Es gab von Beginn an Unklarheiten, was Donald Trump genau gemeint haben könnte, als er kürzlich die Wiederaufnahme von Atomtests ankündigte. Nun hat der amerikanische Energieminister die Worte seines Präsidenten präzisiert: „Die Tests, über die wir gerade sprechen, sind Systemtests. Das sind keine nuklearen Explosionen“, sagte Chris Wright dem Fernsehsender Fox News.
Man werde neue Waffensysteme testen und prüfe dabei alle anderen Teile einer Atomwaffe. Orte wie der Wüstenstaat Nevada, wo früher Atomtests durchgeführt wurden, müssten also keine Atompilze erwarten.
Weiter sagte Wright, die Modernisierung des nuklearen Arsenals sei eine entscheidende Priorität. „Viele unserer Waffen sind sehr alt.“ Man müsse das Waffenarsenal modern und auf dem neuesten Stand halten, um weltweit führend zu sein. „Das ist die einzige Möglichkeit, Frieden im Ausland und Wohlstand im eigenen Land zu garantieren“, sagte Wright.
Trump sagt: Andere Länder testen auch
Während das Pentagon etwa für die Trägersysteme zuständig ist, stehen wichtige Bereiche des Atomarsenals unter der Aufsicht des Energieministeriums und der diesem unterstellten Atomsicherheitsbehörde NNSA.
Trump hatte in der vergangenen Woche die sofortige Wiederaufnahme von Atomwaffentests angekündigt und mitgeteilt, das Verteidigungsministerium angewiesen zu haben, mit Tests „auf gleicher Grundlage“ zu beginnen. Fachleute wiesen darauf hin, dass dies gar nicht von einem Tag auf den anderen möglich sei, sondern Monate vorbereitet werden müsse.
Der Präsident hatte den Schritt damit begründet, dass andere Länder ebenfalls Tests durchführten. In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS, das vor der Äußerung des Energieministers aufgezeichnet worden war, behauptete der Präsident nun, ohne die Aussage zu belegen, Russland habe einen Test angekündigt. Nordkorea teste ständig. Andere Länder testeten auch, sagte er weiter.
Andere widersprechen Trumps Darstellung
Er zählte dabei auch China auf. „Man weiß nicht unbedingt, wo sie testen. Sie testen weit unter der Erde, wo die Menschen nicht genau wissen, was bei den Tests vor sich geht“, sagte er. Er wolle nicht, dass die Vereinigten Staaten das einzige Land seien, das nicht teste.
Richard Correll, Trumps Kandidat für die Leitung des für das Nukleararsenal zuständigen strategischen Kommandos Stratcom, sagte indes in der vergangenen Woche im Kongress aus, weder Moskau noch Peking führten derzeit Atomtests durch.
Moskau hatte jüngst Trägerraketen getestet, was Washington auch immer wieder tut – ohne Atomsprengköpfe. Das chinesische Außenamt teilte mit, dass Peking seine Zusage eingehalten habe, Nukleartests auszusetzen. Die Regierung hoffe, dass auch Washington dieser Zusage nachkomme, sagte Sprecherin Mao Ning. Moskau teilte mit Blick auf seine jüngsten Waffentests, diese seien „nicht nuklear“ gewesen. Der Kreml kündigte für den Fall einer Wiederaufnahme amerikanischer Atomtests eine entsprechende Reaktion an.
Die Vereinigten Staaten hatten zuletzt 1992 einen Atomwaffentest durchgeführt. Danach wurde unter Präsident George H. W. Bush ein Moratorium verkündet. Washington hatte zwar einen Kernwaffenteststopp-Vertrag unterzeichnet, aber nie ratifiziert.
Die Zuverlässigkeit des amerikanischen Nukleararsenals wird seither durch Experimente und Computersimulationen getestet, die auch den Vorteil haben, dass Gegner keine Informationen abschöpfen können, was bei echten Detonationen nicht auszuschließen ist.
Source: faz.net