Lindner Hotels sind insolvent

Kurz vor Weihnachten erschüttert der Insolvenzantrag der Lindner Hotels AG das deutsche Beherbergungsgewerbe. Das Unternehmen sieht keinen anderen Ausweg, als über eine Insolvenz in Eigenverwaltung einen Weg in die Zukunft zu suchen. Der Betrieb in den 13 Häusern der Kernmarke Lindner im gehobenen Mittelklasse-Segment unter anderem in Düsseldorf, Berlin, Frankfurt und auf Sylt laufe weiter, hieß es. Die Beschäftigten sollen Insolvenzgeld erhalten. Insgesamt führt die Unternehmensgruppe 41 Hotels, Tochtergesellschaften für die L-Collection-Häuser sowie die 7-Pines-Luxusurlaubsresorts sind von der Insolvenz vorerst nicht betroffen.

Landesweit klagen Hotels über gestiegene Ausgaben. Der Branchenverband Dehoga moniert „Kostenexplosionen bei Nahrungsmitteln und Energie“, sowie steigende Ausgaben für Personal, das schwer zu finden ist. Außerdem belasten Spätfolgen der Corona-Pandemie. Schulden müssen abgebaut werden, dazu kommen mitunter nachzuholende Pachtzahlungen, die in der Krise gestundet wurden.

Um Lasten zu senken, fordert der Dehoga eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen auf den ermäßigten Satz von sieben Prozent, einen Verzicht auf eine abermalige politische Erhöhung des Mindestlohns sowie flexiblere Beschäftigungsregeln, was etwa durch das Streichen des gesetzlichen Tages-Höchstarbeitszeit erreicht werden soll.

Andere Hotels schon vorher in Bedrängnis

Zwar hatte das Statistische Bundesamt für die ersten zehn Monate dieses Jahres errechnet, dass mit 433 Millionen Übernachtungen das Rekordniveau von 2019 wieder erreicht sei. Hotels fehlen aber noch zahlungskräftigere Kunden aus dem Ausland und Geschäftsreisende. Unternehmen schicken Beschäftigte seltener zu Auswärtsterminen und halten mehr Videokonferenzen ab. Preisbereinigt haben die rund 39.000 Hotels, Pensionen und Beherbergungsbetriebe in diesem Jahr laut Dehoga reale Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.

Exponierte Position: Lindner Hotel in Frankfurt am MainLaila Sieber

Für die Lindner Hotels AG sei es vor allem wegen der Verpflichtungen aus der Vergangenheit geboten gewesen, ein Eigenverwaltungsverfahren zu beantragen, sagte der Restrukturierungsfachmann Frank Kebekus, der im Eigen­verwaltungsverfahren als Generalbe­vollmächtigter die Lindner-Führung unter­stützen wird. Bisherige Restrukturierungsbemühungen scheinen nicht ausgereicht zu haben. Zum vorläufigen Sachwalter bestellte das Amtsgericht Düsseldorf den Rechtsanwalt Dirk Andres.

Die Lindner-Hotels sind keineswegs die erste Kette, von der im laufenden Jahr Krisensignale ausgesendet wurden. Zuletzt hatten Ende November die Achat-Hotels eine Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Dort hatten Schwierigkeiten nach einer Erweiterung des Standortportfolios sowie die wirtschaftlichen Corona-Spätfolgen in die Enge geführt. Die Arcona-Hotels haben ein Eigenverwaltungsverfahren gerade hinter sich gelassen.

An anderer Stelle kam es zu Umstrukturierungen. Dertour, die Reisesparte des Rewe-Konzerns, hat die Travel-Charme-Häuser von der Industriellenfamilie Hirmer in das eigene Hotelportfolio geholt und will die meisten Standorte fortan unter den Marken Arosa oder Aja führen. Die Hotel-Gesellschaft Novum Hospitality hatte das Aus für Häuser unter eigenem Namen angekündigt, sie bestehen als Franchisebetriebe unter Marken des IHG-Konzerns wie Holiday Inn fort, wodurch international mehr Kunden auf die Herbergen aufmerksam werden sollen.

Ein Pakt sollte helfen

Auch die Lindner-Hotels hatten schon die Nähe zu einem internationalen Hotelkonzern gesucht. Im Herbst 2022 gaben sie eine Partnerschaft mit Hyatt bekannt, die Lindner-Herbergen sollten fortan auch unter der Hyatt-Linie „Joie de Vivre“ vermarktet werden, was internationale Gäste auf die Häuser in Deutschland aufmerksam machen sollte.

Was groß als „Hochzeit“ der Hotelgesellschaften gepriesen wurde, war zunächst nicht mit dem Verkauf von Unternehmensanteilen verbunden. Von den Amerikanern von Hyatt sollte aber Geld zu den Deutschen für Modernisierungen in deren Hotels fließen. Später sollte Lindner über eine Franchisegebühr für von Hyatt vermittelte Gäste in die Gegenrichtung zahlen. In diesem Jahr übernahm Hyatt dann die jüngere Lindner-Markenlinie Me and all.

Verkündet wurde die große Partnerschaft vor zwei Jahren vom damaligen Lindner-Chef Arno Schwalie, der in diesem Sommer das Unternehmen verlassen hat und nun für die Kette der B&B-Hotels arbeitet. Kurz zuvor war die für das Tagesgeschäft zuständige Vorständin Stefanie Brandes zum Wettbewerber Dorint gewechselt.

Die Lindner-Hotels tragen den Namen des Gründers, des 2020 verstorbenen Düsseldorfer Architekten Otto Lindner, der aus seinem Architekturbüro die Hotelgruppe entstehen ließ. Aus der Familie gehört Frank Lindner der Führung des Lindner Hotels AG an. Der Name Lindner ist in der Hotellerie geläufig. Einer der Söhne des Unternehmensgründers, Otto Lindner junior, der aber keine Funktion in der Lindner Hotels AG mehr ausübt, ist der Vorsitzende des Hotelverbands IHA und stellvertretender Präsident des Branchenverbands Dehoga.

Die Lindner Hotels AG beschäftigt derzeit etwa 650 Angestellte. Der Hotelbetrieb solle „so reibungslos wie möglich“ fortgeführt werden. Denn der Generalbevollmächtigte Kebekus strebt an, das Unternehmen „mit den Instrumenten der Insolvenzordnung nachhaltig zu restrukturieren“. Bis zum Sommer soll ein Insolvenzplan stehen, über den die Gläubiger dann abstimmen.

AngestellteArchitektenAuslandBBerlincoronaCorona-PandemieDeutschlandEndeEnergieFrankFrankfurtGeldGesellschaftHäuserHotelsInsolvenzLLindnerMarkenMehrwertsteuerOttoPartnerschaftSchuldenStefanieSyltUnternehmenVerzichtWeihnachten