Matratzenhersteller Emma steckt in jener Krise: 200 Stellen stürzen weg

Das frühere Frankfurter Vorzeige-Start-up Emma steckt in Schwierigkeiten: Wie am Mittwoch bekannt wurde, wird sich der Matratzenhersteller von fast jedem fünften Mitarbeiter trennen, wie eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage bestätigte. Die Mitarbeiterzahl werde von 1120 auf 920 schrumpfen, „über die ganze Organisation hinweg“, hieß es. Welche Standorte und welche Abteilungen besonders betroffen seien, war nicht zu erfahren. Knapp die Hälfte der Beschäftigten ist im Hauptquartier in Frankfurt tätig, große Standorte gibt es aber auch in Portugal, China, Rumänien und Mexiko.

Das 2013 von Dennis Schmoltzi und Manuel Müller gegründete Internet-Start-up aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel war innerhalb weniger Jahre zu einem der größten Matratzen-Online-Händler in Deutschland und Europa aufgestiegen und hatte zusammen mit Konkurrenten wie Bett1 und Caspar die Branche revolutioniert. Das Geschäftskonzept war lange, dass Matratzen nur online bestellt, direkt zum Kunden nach Hause geliefert und nach bis zu 100 Tagen des Probeschlafens wieder abgeholt werden, sollte sich das gewählte Produkt doch als nicht passend erwiesen haben. Mittlerweile sind auch Kissen, ganze Betten oder Bettwäsche Teil des Angebots, das man nicht mehr nur online, sondern bei Möbelketten wie Jysk und Segmüller und auch in eigenen Emma-Filialen wie in Köln kaufen kann.

„Unbeständige Weltwirtschaft“ und ungünstige Marktbedingungen

Zuletzt häuften sich aber die Beschwerden von Kunden über monatelange Lieferverzögerungen und unerreichbare Kundenbetreuer. Das Unternehmen hatte dazu gegenüber dieser Zeitung erklärt, dass die Systeme nicht mit dem Wachstum mitgehalten und die Umstellung auf neue Software und Prozesse Verzögerungen mit sich gebracht hätten. „Wir haben neue Systeme in den Bereichen Operations und Finanzen implementiert, um sicherzustellen, dass wir unseren Kunden weiterhin einen hervorragenden Service bieten können, während wir wachsen“, sagte nun Mitgründer und Geschäftsführer Dennis Schmoltzi. Die Umstellung habe sich jedoch „als komplexer als erwartet“ erwiesen, was zu „operativen Herausforderungen“ geführt habe. Zudem seien die Marktbedingungen „ungünstiger als erwartet“ gewesen, die „unbeständige Weltwirtschaft“ habe den Online-Handel sowie die Wohnbranche „erheblich betroffen“.

Tatsächlich, so belegen Zahlen des Statistischen Bundesamts, ist der Umsatz der heimischen Matratzenindustrie in den vergangenen Jahren eingebrochen: Betrug er im zweiten Corona-Jahr 2021 noch gut 866 Millionen Euro, so sank er bis 2023 auf nur noch gut 618 Millionen Euro.

Emma hatte nach Unternehmensangaben 2023 seinen weltweiten Umsatz um 13 Prozent gesteigert im Vergleich zum Vorjahr, er soll zuletzt fast eine Milliarde Euro betragen haben. Das Wachstum war damit aber deutlich schwächer ausgefallen als in den vorherigen Jahren. Konkrete Gewinnzahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht, Emma hat angegeben, 2023 im sechsten Jahr hintereinander profitabel gewesen zu sein. Seit vier Jahren gehört es mehrheitlich dem Duisburger Familienkonzern Haniel, während die Gründer Schmoltzi und Müller Minderheitsanteile behalten haben.

Wegen Markenklage vor US-Bundesbezirksgericht

Wie sehr das Unternehmen in der Krise steckt, zeigt sich daran, dass es nun die eigenen Planungen anpasst und für das „Gesamtjahr mit keinem Wachstum“ rechnet, obwohl es den eigenen Angaben zufolge als „weltweit führende Direct-to-Consumer-Schlafmarke“ in mehr als 30 Ländern aktiv ist.

Nun müsse man auch die Organisationsstruktur umbauen, teilte Geschäftsführer Schmoltzi mit. Er bedauere die Auswirkungen für die betroffenen Mitarbeiter „zutiefst“ und gibt an, sich mit seinen Mitgründer Manuel Müller zu verpflichten, „einen fairen und unterstützenden Prozess“ für die betroffenen „Emmies“ zu gewährleisten.

Das Unternehmen muss noch an anderer Stelle kämpfen. Emma ist vom Händler SSTL vor einem US-Bundesbezirksgericht wegen der Verwendung des Markennamens Emma verklagt worden. Einem Bericht der „Wirtschaftswoche“ zufolge verkauft SSTL Möbel unter dem Namen „Emma Mason“ und wirft den Frankfurtern vor, den Namen illegal zu nutzen sowie Konsumenten zu verwirren. Noch jedoch wirbt das Bettenunternehmen weiterhin mit seinem Frankfurter Namen auch in den Vereinigten Staaten.

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