Neue Erkenntnisse zum Untergang dieser Bayesian gesucht

Die Bestimmung von Verantwortlichkeiten und die Bergung des Wracks stehen nach dem Untergang der Bayesian nun im Zentrum des Geschehens. Fünf der sechs überlebenden Passagiere haben Sizilien in einem Privatjet verlassen, unterdessen wird die Besatzung weiter in Sizilien verhört.

Gegen den neuseeländischen Kapitän James Cutfield ermittelt die Staatsanwaltschaft der italienischen Kleinstadt Termini Imerese unter dem Verdacht der fahrlässigen Tötung. Er wurde bereits mehrfach vernommen, ein Anwalt aus Palermo und einer aus Genua stehen ihm rechtlich zur Seite. Er habe von seinem Recht, keine Aussage zu machen, Gebrauch zu machen, sagte einer der Anwälte am Dienstagabend; die Verteidigung wolle sich noch Daten beschaffen, bis sie in der Lage sei, für ihren Mandaten zu argumentieren.

Laut italienischer Medien könnten sich die Ermittlungen auf weitere Besatzungsmitglieder ausweiten. Als Erster Offizier war der Niederländer Tijs Koopman an Bord, technischer Offizier waren der Brite Tim Parker Eaton. Zudem war ein Bootsmann aus Burma, ein Deckhelfer aus Spanien, eine irische Chefstewardess sowie jeweils eine weitere Stewardess aus Deutschland und aus Südafrika auf dem Schiff, bis es sank. Als einziges Crewmitglied starb der Koch Recaldo Thomas aus Kanada.

Das Schiffswrack soll gehoben werden

Unterdessen wollen die italienischen Behörden das Wrack der Bayesian so rasch wie möglich bergen. Denn es stellt ein Umweltrisiko dar, weil der Tank auf dem Meeresgrund 18.000 Liter Treibstoff und Öl enthält. Die Flüssigkeit könnte erst nach oben gepumpt werden oder zusammen mit der Yacht an die Oberfläche gebracht werden.

Die Verantwortung für die Fragen der Bergung liegt beim Yachtbetreiber Camper & Nicholson, der Eigentümerin Angela Barcares, der Witwe des verstorbenen Unternehmers Mike Lynch, die das Unglück überlebt hat, sowie bei den italienischen Behörden. Versicherungsfragen spielen dabei auch eine Rolle: Die Familie Lynch soll bei der Versicherung British Marine versichert gewesen sein, die zur australischen Qbe-Gruppe gehört. Sie ist auf Haftpflichtversicherungen im maritimen Bereich spezialisiert.

Gibt es ein Leck?

Eine Bergung würde zudem den Ermittlungen dienen. Eine der vielen Theorien wurde auf der Webseite „Shipping Italy“ vom ehemaligen Yachtkapitän und Sachverständigen Roberto Nencioni vertreten: Danach könnte sich die beim Sturm losgerissene Ankerkette in den drehenden Propellerwellen verfangen und ein Leck in den Rumpf geschlagen haben.

Wenn das Wrack auf dem Meeresgrund auf der Seites dieses Leck liegen sollte, wäre es für die Taucher nicht sichtbar. Eine Sprecherin des Unternehmens TISG, zu dem der italienische Bayesian-Schiffskonstrukteur Perini Navi gehört, bestätigte der F.A.Z., dass dies eine Möglichkeit sei.

Unklar ist bis heute, warum in kurzer Zeit viel Wasser in das Boot eingedrungen ist. Der TISG-Gründer und Vorstandsvorsitzende Giovanni Costantino hatte im Interview mit der F.A.Z. die Vermutung geäußert, dass Türen oder Luken der Bayesian offen standen, weil die Besatzung auf das Unwetter nicht vorbereitet war. Ein Leck im Rumpf wäre eine andere Erklärung. Eine treibende Ankerkette ist in jedem Fall eine große Gefahr. Die Besatzung habe daher auch die Möglichkeit, eine solche Kette in Notsituationen vom Boot aus abzutrennen; sie müsse nicht langwierig eingeholt werden, erläutert die Unternehmenssprecherin.

Eine andere Vermutung lautet, dass Wasser im Beibootraum wegen undichter Türen oder Öffnungen eintrat, wodurch auch der nahe gelegene Maschinenraum überflutet wurde. Die Staatsanwaltschaft interessiert sich zudem für die Frage, warum laut der bisherigen Rekonstruktion der Hergänge vom Untergang der Bayesian bis zum Abschuss einer ersten Leuchtrakete rund eine halbe Stunde verging. Die Überlebenden retteten sich erst in ein Beiboot der Bayesian und wurden dann von dem niederländischen Segelschiff „Sir Baden Powell“ aufgenommen.

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