Neue Lust hinaus Luxus: Wie Toyota Porsche und Mercedes attackieren will

Wenn Akio Toyoda ein neues Projekt vorstellt, greift er gerne zu ganz großen Worten. Als der Verwaltungsratschef von Toyota Motor die neue Konzernmarke Century vorgestellt hat, sagte er anlässlich der Eröffnung der Japan Mobility Show im Herbst in Tokio: „Ich möchte die Marke so aufbauen, dass sie die Seele Japans und den Stolz Japans mit der Welt teilt.“ Japan habe „seine Energie und Dynamik verloren. Es ist ein Herzenswunsch nach Weltfrieden und ein Bestreben, die nächsten hundert Jahre von Japan aus zu gestalten“, sagte der Enkel des Konzerngründers weiter, der 14 Jahre lang bis 2023 den Vorstand führte.

Hinter ihm blinkerte ein oranges Sportcoupé im Scheinwerferlicht: das Konzeptauto, mit dem der Branchenprimus das Interesse auf seine neue Marke lenken will. Jenseits der knalligen Show und der blumigen Worte ist der „Century“ vor allem eines: der Versuch der Japaner, in die Preisklasse noch oberhalb der schon bestehenden konzerneigenen Luxusmarke Lexus vorzustoßen.

Soll Lexus eine japanische Alternative zu den deutschen Oberklasse-Herstellern Mercedes, BMW und Audi bieten, so zielt Toyota mit der neuen Marke Century eher in Richtung Rolls-Royce und der Volkswagen-Marke Bentley. In Toyotas Heimatmarkt steht der Name Century seit fast 60 Jahren für eine konservative Stufenhecklimousine, in der sich unter anderem der Kaiser und Regierungsmitglieder chauffieren lassen. Vor zwei Jahren brachten die Japaner dann einen wuchtigen Luxus-SUV unter dem gleichen Namen heraus, mit dem sie vor allem die kaufkräftige Klientel in China erreichen wollen. Mit der Aufwertung zur eigenständigen Marke mit anfangs drei Modellen soll Century nach dem Willen von Toyoda „eine klare Identität als Japans Spitzenangebot unter den Automobilen“ erhalten.

Toyota kann sich Experimente leisten

Anfang Dezember startete der Toyota-Patriarch nun einen weiteren Versuch, Deutschlands Luxusauto-Hersteller anzugreifen. In der eigens für Zukunftsprojekte des Konzerns am Fuße des Bergs Fuji errichteten „Woven City“ präsentierte er drei neue Sportwagenmodelle, die die japanische Presse sogleich als Wettbewerber für Porsche, Mercedes’ Sportmarke AMG und Ferrari einstuften. Eines der Modelle, der GR GT, soll um das Jahr 2027 auf den Markt kommen. Für die anderen beiden, eine Rennversion des GR GT und eine Elektro-Variante des limitierten Lexus-Sportwagens LFA, wurden noch keine Erscheinungstermine genannt. Preislich soll der GR GT bei umgerechnet etwa 200.000 Euro liegen.

Toyota kann sich Experimente leisten. Während viele andere klassische Autobauer wie Volkswagen unter der schleppenden Transformation hin zu reinen Elektroautos und der neuen Billigkonkurrenz aus China leiden, steuern die Japaner abermals auf ein Jahr mit Rekordabsatz zu. Zwar drücken insbesondere die Zölle der Amerikaner auf die Gewinne. Allein im ersten Geschäftshalbjahr belasteten die zusätzlichen Exportkosten Toyota mit umgerechnet acht Milliarden Dollar. Für das Gesamtjahr konnten die Japaner im November dennoch ihre Nettogewinn-Prognose anheben auf 2,9 Billionen Yen (15,8 Milliarden Euro).

E-Autos als kopierbare Massenware?

Zugleich soll die neue Lust am Luxus Toyota auf Abstand zu den neuen Wettbewerbern aus China halten, die dem Konzern mit ihren günstigen Elektroautos das Massengeschäft nicht nur im Reich der Mitte selbst, sondern in ganz Asien erschweren. Verwaltungsratschef Toyoda sagte im Oktober in Woven City, dass die einfachere Bauweise der Elek­troautos dazu führe, dass Fahrzeuge zur Commodity werden könnten – also zum einfach nachzubauenden Massenprodukt ohne großen Wert.

Durch die Einführung von Century als eigener Marke im sogenannten „Ultra-Luxus-Segment“, wie Marken-Vorstand Simon Humphries es nennt, soll Lexus zugleich mehr Freiraum für innovative Konzepte erhalten. Die Hausmarke von Toyota sei bislang dafür zuständig gewesen, Mercedes und BMW zu imitieren, wie Toyoda sagte. Sie solle nun „weg vom Imitieren, hin zu Verbesserung und Innovation“ führen.

Wie das aussehen könnte, zeigte Markenchef Humphries: ein extra großer Van, der vorne zwei normale und hinten vier kleine Räder hat. Damit versucht Lexus einen Kleinbus in der Oberklasse zu eta­blieren. Humphries sieht darin den nächsten Schritt, nachdem die klassische Limousine in den vergangenen Jahren weitgehend vom SUV ersetzt wurde. Der neue Lexus mit sechs Rädern solle den Kunden in der Oberklasse etwas bieten, was er als „wirklich unbezahlbar“ bezeichnet: Freiraum und Platz, sich zu entfalten.

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