Auf der Beerdigung von Bettina Flitners Mutter sagte ihr Großvater im Trauerzug einen ungeheuerlichen Satz: „Sie hat nie etwas getaugt.“ Ganz beiläufig. Wie nebenher. So beginnt dieses Buch: Der Vater verachtet seine eigene Tochter noch nach ihrem Tod. Und die damals 22-jährige Enkelin verdrängt fortan diesen ungeheuren Tag von vor gut vierzig Jahren, diesen ungeheuren Satz, auch diese ihr rätselhafte Mutter, die sich im Alter von 47 Jahren umgebracht hat. Sie verbannt die Vergangenheit aus ihrem Leben, um sich selbst eines aufzubauen, ohne die Last des Schreckens über den mütterlichen Suizid. Der wird abgespalten, und zwar mit Erfolg: Bettina Flitner lebt fortan in Köln und arbeitet als Regisseurin und Fotografin. Für ihr Werk wird sie vielfach ausgezeichnet. Sie trifft die feministische Publizistin Alice Schwarzer, ihre heutige Lebensgefährtin. Seit drei Jahren kennt ein großes Publikum Bettina Flitner auch als Schriftstellerin. In ihrem Bestseller Meine Schwester (2022) hat sie vom Suizid ihrer Schwester erzählt, nun, in ihrem neuen Buch, widmet sie sich dem ebenso schrecklichen Schicksal ihrer Mutter.