Der Neobroker Trade Republic pflegt ein ungewöhnliches Ritual. Immer, wenn Christine Lagarde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) im Notenbank-Tower in Frankfurt eine Zinsänderung verkündet, informiert die trendige Smartphone-Bank mit Sitz in Berlin-Mitte ihre Kunden, dass sich ihre Sparzinsen jetzt genauso verändern. Und zwar immer auch im gleichen zeitlichen Abstand. Am 17. Oktober hat die EZB zuletzt die Senkung ihres wichtigsten Leitzinses, des Einlagensatzes, von 3,5 auf 3,25 Prozent angekündigt. Wirksam wurde das am vergangenen Mittwoch. Und auch Trade Republic kündigte die Senkung der Sparzinsen für die Kunden am 17. Oktober an – und vollzog sie am Mittwoch.
Eine Garantie für die Zinsen gibt das Unternehmen zwar nicht. Aber es pflegt bislang dieses Ritual – und hat nach allem, was man hört, auch nicht vor, das zu ändern. Die frühere Obergrenze für das Zinsangebot von 50.000 Euro wurde abgeschafft. Die Einlagen sind bis 100.000 Euro über die europäische Einlagensicherung abgesichert, da sie bei Partnerbanken wie der Deutschen Bank, J.P. Morgan oder HSBC verwahrt werden. Allerdings kann die Verteilung der Einlagen nicht vom Kunden beeinflusst werden. Ein potentielles Risiko besteht, wenn ein Kunde schon größere Summen bei einer der Partnerbanken angelegt hat. Höhere Summen auf Verrechnungskonten werden teilweise in Geldmarktfonds investiert. Diese gelten als Sondervermögen und sind im Insolvenzfall geschützt, können aber Kursschwankungen unterliegen. Von welcher Summe an das Geld dort investiert wird, ist nicht ganz klar und variiert.
Positives Urteil im Biallo-Zinsvergleich
„Trotzdem bleibt das Zinsangebot von Trade Republic mit 3,25 Prozent pro Jahr eines der besten am Markt“, schreibt das Verbraucherportal Biallo in einem Zinsvergleich, der der F.A.Z. vorab vorliegt. In der Auswertung wird untersucht, welche Zinsen die Neobroker auf ihren Verrechnungskonten zahlen. Das wiederum wird verglichen mit den Zinsen der Direktbanken auf deren Tagesgeldkonten.
Das Ergebnis: Die Direktbanken werben oft mit vergleichsweise hohen Zinsen für Neukunden. Die sinken dann aber nach relativ kurzer Zeit auf einen deutlich niedrigeren Bestandskundenzins. Die Neobroker arbeiten zwar in Einzelfällen auch mit solchen Neukunden-Lockangeboten. Es finden sich dort aber auch vergleichsweise hohe Bestandskundenzinsen. Diese sind allerdings zum Teil an Bedingungen geknüpft, wie eine bestimmte Zahl von Wertpapier-Transaktionen in einem bestimmten Zeitraum. Deshalb ist ein Blick wichtig, ob dadurch für den Sparer Kosten entstehen. Auch die Einlagensicherung kann je nach Anbieter unterschiedlich sein.
Der höchste Zinssatz in dem Vergleich bietet eToro mit 4,8 Prozent. Das ist ein aus Israel stammendes Unternehmen, das für „Social Trading“ bekannt ist, also für die Möglichkeit, im Wertpapierhandel anderen erfolgreichen Akteuren zu folgen. Allerdings wird der Zinssatz nur auf Einlagen in Dollar gezahlt und ist nach der Höhe der Einlagen gestaffelt. Den Höchstzinssatz gibt es erst von 250.000 Dollar an. Zudem seien die Kundengelder nicht über die europäische Einlagensicherung geschützt, hebt Biallo hervor.
„Kurzzeitig hohe Zinsen gibt es bei XTB mit 4,2 Prozent, nach 90 Tagen fallen die Zinsen mit 1,65 Prozent aber deutlich niedriger aus“, heißt es in dem Vergleich weiter. Kundengelder seien durch die europäische Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro pro Kunde abgesichert, da sie auf Treuhandsammelkonten bei Partnerbanken wie JP Morgan verwahrt würden. Auch noch ein gutes Angebot, schreibt Biallo: „Aber es gebe bessere auf dem Neobroker-Markt.“
Zinsangebote für „aktive“ Kunden
Drei Prozent Zinsen für Guthaben bis 100.000 Euro zahlt Smartbroker plus. Die Einlagen sind durch die deutsche Einlagensicherung geschützt. Ähnlich wie bei Trade Republic hängt der Zinssatz an der EZB, liegt aber immer 0,25 Prozentpunkte unter dem Einlagensatz. Der Zinssatz gilt allerdings nur für „aktive“ Kunden: Voraussetzung sind mindestens drei Transaktionen je Quartal, Wertpapierorders oder Bewegungen im Sparplan.
Scalable Capital zahlt 2,6 Prozent Zinsen bis 100.000 Euro, abgesichert durch die deutsche Einlagensicherung. Der Haken: Um von der Verzinsung zu profitieren, müssen Kunden den Tarif „Prime plus“ wählen. Und für den werden 4,99 Euro im Monat fällig.
Traders Place ist ein neuer Spieler auf dem Neobroker-Markt. Er bietet 1,3 Prozent Zinsen. Das Geld ist abgesichert durch die deutsche Einlagensicherung. Zusätzliche monatliche Kosten entstehen nicht. Für Sparer, die ohnehin ein Depot dort eröffnen möchten, sei das Zinsangebot „ein netter Zusatz“, urteilt Biallo: „Wer gezielt nach hohen Zinsen sucht, findet lukrativere Angebote.“
Source: faz.net