Linke starten Kampagne gegen „Apollo News“ – Kubicki spricht von „widerlichem Gewaltaufruf“

Das Start-up „Apollo News“ wird in Berlin von einem Linken-Bezirksverband auf einem Flugblatt attackiert. Das Medienunternehmen solle, so wird insinuiert, seinen Firmensitz im „bunten“ Stadtteil Treptow aufgeben. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki spricht von einem „widerlichen Gewaltaufruf“.

Die Redaktion macht die Kritik an sich selbst publik: Bei X meldet sich Max Mannhart, Chefredakteur des Onlineportals „Apollo News“ zu Wort. In seinem Posting machte er auf eine vermeintliche Kampagne linker Gruppen aufmerksam, die sich gegen die Existenz seines Mediums richtet, ein, so der Redaktionsleiter, „einmaliger Vorgang“.

Mannhart zitiert dazu aus einem Flyer, der im Stadtteil Berlin-Treptow verteilt wird, dort sitzt auch die Redaktion des Medien-Startups. „Alt Treptow ist bunt und ein rechtes Medium hat dort keinen Platz“, heißt es in der Broschüre, die auch WELT vorliegt. Gefordert wird in dem Schriftstück mehr oder weniger offen, dass das Medium den Stadtteil verlassen und seine Arbeit einstellen soll, sonst werde Druck ausgeübt. Eine Überschrift lautet: „Rechten Medien auf die Tasten treten“.

Erstellt wurde der Aufruf nach „Apollo“-Recherchen auf Initiative des Bezirksverbands der Linken in Treptow-Köpenick. Das Logo der Partei prangt auf dem Flyer, ihr Bezirksvorsitzender Moritz Warnke wird auch im Impressum genannt.

Auch eine Arbeitsgruppe sei von den Aktivisten gegründet worden, so schreibt „Apollo News“ weiter. Ein erstes Treffen habe in der ersten Oktoberwoche stattgefunden, unter der Überschrift „Apollo News: Die rechte Redaktion in unserem Kiez“. Bei der Veranstaltung sei es laut Ankündigung darum gegangen, „gemeinsam zu überlegen“, wie man der Pressearbeit des Mediums „einen Riegel vorschieben“ könne. Als Sprecher aufgetreten seien dort Moritz Warnke und eine Autorin eines Mediums, das der Amadeu-Antonio-Stiftung nahesteht.

Chefredakteur Mannhart verurteilt den Aufruf und die Aktionen in seinem Statement und spricht von einem Angriff auf die Pressefreiheit.

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„Dass eine im Bundestag vertretene Partei mit einer Rhetorik der offenen Gewalt Strukturen organisieren will, um ein unliebsames Medium gezielt an seinem Erscheinen zu hindern, ist ein Novum und ein unsäglicher Angriff auf die Pressefreiheit. Alle denkbaren Methoden, um ein Medium aus einem Bezirk zu vertreiben, sind von vornherein illegal und implizieren Gewalt“, heißt es in dem Statement auf X.

Offenbar, so seine These, solle mit „bewusst eskalativen Formulierungen“ (…) „direkte körperliche Gewalt“ provoziert werden. Die Redaktion habe auch bereits eine „Serie an Sachbeschädigungen gegen unsere Redaktionsräume“ feststellen müssen. In dem Flyer wurde auch die Adresse der, Zitat, „rechten Redaktion“ genannt.

„Diese Partei ist ein Fall für die Sicherheitsbehörden“, heißt es bei X

Unterstützung bekommt „Apollo News“ nun von Politikern, Künstlern und Journalisten. Wolfgang Kubicki (FDP) schrieb bei X: „Ein widerlicher und inakzeptabler Gewaltaufruf. Die Bundesspitze der Linken sollte sich – sofern ihr auch nur ein Mindestmaß an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung liegt – umgehend davon distanzieren, den Aufruf verurteilen und sich von diesen Hetzern trennen.“

Seine Parteikollegin Linda Teuteberg fand ähnliche Worte: „Die Linkspartei will eine Redaktion aus deren Räumen vertreiben, weil ihr die Berichterstattung nicht passt. Ihre Sprache („auf die Tasten treten“) ist ein Gewaltaufruf. Demokratie & Pressefreiheit kennen kein Sondererziehungsrecht für Linke. Das ist ein Angriff auf die FDGO.“

Solidarität erfuhr „Apollo News“ auch vom Autor & Kabarettisten Vince Ebert, der erst jüngst mit Max Mannhart ein Interview geführt hatte. Bei X äußerte sich Ebert bestürzt über die Vorgänge rund um die Berliner Redaktion und schrieb: „‚Die Freiheit stirbt immer zentimeterweise!‘ sagte einmal Guido Westerwelle. Haben wir inzwischen den Point of no Return erreicht?“

Der Journalist Marc Felix Serrao, der zum Jahreswechsel zum Global Reporters Network von Axel Springer wechselt und künftig Reportagen für WELT schreiben wird, versicherte der Redaktion ebenfalls seine Unterstützung. „Die Linkspartei will eine Redaktion aus deren Räumen vertreiben, weil ihr die Berichterstattung nicht passt. Ihre Sprache („auf die Tasten treten“) ist ein Aufruf zur Gewalt. Das ist ungeheuerlich“, schrieb er auf X.

„Focus“-Kolumnist Jan Fleischhauer kritisierte auf X insbesondere die latente Gewaltbereitschaft, die sich in dem Text des Flyers seiner Meinung nach zeigen würde. „Rechten Medien auf die Tasten treten“: In solchen Aufrufen zeigt sich das wahre Gesicht der Linkspartei. Es ist eine im Kern totalitäre Truppe, die, wenn sie könnte, jeden aus dem Verkehr ziehen würde, der ihr nicht passt.“

Kontroverse rund um die Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf

„Apollo News“ wurde zunächst als Schülerblog von unter anderem Max Mannhart gegründet. Er und andere Redaktionsmitglieder schrieben zunächst auch für „Tichys Einblick“ und „Nius“. Laut dem „Medium Magazin“ agiert „Apollo News“ ab 2023 selbstständig, die Redaktion umfasst mittlerweile 15 Mitarbeiter und produziert Text- und Videobeiträge.

Nach Eigenauskunft hat „Apollo News“ im Monat bis zu sieben Millionen Aufrufe, in Medienbeiträgen wird das Portal zumeist als rechtskonservativ und libertär bezeichnet. Kritiker wie der „Spiegel“, „Correctiv“ und das „Katapult Magazin“ werfen „Apollo“ gelegentlich die Verbreitung von Fake News und „Desinformation“, ungenaue Recherche und „neurechte“ Tendenzen vor.

Vorgeworfen wurde „Apollo News“ auch, an einer „Desinformationskampagne“ im Zuge der letztlich zurückgezogenen Kandidatur der Juristin Frauke Brosius-Gersdorf fürs Bundesverfassungsgericht beteiligt gewesen zu sein. Das ZDF musste seinen Vorwurf, „Apollo News“ habe in zwei Artikeln Falschmeldung über die Causa Brosius-Gersdorf verbreitet, allerdings öffentlich zurückziehen und eine Unterlassungserklärung abgeben.

Im nun kursierenden Flyer der Linkspartei wird ebenfalls Bezug auf den Fall Brosius-Gersdorf genommen, die damalige Berichterstattung von „Apollo News“ wird als „frauenfeindlich“ bezeichnet.

WELT hat eine offizielle Stellungnahme zu den Vorgängen bei der Partei Die Linke angefragt. Die Anfrage blieb bislang unbeantwortet.

Source: welt.de

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