Der Titel ist unmissverständlich: „Kein Bock auf Krieg“. Damit steigt Rapper Finch in die Debatte um eine Wehrpflicht in Deutschland ein. Mit ihm singen Kinder in Uniform und der Dirigent erinnert an Bundeskanzler Merz.
Das Video dauert nur wenige Sekunden und doch ist es seit Veröffentlichung vor drei Tagen bereits mehr als 2,1 Millionen Mal (Stand Dienstagmittag) auf Instagram abgespielt worden: „Kein Bock auf Krieg“ von Rapper Finch. Er hat sich mit Kindern in Armeeuniformen inszeniert, im Hintergrund eine Deutschlandfahne, der Dirigent erinnert optisch an Bundeskanzler Friedrich Merz.
Im Chor singen sie: „Ich hab’ keinen Bock auf Krieg, auf ’nen Panzer und so’n Zeug. Mama ist am weinen, doch mein Vaterland ist stolz. Das erste Mal verliebt und schon zieh‘ ich in den Krieg – für die Politik, doch wir haben das nie gewollt.“ Die Melodie ein Ohrwurm.
Damit steigt der Künstler in die Debatte um eine Wehrpflicht in Deutschland ein – betont jedoch, dass der Song nicht gegen Soldaten gerichtet sei. „Er richtet sich gegen Politik, Zwang und eine Entwicklung, bei der wieder über Wehrpflicht gesprochen wird, als wäre das eine Selbstverständlichkeit“, betont er in einer schriftlichen Erklärung auf Instagram.
Nie werde über die Menschen gesprochen, „die am Ende den Preis zahlen“. Jahrelang hieß es, so Finch, sei für Rente, Schulen und Umweltschutz kein Geld dagewesen. „Und plötzlich werden Hunderte Milliarden mobilisiert, während über Wehrpflicht gesprochen wird? Gleichzeitig heißt es, das Ganze sei erst mal freiwillig.“ Es fühle sich an wie eine Vorstufe.
„Wir werden hier seit Jahren genauso verarscht, wie der Soldat auf der anderen Seite verarscht wird – gefüttert mit Nationalismus, Pflichtgefühl und Stolz, während andere die Entscheidungen treffen“, schreibt er weiter.
In Kriegszeiten würden vor allem Konzerne und Industrien profitieren, „während politische Fehler, gescheiterte Strategien und verbranntes Geld am Ende auf dem Rücken der Bürger und Soldaten gerade gebogen werden sollen“.
Und doch ist ihm wichtig: „Wer freiwillig dient oder glaubt, für sein Land kämpfen zu müssen, verdient Respekt. Zwang ist aber kein Respekt.“ Auch, wenn nicht jeder Soldat zum Auslandseinsatz müsse, und nicht jeder Einsatz tödlich ende: Viele Soldaten würden mit Narben zurückkommen.
Der Rapper, selbst Vater einer Tochter, sieht sich in der „Verantwortung laut zu werden“. Auf Instagram folgen dem Berliner, der mit bürgerlichem Namen Nils Wehowsky heißt, mehr als eine Million Menschen. Der 34-Jährige ist als Musiker und Produzent kommerziell sehr erfolgreich und wurde bereits mit mehreren Preisen (Bravo Otto, 1 Live Krone) ausgezeichnet.
Kritiker sehen ihn als Sprachrohr einer jungen Generation und so wirkt das Lied wie ein aktuelles Stimmungsbild. Die Kommentare scheinen das zu bestätigen.
„Du wusstest sicherlich, dass du viel Hate dafür bekommst… Danke, dass du trotzdem laut bist “
„Wichtig und richtig!!!“
Der komplette Titel soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden. Auf Instagram gab Finch zudem bekannt, dass er sich am Donnerstagabend auf TikTok und Twitch Fragen zu „Kein Bock auf Krieg“ stellen werde.
Während Politiker über Sicherheitsstrategien beraten, fühlen sich die potenziell Betroffene nach eigenen Angaben offenbar nicht ausreichend gehört. Die Initiative „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ etwa hatte am 5. Dezember bundesweit zu Demonstrationen aufgerufen, und Tausende Teilnehmer mobilisiert. Verabschiedet wurde der Gesetzentwurf der Bundesregierung trotzdem. Er sieht eine verpflichtende Musterung junger Männer ab dem Jahrgang 2008 sowie die Wiedereinführung der Wehrerfassung vor.
jm
Source: welt.de