Vom Philosophen Bruno Latour stammt der so schöne wie provokante Satz, wir seien nie modern gewesen. Das „Wir“ zielt insbesondere auf diejenigen, die sich für die Speerspitze aufgeklärten Fortschritts halten – stolze Vertreter der sogenannten Zivilisation. Zugleich liefert Latours Diktum eine treffende Formel für das Schaffen der Künstlerin Margret Eicher. Seit zwei Jahrzehnten lässt sie in Flandern monumentale Jacquard-Teppiche weben und verbindet in den dafür erstellten Bildvorlagen das Ferne mit dem Nahen: aristokratische Repräsentationstechniken der Vergangenheit mit der Pop-Ästhetik des Konsumzeitalters.