Merck stellt Studien zu Krebsmedikament Xevinapant ein

Die Pharmaentwicklung von Merck bleibt glücklos: Nachdem im Dezember der Hoffnungsträger Evobrutinib gegen Multiple Sklerose (MS) in der dritten und letzten Phase für eine Zulassung scheiterte, stellt der Dax-Konzern nun auch zwei Studien seines Hoffnungskandidaten im Bereich Onkologie ein, weil der primäre Endpunkt der Studien wahrscheinlich nicht erreicht werden würde. Damit wird die Entwicklung an Xevinapant zur Behandlung von Kopf- und Halskrebs vollständig beendet. „Auch wenn wir über diese Ergebnisse enttäuscht sind, halten wir unbeirrt an unserem Anspruch fest, innerhalb unseres Onkologieportfolios bahnbrechende Arzneimittel für Krankheitsgebiete mit hohem ungedecktem Bedarf zu entwickeln“, sagte der globale Leiter der Forschung & Entwicklung, Danny Bar-Zohar.

Nur: Welche bahnbrechenden Projekte sind das? Nachdem es mit Evobrutinib schon nicht geklappt hat, galt Xevinapant als heißer Kandidat, um die absehbaren Patentausläufe für die aktu­ellen Umsatztreiber im Pharmasegment, die MS-Tablette Mavenclad und das Krebsmedikament Bavencio, zu kompensieren. Bei Mavenclad besteht der Patentschutz in den USA nur bis Oktober 2026. Bavencio ist noch über das Jahr 2030 hinaus geschützt.

Keine fortgeschrittenen Projekte in der Pipeline

Doch in der Pharma-Entwicklung brauchen neue Medikamente viele Jahre bis zur Marktreife – wenn es überhaupt so weit kommt. Der neue Pharma-Rückschlag setzt Merck und seine Chefin Belén Garijo unter Zugzwang. Die Forschungs- und Entwicklungspipeline in Darmstadt weist bis auf das Krebsmittel Pimicotinib aktuell kein weiteres Projekt in der dritten klinischen Phase auf. Und Pimicotinib ist nicht gleichzusetzen mit den Erwartungen, die an Xevinapant gerichtet waren. Entsprechend stark reagierte der Markt. Der Aktienkurs sank am Dienstag um bis zu 10 Prozent.

Merck fehlt es an neuen Blockbusterkandidaten. Damit ist in der Pharmaindustrie ein Medikament gemeint, dass mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz einspielt. Zwar haben das alte Krebsmittel Erbitux und auch Mavenclad inzwischen diese wichtigen Umsatzmarke erreicht, weshalb die Pharmasparte derzeit den Konzern mit seinen drei Geschäftsbereichen Health Care, Life Science und Electronics stützt.

Nachschub muss her

Für das Unternehmen kann die schwache Pharma-Pipeline aber kein Ruhekissen sein. Und auch nicht für seine ehrgeizige Chefin, die Medizinerin ist und in der Onkologie einen strategischen Schwerpunkt sieht. Um diesen aufrechtzuerhalten, muss Nachschub her. Ob einlizensiert, wie es Xevinapant war, für das Merck 2021 der Schweizer Debiopharm 188 Millionen Euro zahlte und sich auf die Zahlung von bis zu 710 Millionen Euro für zulassungsbezogene und kommerzielle Meilensteine sowie die Lizenz verpflichtete, oder über Zukäufe. Fortgeschrittene Entwicklungsprojekte sind allerdings teuer und bergen wieder das Risiko des Scheiterns.

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