Melanie Möller: „Literatur muss traumatisieren“

DIE ZEIT: Frau Möller, Sie beginnen Ihre Streitschrift mit Kafkas berühmtem Zitat, ein Buch müsse „die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“. Sie zitieren ihn jedoch vollständig. „Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt“, heißt es da. „Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?“ Ziemlich gewaltsam, dieser Kafka.

Melanie Möller: Kafka erinnert hier an eine zentrale Dimension von großer Literatur: Lieb und gemütlich ist sie niemals, und ihr Faustschlag ist nichts zum Wohlfühlen. Kafka fehlt ansonsten leider in meinem Buch, auch als Beispiel für die meist reflexhaft anklagend diskutierte Diskrepanz von Leben und Werk. Denn er war doch immer so gemein zu Frauen – was hat er Felice gequält und dann Milena am Ende gar nicht richtig geliebt, dieser schlimme Kerl!

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