
Rund 28 Millionen Nutzer genießen bereits die Vorteile des relativ neuen Nachrichtendienstes Bluesky. Dieser hat laut einer aktuellen Studie deutlich mehr als der bekannte Mitbewerber X zu bieten. Aber Forscher der TU Darmstadt stellen auch erste Probleme fest.
D er Kurznachrichtendienst Bluesky bietet nach einer Studie internationaler Wissenschaftler starke Vorteile gegenüber der Plattform X. Das vor einem Jahr der Öffentlichkeit geöffnete Netzwerk sei zwar „auf den ersten Blick ein Klon von X“, biete aber tatsächlich wesentlich mehr Funktionen, erklärte Leonhard Balduf von der Technischen Universität Darmstadt.
Zudem hätten Bluesky-Nutzer „deutlich mehr Kontrolle sowohl über ihre eigenen Daten und ihre eigene Identität als auch über die ihnen angezeigten Inhalte“. An der Studie sind neben der TU Darmstadt fünf weitere Universitäten aus Großbritannien, Frankreich und China beteiligt gewesen.
Nutzer als Helfer
Bluesky beruhe auf fundamental anderen Prinzipien und Architekturen als die großen Netzwerke, erläuterte Balduf, der im Fachgebiet Kommunikationsnetze tätig ist. „Zu den größten Vorteilen gegenüber zentralisierten Netzwerken wie Facebook oder X gehörten Offenheit, Transparenz, Partizipation und eine gleichmäßigere Machtverteilung.“
Statt auf einen einzigen, von einem unbekannten Algorithmus vorgegebenen Feed angewiesen zu sein, könnten Nutzer bei Bluesky unter Zehntausenden generierten Feeds wählen, die zumeist von anderen Usern erstellt würden. Ähnlich biete Bluesky auch bei der Moderation, die ebenfalls zu großen Teilen aus der Community stamme, mehr Wahlfreiheit und Kontrolle.
Zudem stehen nach Baldufs Angaben alle notwendigen Komponenten als Open-Source-Software zur Verfügung und können damit prinzipiell von allen Nutzenden selbst betrieben werden. „Die offene Architektur von Bluesky befähigt zumindest technikaffine User tatsächlich, zu Kernaspekten eines sozialen Netzwerks, nämlich zur Empfehlung und Moderation von Inhalten, entscheidend beizutragen“, erklärte der Leiter des TU-Fachgebiets Kommunikationsnetze, Björn Scheuermann. „Und wir haben festgestellt, dass diese Möglichkeit von der Community durchaus stark genutzt wird.“
Für die Wissenschaft ist Bluesky mit seiner Transparenz und Offenheit „ein Paradies“, so Scheuermann, zumal Twitter/X durch Einführung exorbitanter Gebühren den Zugang zu Nutzungsdaten für unabhängige Forschungszwecke praktisch unterbunden habe.
Allerdings wird nach den Worten von Balduf verstärkt darüber diskutiert, wer die Rechte an den Inhalten hat und wie der offene Datenzugang vor Missbrauch geschützt werden kann. Auch habe sich gezeigt, dass das System unter Umständen mit dem großen Wachstum überfordert sein könnte und die künftige Finanzierung des derzeit werbefreien Dienstes eine offene Frage darstelle. Seit Öffnung der relativ jungen Plattform für die Allgemeinheit im Februar 2024 habe sich die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von etwa 2,5 Millionen auf heute rund 28 Millionen mehr als verzehnfacht.
epd/sk
Source: welt.de