Nach Charlie Kirks Tod: Wie Trumps Schuldzuweisung zu Händen den Mord Furcht einflößt

Der US-Präsident lässt zur Ehrung des getöteten konservativen Influencers Charlie Kirk die Flaggen landesweit auf Halbmast setzen. Er ruft zum Gewaltverzicht auf, doch die Rhetorik bei seinen Schuldzuweisungen gegen Linke lässt schaudern


Ein Märtyrer wie Jesus: Trauerkundgebung für Charlie Kirk am 11. September 11 in Illinois

Foto: Anadolu Jacek Boczarski



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Es war ein grausiger Mord am 31-jährigen Charlie Kirk vor Hunderten von Zuhörern bei einer politischen Veranstaltung, ein Schock. Mehrere Politiker beider Parteien sagten daraufhin Veranstaltungen ab aus Sorge um ihre Sicherheit. Doch gemeinsames Pausieren bei der momentanen politischen Auseinandersetzung, um über den Verlust eines Menschenlebens, eines Vaters von zwei Kindern, zu trauern, ist nicht angesagt. Dabei wäre das besonders angeraten angesichts der politischen Dimensionen, die dieses Attentat angenommen hat.

Man kann die Reaktionen auf den tödlichen Schuss nicht eins zu eins vergleichen mit dem versuchten Anschlag auf Donald Trump am 13. Juli 2024 in Pennsylvania, der letztendlich von den Republikanern im Wahlkampf genutzt wurde. Die Rede war seinerzeit von einem durch Gott erretteten Präsidentschaftskandidaten.

Charlie Kirk, Gründer der weit rechtslastigen Jugendbewegung Turning Point und in den Augen seiner Leute ein charismatischer Patriot, war ein politischer Mensch, anti-islamisch, anti-trans, anti-woke – für ein weißes und christliches Amerika. Und er war passionierter Anhänger Donald Trumps. Der Präsident tat nun kund, „radikale Linke“ hätten „wunderbare Amerikaner wie Charlie mit Nazis verglichen“. Diese Rhetorik sei „direkt verantwortlich für den Terrorismus, wie wir ihn heute in unserem Land sehen“.

„Radikale Linke“ sind in Trumps Weltbild auch Politiker der Demokratischen Partei

Dehnbar ist, wer alles unter die Rubrik „Terrorismus“ fällt. Trump sagte, seine Regierung werde „jeden einzelnen finden, der zu dieser Gräueltat und anderer politischer Gewalt“ beigetragen habe und sich gegen „die staatlichen Gesetzeshüter“ stelle. Im gegenwärtigen politischen Kontext dürften damit die Amerikaner gemeint sein, die gegen Trumps Maßnahmen zum Abschieben „Illegaler“ protestieren. Hat der Präsident doch schon Übung darin, Nationalgarde und Militär einzusetzen. Und „radikale Linke“ sind in Trumps Weltbild auch Politiker der Demokratischen Partei.

Charlie Kirk hat mit seiner intensiven Arbeit unter jungen Menschen dazu beigetragen, Donald Trump an die Macht zu bringen und an der Macht zu halten seit der Wahlnacht Anfang November 2024. Unter dem läuft es gar nicht schlecht für den Präsidenten, auch wenn es dessen politische Gegner nur schwer verkraften, dass der übergewichtige alte Mann am liebsten nur Golf zu spielen scheint, tatsächlich aber die USA tief verändert. Die zahlenmäßige Mehrheit für seine Politik der Einschnitte mag er nicht haben; doch Umfragen mit negativen Werten sind für ihn nicht besonders relevant.

Trump nutzt die Loyalität seiner „Make America Great Again“-Bewegung und die Macht des Staates, um abzuschieben, maskierte Regierungsmitarbeiter auf die Straßen zu schicken und Menschen wegzusperren.

Der MAGA-Zusammenhalt wurde klar unterschätzt

Trump baut das Justizministerium, das FBI und Verteidigungs- jetzt Kriegsministerium um, sodass diese ihm nicht im Wege stehen und nutzt ihm freundlich gesonnene Gerichte, um fragwürdige Maßnahmen abzusegnen. Vor diesem Hintergrund kann Trumps Schuldzuweisung für den Mord Furcht einflößen.

Es spricht wohl nichts gegen die Annahme, dass der Mord an Charlie Kirk die Trump-Bewegung noch mehr zusammenbringt. Diesen MAGA-Zusammenhalt haben die politischen Gegner stets unterschätzt. Schon mehrmals sind Hoffnungen laut geworden, dies oder das werde MAGA auseinandertreiben. Was derzeit zusammenführt, ist nicht zuletzt die Kontroverse um die „Epstein Akten“, gemeint ist Material über den 2019 verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, das angeblich zahlreiche Namen prominenter Freunde und Mitwisser enthält.

Trump hatte im Wahlkampf versprochen, die Dokumente freizugeben, tut es nun jedoch nicht. Demokraten spekulieren, freilich ohne es zu wissen, dass er in den Aufzeichnungen wohl vorkomme. Doch gilt hier ebenso: Letztendlich halten die MAGA-Anhänger zusammen. Wenn einer von ihnen angegriffen, erst recht.

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