DIE ZEIT: Herr Biedermann, Ihr Roman Lázár zählt zu den erfolgreichsten Büchern dieses Jahres. Gibt es etwas an der Rezeption Ihres Buches, das Sie als irritierend empfanden?
Nelio Biedermann: Interessant war für mich, dass einige behaupteten, der Roman habe kitschige Passagen. Das ist nicht ganz falsch, aber es wurde nicht immer gesehen, dass es sich dabei um literarische Verweise handelt und der Kitsch ironisch eingesetzt wird. Viele Personen in meinem Roman sind Leser, sie verhalten sich daher ganz bewusst wie Romanfiguren, die sich ihre Gefühle angelesen haben. Sie haben die Schwarze Romantik internalisiert und auch den Gefühlskult der Empfindsamkeit. Die Literatur formte die Charaktere um 1900 eben viel stärker, als sie es in unserer Zeit tut. Ein anderer Aspekt sind die Sexszenen. Auf die werde ich auch in jeder Lesung angesprochen.