Am Ende spielen sie mit offenen Karten. Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl geben vor ihrem „Tatort“-Finale zu, mehrfach wegen schlechter Drehbücher daran gedacht zu haben, als Fernseh-Ermittler aufzuhören.
Aber: „Wir haben immer eine Verantwortung gespürt, auch eine Solidarität gegenüber dem Sender und nicht zuletzt gegenüber den Zuschauern. Deswegen haben wir uns dann wieder zusammengerauft“, lässt sich Miroslav Nemec in dem Buch „Nemec & Wachtveitl – Das Münchner Kult-Duo“ (Gmeiner Verlag, 28 Euro) der Münchner Autorin Stefanie Thyssen zitieren, warum man nun doch die hundert vollmache als Kommissar Ivo Batic und Kommissar Franz Leitmayr. Udo Wachtveitl: „Was es tatsächlich gibt, ist eine Loyalität zum ganzen Projekt. Das setzt man nicht wegen einer Streiterei aufs Spiel.“
„Wirklich schlecht.“ „Miserabel war der“
Kein Blatt vor den Mund nehmen die beiden bei der Benennung von aus ihrer Sicht schlechten „Tatort“-Folgen des Bayerischen Rundfunks, von denen sie sich wünschten, „dass einer im BR-Archiv mit dem Magnetband da vorbeigeht und sie unbrauchbar“ macht, wie Wachtveitl es formuliert. Gleich für seinen zweiten „Tatort: Wer zweimal stirbt“, den im März 1991 immerhin 11,7 Millionen Zuschauer sahen, schämt sich das Kommissarsduo. Ebenso bekommt der fünfte, „Sommernachtstraum“, der im Umfeld einer Sekte spielt, den Doppeldaumen nach unten: Nemec bezeichnet ihn als „wirklich schlecht“, und Udo Wachtveitl urteilt: „Miserabel war der.“
Der absolute Tiefpunkt sei aber mit dem 52. gemeinsamen „Tatort“ im März 2009 erreicht gewesen: Im „Gesang der toten Dinge“ mit André Eisermann in einer Gastrolle, geht es um den Tod einer TV-Astrologin und die Welt der Esoterik. Wachtveitl schreibt vor Drehbeginn sogar einen Brandbrief an die Verantwortlichen und warnt davor, einem „letztlich mystischen und aufklärungsfeindlichen Weltbild das Wort zu reden“. Es hilft nichts.
Aber es gibt auch die private Bestenliste der beiden. Der zwölfte Fall, „Frau Bu lacht“ (Regie Dominik Graf), steht in der Hitliste ganz oben. Miro Nemec begründet das so: „Das Drehbuch von Günter Schütter war so gut, dass man beim Spielen ,drunter bleiben‘ konnte, wie wir sagen. Die Texte wirkten für sich.“ Dann kommt 1999 „Norbert“ mit Jürgen Tarrach in Topform. Der erhält für seine Leistung als buchstäblich armes Schwein sogar den Deutschen Fernsehpreis.
Und schließlich 2001 „Ein mörderisches Märchen“ (Buch Daniel Martin Eckhart, Regie Manuel Siebenmann) mit Hilmar Thate als Märchenonkel, der aus Versehen beim Dreh mit seiner Pistole sogar Miro Nemec eine Platzwunde am Kopf zufügt. Für den 28. Fall von Nemec/Wachtveitl gab’s immerhin eine Nominierung für den Grimme-Preis.
Source: faz.net