Wer wenig Ahnung vom Finanzmarkt hat oder keine Lust hat, sich selbst ein Portfolio zusammenzustellen, kann auf Mischfonds zurückgreifen. Diese Fonds dürfen in so ziemlich alles investieren, was der Kapitalmarkt hergibt – solange es liquide ist und regelmäßig gepreist wird. Damit bieten sie einerseits die Möglichkeit, Chancen in unterschiedlichen Vermögensklassen zu nutzen, und andererseits in turbulenten Marktphasen in defensive Titel umzuschichten.
Zwischen 2009 und Ende 2023 hat sich das investierte Vermögen auf 1,5 Billionen Euro vervierfacht, Finanzkrise und Niedrigzinsphase haben diese Entwicklung noch verstärkt. Diese Portfoliofonds gelten auch als Königsdisziplin der Geldanlage, weil die große Freiheit eben nicht nur große Renditen verspricht, sondern auch die Gefahr birgt, auf die falschen Assetklassen zu setzen. Doch wie viel Mehrwert bringen die Alleskönner wirklich ins Depot?
Diversifikation mit wenig Aufwand
„Ein Mischfonds ist die Vermögensverwaltung des kleinen Mannes“, sagt Ali Masarwah, ehemaliger Fondsanalyst bei Morningstar und nun Geschäftsführer des Finanzvermittlers Envestor. „Wenn man keine 500.000 Euro anzulegen hat, sondern nur 5000 Euro, ist man damit gut beraten.“
Wegen ihres großen Anlageuniversums bieten Mischfonds, die auch Multi-Asset-Fonds genannt werden, Privatanlegern die Möglichkeit, ihre Geldanlage mit wenig Aufwand zu diversifizieren. Die Mehrheit der Multi-Asset-Fonds investiert jedoch vorrangig in Aktien und Anleihen. „Die Risikostreuung ist meiner Meinung nach der größte Vorteil dieser Fonds“, sagt auch Barbara Claus, die bei der Ratingagentur Scope die Abteilung Investmentfonds leitet.
Je nach Aktienquote werden die Fonds unterschiedlichen Risikoprofilen zugeordnet. Defensive Mischfonds haben eine Aktienquote unter 25 Prozent, ausgewogene Mischfonds investieren maximal zu 50 Prozent in Aktien und zu mindestens 50 Prozent in Anleihen, und bei offensiven Fonds liegt der Aktienanteil bei maximal 75 Prozent. Allerdings sind dies eher Richtwerte.
Alternative Assets spielen keine Rolle
Anders sieht es bei flexiblen Mischfonds aus: Hier können Fondsmanager zwischen allen Assetklassen umschichten, wie es die Marktlage erfordert. Diese Freiheit verleite Fondsmanager Masarwah zufolge zu sprunghaftem Verhalten mit der Folge, dass Aktienquoten häufig hoch- und runtergefahren würden. „Einige Fondsmanager glauben, sie könnten kurzfristige Marktentwicklungen antizipieren, doch in der Praxis funktioniert das in der Regel nicht“, so Claus.
Damit bieten Mischfonds gewissermaßen ein Standardportfolio aus Aktien und Anleihen für verschiedene Risikopräferenzen. Auf der Aktienseite sind die Investments dem MSCI World ähnlich, und unter den Anleihen finden sich häufig der Euro-Rentenmarkt mit einigen Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade).
Alternative Assets spielen in vielen Mischfonds keine Rolle. Selten sind Schwellenländer, Nebenwerte oder Nachranganleihen. Auch Rohstoffe haben meist einen Anteil von unter 10 Prozent. Eine Ausnahme ist der „Flossbach von Storch Multiple Opportunities Fonds“, der bis zu 25 Prozent seines Vermögens in Gold investieren kann. Diese Entwicklung habe zu einem weitgehenden Gleichklang unterschiedlicher Mischfonds geführt, so der Finanzexperte.
