Die Insolvenz von insgesamt sieben Esprit -Gesellschaften im Mai war ein echter Paukenschlag. Noch ein namhaftes Modeunternehmen schien sich mitten in der Insolvenzwelle der Branche vom Markt zu verabschieden. Doch was sich nun herausstellt: Während alle 56 Filialen von Esprit in Deutschland schließen, wird die Marke vorerst überleben.
Nachdem Deichmann schon im September Interesse bekundet hatte, übernimmt der größte Schuhhändler Europas die Markenrechte für die Schuhe von Esprit. Das teilte das Unternehmen aus Essen am Dienstag der F.A.Z. mit. Über den genauen Kaufpreis machte Deichmann keine Angaben. Demnach gilt der Coup nicht nur den Schuhmarkenrechten in Europa, sondern auch jenen in den USA. Operative Firmenanteile von Esprit übernimmt Deichmann nach eigenen Angaben allerdings nicht. Schon seit 2019 führt Deichmann Esprit-Schuhe in seinem Sortiment, dafür mussten die Essener bisher eine Lizenzgebühr zahlen. Mit der Übernahme der Markenrechte entfällt diese Zahlung.
Als Erstes hatte die Funke Mediengruppe mit Verweis auf eigene Quellen über den Deal berichtet. In dem Bericht hieß es, Deichmann sichere sich die gesamten Markenrechte von Esprit, also nicht nur jene für Schuhe, und werde die Rechte für Kleidung an Theia Brands weitergeben. Deichmann wiederum teilte der F.A.Z. mit, dass die Markenrechte im Textilbereich an die Theia Group of Companies gehen. Somit ist klar: Das Filialgeschäft von Esprit ist hierzulande tot, aber die Marke bleibt vorerst erhalten.
Zweite Insolvenz innerhalb von vier Jahren
Das Unternehmen ist global in 40 Ländern aktiv und hatte schon im Jahr 2020 ein Schutzschirmverfahren in die Wege geleitet. Schon damals machte Esprit 50 Filialen dicht, 1100 Beschäftigte verloren ihren Arbeitsplatz. Die Modefirma war schon damals kein Einzelfall: Wie bei vielen anderen vorwiegend stationären Modegeschäften brachten die Schließungen während der Corona-Pandemie das Fass zum Überlaufen. Hohe Energie- und Lohnkosten sowie ein verschlafener digitaler Wandel brachen vielen Unternehmen das Genick. Auch bekannte Namen wie Hallhuber , Escada oder Peek & Cloppenburg meldeten in den vergangenen Jahren Insolvenz an. Nach den Angaben des Branchenmagazins „Textilwirtschaft“ schlitterten mindestens 136 Modeanbieter im vergangenen Jahr in die Insolvenz.
Auch in der Schuhbranche geht die Insolvenzangst um, bekannte Namen wie Görtz, Salamander oder Reno waren davon betroffen. Wie Deichmann auf Nachfrage betont, erfreuen sich Esprit-Schuhe nach wie vor großer Beliebtheit. Mit der Übernahme der Markenrechte könnte der Schuhhändler seine Stellung auf dem Markt zementieren. Deichmann steigerte im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz vor Abzug der Umsatzsteuer um sieben Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Auf den Heimatmarkt Deutschland entfällt rund ein Drittel des Umsatzes.