Lubmin: Olaf Scholz weiht zweites LNG-Terminal ein

Bundeskanzler Olaf Scholz wird an diesem Samstag im Hafen von Lubmin zur Einweihung eines weiteren Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) erwartet. Nach Angaben des Unternehmens Deutsche ReGas startet dann der Regelbetrieb der neuen Anlage. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig wird dort sein. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist erkrankt und nimmt daher nicht an der Eröffnung teil. Vertreten wird der Grünen-Politiker von seinem Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner, wie eine Ministeriumssprecherin mitteilte.

Im Dezember war das erste deutsche LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet worden. Anders als das dortige Terminalschiff, das die Bundesregierung gechartert hat, wird die Anlage in Lubmin rein privatwirtschaftlich betrieben. Das Unternehmen Deutsche ReGas spricht von Kosten in Höhe von etwa 100 Millionen Euro, die aus Eigenkapital und von Investoren stammten. Die Anlage soll vor allem Ostdeutschland mit jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas versorgen. Unternehmensangaben zufolge reicht das aus, um fünf Prozent des deutschen Bedarfs zu decken.

Wie das Terminal in Niedersachsen steht die Lubminer Anlage für die Bemühungen Deutschlands, Alternativen zu schaffen für ausbleibende russische Gaslieferungen. Innerhalb von Monaten wurden die Terminals geplant, genehmigt und gebaut. In den vergangenen Jahren hat Deutschland einen Großteil seines Erdgases über die deutsch-russische Ostseepipeline Nord Stream 1 bezogen. Nach vorhergehenden Drosselungen kommt nichts mehr über diesen Weg. Außerdem ist die Leitung Nord Stream 2 nie in Betrieb gegangen. Durch eine mutmaßliche Sabotage ist sie zudem stark beschädigt.

Schwimmende Terminals für ein Drittel des Bedarfs

Flüssigerdgas wird aus mehreren Regionen der Welt per Schiff geliefert, wieder in Gas umgewandelt und in das Gasnetz eingespeist. Neben einem stärkeren Bezug etwa von Pipelinegas aus Norwegen soll LNG ausbleibende russische Lieferungen ersetzen. Wie in Wilhelmshaven nimmt in Lubmin ein Spezialschiff das Flüssigerdgas auf, wandelt es um und speist es ein. Diese schwimmenden Terminals konnten schneller in Stellung gebracht werden als feste Anlagen, die ebenfalls geplant sind. Der Bund hat mehrere schwimmende Terminals gechartert. Ein weiteres soll in Kürze in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein an den Start gehen.

Die bereits eingesetzten oder eingeplanten schwimmenden Terminals haben je nach örtlichen Gegebenheit eine Einspeisekapazität von etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich. Allein über Nord Stream 1 kamen 2021 fast 60 Milliarden Kubikmeter. Nach früheren Angaben will Deutschland im Winter 2023/24 etwa ein Drittel des bisherigen Gasbedarfs über die schwimmenden LNG-Terminals decken. Dafür sollen bis dahin weitere an den Start gehen – etwa in Stade in Niedersachsen und ein zusätzliches vor Lubmin.

Kritik von Umweltschützern und Anwohnern

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Widerspruch gegen die Betriebsgenehmigung des Terminals in Wilhelmshaven eingelegt und fordert, die Betriebsdauer von 20 Jahren auf höchstens zehn Jahre zu beschränken. Außerdem kritisiert die DUH das Einleiten von mit Bioziden behandeltem Abwasser ins Meer.

Verbände bemängeln, die Auswirkungen auf den geschützten Greifswalder Bodden, durch den die Tanker das LNG transportieren, seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Anwohner klagen über Lärm, der durch das Terminal entstehe. Behörden haben bereits Messungen veranlasst. Für die offizielle Eröffnung nun
sind Proteste angekündigt.

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