Nachruf: Zum Tod unseres langjährigen Verlegers Klaus Kottmeier

Klaus Kottmeier, langjähriger Sprecher der Geschäftsführung und bis Ende 2019 Aufsichtsratsvorsitzender der dfv Mediengruppe, ist am 21. Juni 2024 in Bad Homburg vor der Höhe verstorben. Wir trauern um einen exzellenten Verleger, vor allem aber um einen wunderbaren Menschen. Er war unser Chef und immer auch unser Kollege.

Im September vergangenen Jahres feierte Klaus Kottmeier seinen 90. Geburtstag. Wir Gratulanten erlebten ihn plaudernd, munter und auf der Höhe der Zeit wie eh und je – ein Mann, der niemals aufhörte, die Welt neu zu entdecken, der mit der Erfahrung von Jahrzehnten die Gegenwart scharfsinnig analysierte und seinen Blick in die Zukunft richtete. 

Klaus Kottmeier prägte die dfv Mediengruppe über fünf Jahrzehnte. Kottmeier kam 1969 als Verlagsleiter der Lebensmittel Zeitung zur dfv Mediengruppe nach Frankfurt am Main. Das war der Beginn seines raschen Aufstiegs. Kottmeier übernahm nach und nach zusätzliche Verantwortung und wurde 1976 zum Geschäftsführer, später zum Sprecher der Geschäftsführung berufen. Mehr als 40 Jahre lang prägte er in dieser Funktion und als Vorsitzender des Aufsichtsrats das Unternehmen, das unter seiner Ägide zu einem der führenden europäischen Fachmedienhäuser aufstieg.

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Ein Verleger vom Fach: Zum 90. Geburtstag von Klaus Kottmeier

Klaus Kottmeier prägte die dfv Mediengruppe, in der auch die TextilWirtschaft erscheint, über Jahrzehnte. Am 16. September wird er 90 Jahre alt. Eine Würdigung.

  

Unternehmen brauchen Wachstum, das war Kottmeiers Credo. Er investierte in neue Titel: Handel, Gastronomie, Food waren anfangs die Branchen, die er in den Fokus nahm, dazu passte die Fleischwirtschaft, später die Agrarzeitung. 1986 konnte er Horizont übernehmen. Die Reise- und Immobilienbranche sowie die dfv Euro Finance Group kamen hinzu. Als Kottmeier Ende 2019 aus dem Aufsichtsrat ausschied, hinterließ er seinen Nachfolgern eine Unternehmensgruppe, die fast 100 Medienmarken verlegte, mehr als 140 Mio. Euro Umsatz erzielte und 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigte.
Wenn er nach dem Geheimnis seines Erfolgs gefragt wurde, nannte er als Erstes die Stärken „seiner“ Redaktionen. Wer als Journalist Fachleute informieren will, so seine Überzeugung, muss ihnen auf Augenhöhe begegnen, die Themen und die Protagonisten seiner Branche aus der Nähe kennen. Qualitätsjournalismus hat Kottmeier zu einer Zeit ermöglicht, als es den Begriff noch gar nicht gab. Exzellenz, Vorsprung im Wettbewerb, besser sein als die Konkurrenz: das forderte er genauso von denen, die für die Vermarktung der Inhalte, für das zielgruppengerechte Marketing und den Vertrieb der Medien zuständig waren und sind.

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Bundesverdienstkreuz für Klaus Kottmeier

Für seine Tätigkeit als Verleger und sein großes ehrenamtliches Engagement im Bereich Medien wurde der Aufsichtsratsvorsitzende der Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag, Klaus Kottmeier, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

 

Was sich aus der historischen Perspektive wie eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte liest, unterlag zu Kottmeiers Zeiten natürlich dem Auf und Ab der Konjunktur; Branchenkrisen erfassten auch die Branchenmedien. Und tiefgreifende Umbrüche der Zeitgeschichte – die deutsche Einheit, die wirtschaftliche Integration Europas, die Digitalisierung aller Lebensbereiche – stellten die Medien vor immer neue Herausforderungen. Kottmeier steuerte den Fachverlag, der sich zur dfv Mediengruppe entwickelte, mit Mut und Selbstbewusstsein, aber ohne jegliche Überheblichkeit durch viele politische und wirtschaftliche Turbulenzen.

Dabei genoss er das tiefe Vertrauen, das ihm die Gesellschafterfamilie Lorch, seit 1999 repräsentiert durch den Hauptgesellschafter Andreas Lorch, entgegenbrachte. Kottmeier war zwar ein angestellter Manager, konnte aber im Zusammenspiel mit seinem kongenialen Partner und Kollegen Peter Ruß über die Jahre und Jahrzehnte wie ein Unternehmer handeln. Das Vertrauen zahlte er durch Erfolg zurück. Eine so enge Beziehung zwischen Eigentümern und Management ist überhaupt nur in mittelständischen, familiär geführten Unternehmen möglich – aber auch dort alles andere als selbstverständlich. 

Kottmeier seinerseits gab das Vertrauen weiter: Geschäftsführer, Verlagsleiter und Chefredakteure hatten viel Spielraum, selbstständige Führung traute er ihnen nicht nur zu, sondern erwartete sie auch. Und er vertraute Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses. Sie erlebten ihn als nahbaren Chef, als Patron, der Autorität und menschliche Wärme zugleich ausstrahlte. 

Wir nehmen Abschied von einem großen Verleger der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es war uns Freude und Ehre, mit Klaus Kottmeier zusammenarbeiten zu dürfen. Wir werden sein Andenken bewahren und sein Lebenswerk in die Zukunft fortführen.

Die Geschäftsführung Peter Esser, Sönke Reimers, Thomas Berner, Markus Gotta

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