahr im Weißen Haus war jedoch geprägt von zahlreichen Interventionen, darunter Angriffe auf Jemen, Iran, Syrien und andere Länder, sowie einem massiven Truppenaufmarsch in der Karibik gegen Venezuela.

Eromo Egbejule ist Westafrika-Korrespondent des Guardian.

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