Neue Entdeckungen: Als Nächstes dann wohl Winnetou

Natürlich können wir nicht verlässlich in die Zukunft sehen. Nun haben wir es aber besonders schwer: Unsere Brillen sind noch fassungslos wegen Brandenburg, der Fensterputzer hat Corona, und kurz vor Oktober verliert sich die Sonne früh am Horizont und überhaucht ihr Rund mit dem Abglanz erlöschenden Lebens, wie Flaubert sagt.

Außerdem kommen wir ja zu nichts: Es gibt Neues von Wolfgang Amadeus Mozart, ein unbekanntes Werk, oder wie wir Berufsjugendlichen im Feuilleton sagen: Mozart hat einen freshen Track gedroppt. Vorher wurden fünf in Archiven verbuddelte Briefe des Dichters Heinrich von Kleist entdeckt, und als wir die gerade lesen wollten, wehte noch eine übersehene Ballade von Udo Jürgens herein, kurzum: Ständig erreicht uns etwas neues Verschollenes und Wiedergefundenes, und wir trauen uns gar nicht, den Jürgens zu hören, denn sobald der erste Klavierakkord in unseren Ohren mayonnaist, wird ein Hausmeister Fotos von bis dahin ungesehenen Toren von Franz Beckenbauer gefunden haben, das Frühwerk des Kaisers auf einem Bolzplatz in München-Giesing, was eine Sondersendung des Sportstudios und eine Pop-up-Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zur Folge hat, wohin wir natürlich sofort fahren – wobei der Zug hinter Dresden wegen literaturhistorischer Erschütterung stehen bleibt, Durchsage: Dollarnote in Karl Mays Wildlederponcho entdeckt, er war doch in Amerika; und da steigen wir auf freier Strecke aus und eilen ins May-Haus nach Radebeul, wo schon kulturnahe Rentner mit gut belüfteten Füßen warten und ein paar Demonstranten sturmklingeln, die sich ihren Winnetou auch hiervon nicht wegnehmen lassen.

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