Luftretter fordern BöllerverbotDrei Viertel der Rettungshubschrauber an Silvester am Boden
24.12.2025, 08:51 Uhr
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Die Diskussion um ein Böllerverbot flammt neu auf. Jetzt schließen sich die Luftretter der DRF der Forderung an. Sie beklagen schlimme Verletzungen und monieren Gefahren, derentwegen sie nicht ausrücken können.
Der Chef von Deutschlands zweitgrößter Luftrettungsorganisation, der DRF Luftrettung, Krystian Pracz, hat sich für ein Böllerverbot in der Silvesternacht ausgesprochen. „Ein Böllerverbot ist richtig“, sagte Pracz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Verletzungsmuster sind jedes Jahr sehr schwer. Außerdem werden immer wieder auch Feuerwerkskörper gegen Einsatzkräfte gerichtet.“
Ohnehin könnten in der Silvesternacht überhaupt nur knapp 20 der über 80 Luftrettungsstationen fliegen. „In einigen Regionen wie Berlin oder München könnte es theoretisch zu Kollisionen mit Feuerwerk kommen“, sagte der DRF-Chef. Ernsthafte Zwischenfälle seien in den vergangenen Jahren aber nicht dokumentiert worden.
Auch seien ihm keine Fälle bekannt, in denen DRF-Hubschrauber gezielt und wissentlich mit Feuerwerkskörpern beschossen worden seien. Pracz sprach aber von einer anderen Organisation, deren Hubschrauber bewusst mit Raketen oder Böllern angegriffen worden sei. Zudem gebe es „andere Vorfälle, die über das Jahr hinweg vorkommen, zum Beispiel das Blenden von Piloten mit Laserpointern“, sagte er zu den Problemen, mit denen die Luftretter konfrontiert sind.
Die DRF Luftrettung schließt sich damit einer langjährigen Forderung unter anderem der Gewerkschaft der Polizei (GdP) an. Feuerwerkskörper sind aus Sicht der Gewerkschafter ein Dauerärgernis, etwa an Fußballstadien, auf Demos und auch an Silvester. Vor allem der Verkauf zum Jahreswechsel mache Pyrotechnik das ganze Jahr über zu einem Problem, sagte der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke kürzlich im ZDF. „Und das löst man mit einem Böllerverbot.“
„Silvester entwickelt sich in falsche Richtung“
„Wir sehen, dass sich Silvester seit Jahren in die falsche Richtung entwickelt“, sagte Kopelke. Für viele sei es zwar ein friedliches Fest, für die „Blaulicht-Berufe“ in Polizei, Krankenhäusern und Feuerwehr hingegen nicht. „Die Polizei-Stärken werden seit Jahren nur noch hochgefahren.“ Im Interview bei ntv.de führte Kopelke kürzlich aus: „Damit haben wir als Gewerkschaft der Polizei ein Problem. Das sind unsere Leute und sie werden das ganze Jahr über so verheizt. Beim Fußball fahren wir die Kräfte hoch, bei Großdemonstrationen fahren wir sie hoch und nehmen sie aus der Alltagsarbeit. Schwerpunktkontrollen zur Einbruchskriminalität fallen weg, auch Straßenverkehrskontrollen zu Handy, Alkohol, Drogen.“
Ein Problem sei die Vielzahl an Schüssen, die heutzutage abgegeben würden. Es sei ein großer Anstieg im Vergleich zu vor zehn bis fünfzehn Jahren zu beobachten, berichtete Kopelke ntv.de: „Im vorletzten Jahr wollte ein Polizist den Streifenwagen verlassen und jemand hat mit einer Batterie durchgehend auf die Tür des Polizeiautos geschossen. Da brauchen wir genügend Kräfte, um diese Täter festzunehmen.“
In der Debatte über ein Böllerverbot hatte die Innenministerkonferenz Anfang des Monats keine Einigung erzielt. Diskutiert wurde auch der Vorschlag, künftig größere Gebiete als Böllerverbotszonen an Silvester auszuweisen. Eine entsprechende Ankündigung blieb Bundesinnenminister Alexander Dobrindt jedoch schuldig. Für dieses Jahr sind keine Änderungen mehr zu erwarten.
Source: n-tv.de