Was ist das?
Leoparden können bis zu 60 km/h schnell laufen. Dem Zeitgeist sind sie trotzdem nicht entkommen. Überall Leopardenfellmuster: auf Schminktäschchen und Kulturbeuteln, auf Einkaufstaschen, Vasen und Geschirr. Und auf Kleidungsstücken: Röcken, Leggins, Blusen, Jacken. Selbst Sneaker werden mit Leopardenoptik verziert.
Der Look heißt Animal-Print, und es gibt Konjunkturen, die Tiere betreffend. Die Besitzerin eines Accessoire- und Modeladens im feinen Hamburger Stadtteil Eppendorf sagt: „Letztes Jahr war es Zebra. Dieses Jahr ist es Leopard.“ Was ist mit Tiger? „Tiger eher nicht so. Zebra und Leopard. Zwischen denen geht es hin und her.“ Mal ist der Leopard vorn, mal das Zebra: „Ist ja wie in der Natur!“, möchte man sagen, aber vielleicht sind solche darwinistischen Auslegungen schon zu viel des Guten. Deshalb sagt man nichts, fragt auch nicht nach Löwen, Panthern, Pumas und Ozelots. Die sind grafisch eben nicht besonders ergiebig. Löwenprints ergeben gar keinen Sinn, da kann man gleich Kamelhaar nehmen.
Wer braucht das?
Bis in die Siebzigerjahre trugen die Leute tatsächlich noch Leopardenfellmäntel und legten sich Zebrareste vors Bett. Mit wachsendem Umweltbewusstsein erledigten sich solche Marotten, was gut ist: Der Herr hat den Geparden nicht geschaffen, damit er als Sofakissen endet.
Vielleicht kehrt mit den Animal-Prints etwas Verdrängtes wieder: die Anmaßung des Homo sapiens, der coolste Killer am Platz zu sein. Der capo di capi der Nahrungskette. Top dog mit der Lizenz, andere Arten in Dekoration zu verwandeln. Gleichzeitig wirkt das Ganze ironisch: Ein Blouson mit Leopardenfellmuster kokettiert mit der Verruchtheit der Sechziger- und Siebzigerjahre-Mode, ihrer politischen Inkorrektheit, was Materialien und Herkunftsort angeht. Die Kolonialherren-Arroganz vergangener Epochen, als man aus Afrika und Asien tote Wildtiere beziehungsweise Trophäen anschleppte, umweht diesen Look als hauchfeiner nostalgischer Dunst.
Wenn ich Leopardenfellmuster sehe, denke ich immer an schlechte Varieté-Nummern mit Darstellern, die eine Krallenhand machen und pseudolasziv fauchen. Deshalb plädiere ich für Zebra. Zebras sehen aus wie Pferde, die sich selber angemalt haben. Das macht sie sympathisch. Angeblich dienen die Streifen zur Tarnung in heißer, flimmernder Luft. Auch das finde ich schön: dass man sich auflösen und immateriell werden kann, wenn es eng wird.
Leoparden können bis zu 60 km/h schnell laufen. Dem Zeitgeist sind sie trotzdem nicht entkommen. Überall Leopardenfellmuster: auf Schminktäschchen und Kulturbeuteln, auf Einkaufstaschen, Vasen und Geschirr. Und auf Kleidungsstücken: Röcken, Leggins, Blusen, Jacken. Selbst Sneaker werden mit Leopardenoptik verziert.
Der Look heißt Animal-Print, und es gibt Konjunkturen, die Tiere betreffend. Die Besitzerin eines Accessoire- und Modeladens im feinen Hamburger Stadtteil Eppendorf sagt: „Letztes Jahr war es Zebra. Dieses Jahr ist es Leopard.“ Was ist mit Tiger? „Tiger eher nicht so. Zebra und Leopard. Zwischen denen geht es hin und her.“ Mal ist der Leopard vorn, mal das Zebra: „Ist ja wie in der Natur!“, möchte man sagen, aber vielleicht sind solche darwinistischen Auslegungen schon zu viel des Guten. Deshalb sagt man nichts, fragt auch nicht nach Löwen, Panthern, Pumas und Ozelots. Die sind grafisch eben nicht besonders ergiebig. Löwenprints ergeben gar keinen Sinn, da kann man gleich Kamelhaar nehmen.