Unterschiedliche Entwicklung je nach Risikoprofil
Gemessen an den Vergleichsindizes war die Wertentwicklung vieler Multi-Asset-Fonds in der Vergangenheit im Vergleich zum Markt eher enttäuschend. „Viele Mischfonds sind so aufgestellt, dass sie Market-Timing-Entscheidungen treffen“, kritisiert Masarwah. Handelt der Fondsmanager zu spät oder sehr oft, schmälert das die Rendite des Fonds. Zusätzlich drücken die verglichen mit anderen Fonds hohen Kosten auf den Ertrag.
Ein weiteres Problem für Mischfonds sieht Masarwah in der aktuellen Marktsituation: „In der Niedrigzinsphase hatten diese Fonds ihre Berechtigung, weil sie gerade im Anleihebereich auf mehr Assets zugreifen konnten – jetzt ist aber der Zins zurück, und damit steht der ganze Werkzeugkasten auch Privatanlegern zur Verfügung.“
Je nach Risikoprofil haben sich die Mischfonds unterschiedlich gut entwickelt. Von den zehn größten, weltweit defensiv anlegenden Fonds hat sich der Ethna-AKTIV-T (ISIN: LU0431139764) in den vergangenen fünf Jahren am besten entwickelt. Er stieg annualisiert um knapp 3 Prozent und wies innerhalb der Vergleichsgruppe die geringsten Schwankungen (Volatilität) auf. Unter den ausgewogenen Mischfonds wies der BGF Global Allocation A2 (ISIN: LU0171283459) von Blackrock in den vergangenen fünf Jahren mit einen jährlichen Plus von 6,6 Prozent die höchste Wertentwicklung vor.
Multi-Asset-ETF als Alternative
Der Fonds ist mit einem Volumen von 13,5 Milliarden Euro der zweitgrößte in dieser Anlageklasse. Von den zehn größten, offensiv weltweit anlegenden Mischfonds schnitt der Allianz Dynamic MultiAsset Strg SRI75 A (ISIN: LU1089088311) am besten ab. Der jährliche Wertgewinn lag in den vergangenen fünf Jahren bei 8,8 Prozent. Bei den flexiblen Mischfonds war es der R-Co Valor C (ISIN: FR0011253624) von Rothschild, der sich über einen Zeitraum von fünf Jahren am besten entwickelt hat: Annualisiert gewann der Fonds 7,2 Prozent an Wert, allerdings waren die Wertschwankungen mit 12,2 Prozent vergleichsweise hoch.
Alternativ zu aktiv verwalteten Fonds gibt es Multi-Asset-ETF. Hier gibt ein Referenzindex, der die Wertentwicklung mehrerer Anlageklassen abbildet, die Zusammensetzung des Fonds vor. Diese haben allein wegen ihrer geringeren Gebühren eine höhere Rendite. Allerdings gibt es nur wenige Portfolio-ETF, die im Vergleich zu den aktiv verwalteten Fonds deutlich geringere Volumina aufweisen.
Der größte Multi-Asset-ETF ist der SPDR Morningstar Multi-Asset Global Infrastructure (ISIN: IE00BQWJFQ70) mit einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro. Dieser investiert weltweit in Aktien und festverzinsliche Wertpapiere, die Infrastrukturbranchen zuzuordnen sind. In den vergangenen fünf Jahren gewann der ETF 18,8 Prozent an Wert.
Noch besser hat sich im gleichen Zeitraum der Xtrackers Portfolio ETF (ISIN: LU0397221945) der DWS entwickelt. Dieser stieg annualisiert um 5,6 Prozent bei einer Gesamtkostenquote von 0,7 Prozent. Mit einem Volumen von 566 Millionen Euro hat der Indexfonds eine solide Größe. „Ein informierter Anleger braucht keinen Mischfonds“, ist Masarwah überzeugt. Mit einem Aktien- und einem Anleihe-ETF könnten Anleger besser fahren.
Source: faz.net