Nach Skandal mit Rezo: Magazin STRG_F tritt kürzer

Nach großer Kritik an mangelhaften Recherchen für Videos über Superreiche und über ein Nahrungsergänzungsmittel, mit dem der Influencer Rezo in Verbindung gebracht wurde, der sich daraufhin beschwerte, ändert das Jugendformat STRG_F (gesprochen: Steuerung F) seine Arbeitsweise.

Das ergibt sich aus einem 17 Seiten langen Untersuchungsbericht, an dem Journalisten aus dem NDR und von außerhalb des Senders ­mitgewirkt haben. Das Format STRG_F, das von NDR und „funk“ verantwortet wird, gibt zu, dass es Fehler bei der Einhaltung journalistischer Standards gab: „In unserem Statement-Video als erste Reaktion auf Rezos Vorwürfe haben wir uns reflexhaft verteidigt und waren nicht ausreichend fähig zur Selbstkritik. Wir hätten innehalten müssen, um die Fehler zu klären und die eigene Haltung zu reflektieren.“

Eine Ursache für Fehler sehen die Macher darin, dass man sich angesichts des wöchentlichen Outputs von STRG_F „in eine Überlastungssituation manövriert hatte“. Deshalb werde der Output nun von 43 auf 30 Videos im Jahr reduziert. „Das fällt uns nicht leicht, aber so haben wir künftig mehr Zeit für Recherchen, Prüfverfahren und Quellentransparenz“, heißt es. Es werde einen zusätzlichen Faktencheck geben, bevor ein Video veröffentlicht wird. Man wolle zudem die Quellen, auf die sich Recherchen stützen, transparent machen.

„Endfertigung unter hohem Zeitdruck“

Ein weiterer Kritikpunkt von Rezo und anderen wird ebenso beherzigt: „Wir werden Presseanfragen nach Möglichkeit mit mehr Vorlauf stellen und Einzelpersonen längere Antwortfristen gewähren.“ Auch mit den Videos, die von Zuschauern und Medien kritisiert wurden, habe man sich intensiv beschäftigt. So sind die einzelnen Rechercheschritte zum Video über Nahrungsergänzungsmittel im Bericht dargelegt. Sie zeigen eine überforderte Redaktion. So heißt es, dass die „Endfertigung des Videos unter hohem Zeitdruck stattgefunden hat“.

Das Video sei während einer Nachtschicht bis in den frühen Morgen zu Ende geschnitten worden. Noch am selben Morgen und im Laufe des Tages haben die Vertonung stattgefunden. „Als ein Telefonat mit Rezo am Nachmittag des Veröffentlichungstages geführt wurde, war das Video also bereits fertiggestellt. Die Beteiligten von STRG_F waren zu dem Zeitpunkt aufgrund der Nachtschicht übermüdet, das Telefonat mit Rezo ist von unterwegs, zu Fuß und während einer Autofahrt, geführt worden, ohne dass Notizen angefertigt wurden. Das Telefonat war konflikthaft verlaufen, der Inhalt des Telefonats konnte danach nur bruchstückhaft wiedergegeben werden.“ Sodann heißt es im Bericht: „Es wäre notwendig gewesen, dass sich STRG_F mehr Zeit für die Klärung der offenen Fragen nimmt und Rezo erneut kontaktiert.“

Droht „STRG_ENTF“?

Zu dem viel kritisierten Video „Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie beeinflussen Superreiche das Klima?“, das im Dezember umbenannt wurde in „Privatjets, Yachten, Kaviar: Wie ein luxuriöser Lebensstil das Klima zerstört“, stellt der Bericht klar, dass der damals porträtierte Protagonist reich, aber nicht „superreich“ sei. Man hatte versäumt zu prüfen, ob die Person wirklich wohlhabend ist. Hier habe man nicht ausreichend nach Belegen gefragt. Zudem existierte offenbar auch keine Firma, in der der Protagonist als Geschäftsführer oder Gesellschafter fungiert.

STRG_F räumt nun ein, dass bei der Darstellung unangemessen zugespitzt wurde. Man will es nun besser machen. Ob die Vorgaben umgesetzt werden, wird man ab dem 2. Juni sehen können. Für diesen Sonntag kündigen Lutz Ackermann, Redaktionsleiter STRG_F, und Dietmar Schiffermüller, Leitung „Team Stories“, das nächste Video an. „Wir haben unter den neuen Bedingungen bereits einige Videos vorproduziert und werden auch in Zukunft mit mehr Vorlauf arbeiten, um Drucksituationen künftig möglichst vermeiden zu können.“ Wie es scheint, hat STRG_F vom NDR eine Gelbe Karte bekommen. Bei wei­teren Fehlern droht vermutlich STRG_ENTF.

Source: faz.net