Die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen ist auf einer Straße in der Hauptstadt Kopenhagen angegriffen worden. Die sozialdemokratische Ministerpräsidentin sei am Freitagabend auf dem Platz Kultorvet in der Altstadt von einem Mann geschlagen worden, erklärte ihr Büro. Der Täter wurde demnach festgenommen. Frederiksen sei „schockiert über den Vorfall“, erklärte ihr Büro.
Die Polizei bestätigte zunächst lediglich einen Vorfall im Zusammenhang mit der 46 Jahre alten Regierungschefin, ohne Einzelheiten zu nennen. Ein Mensch sei festgenommen worden, der Vorfall werde untersucht. Weitere Angaben würden vorerst nicht gemacht, erklärte die Polizei im Onlinedienst X. Ob Frederiksen Verletzungen davontrug, blieb zunächst unklar. Auch zur Identität der festgenommenen Person oder zu deren Motiv wurden keine Angaben gemacht.
Lokale Medien zitieren unterdessen Augenzeugen, die gesehen haben wollen, wie die Premierministerin nach dem Angriff durch Personenschützer eskortiert wurde.
Unklar war zunächst, in welchem Kontext sich der Zwischenfall ereignete. In Medienberichten hieß es, der Übergriff stehe nicht im Zusammenhang mit einer Wahlkampfveranstaltung im Rahmen der Europawahl, die in Dänemark am Sonntag stattfindet.
Frederiksen hat gemeinsam mit der Spitzenkandidatin der Sozialdemokraten für die Europawahl, Christel Schaldemose, Wahlkampf gemacht. Der Angriff auf Frederiksen habe sich jedoch nicht in dem Zusammenhang ereignet, sagte Schaldemose der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Die Regierungschefin selbst äußerte sich zunächst nicht zu der Tat.
Bestürzte Reaktionen aus dem In- und Ausland
Dänemarks Umweltminister Magnus Heunicke schrieb in einem Online-Beitrag, der Vorfall „erschüttert jeden von uns, die ihr nahe stehen“. „So etwas darf in unserem schönen, sicheren und freien Land nicht passieren.“
Troels Lund Poulsen, Verteidigungsminister des skandinavischen Landes, schrieb auf X: „Oh nein. Welch ein Schock. So ist Dänemark nicht. Wir überfallen unsere Ministerpräsidentin nicht.“
In einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Senders „DR“ heißt es, die Anteilnahme nach dem Angriff ginge über die Parteigrenzen hinaus.
Die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) meldete sich ebenfalls auf X zu Wort. Sie sei „geschockt“ ob des Angriffs auf die Regierungschefin und wünsche ihr „Kraft und Mut“ nach dem Angriff.
EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den „feigen Akt der Aggression“ in einer Erklärung auf X. EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola sprach von einem „empörenden“ Angriff und betonte, Gewalt habe keinen Platz in der Politik.
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson betonte auf X: „Ein Angriff auf eine demokratisch gewählte Regierungschefin ist auch ein Angriff auf unsere Demokratie.“
In der jüngeren Vergangenheit wurden mehrere Politiker in Europa auf offener Straße angegriffen. Besonders große Aufmerksamkeit erregte die Attacke auf den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico, der am 15. Mai von einem Regierungsgegner mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt wurde. Auch in Deutschland gab es mehrere Angriffe auf Politikerinnen und Politiker. So wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen und zuletzt ein Kommunalpolitiker der AfD in Mannheim bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt.
Source: welt.de