Lebensmittel: EU-Staaten lockern Gentechnikregeln z. Hd. Lebensmittel

Lebensmittel aus bestimmten
gentechnisch veränderten Pflanzen sollen in der EU künftig ohne spezielle
Kennzeichnung im Supermarkt verkauft werden können. Unterhändler der 27 EU-Länder
und des Europaparlaments einigten sich in der Nacht nach eigenen Angaben darauf,
die bestehenden EU-Gentechnikregeln entsprechend zu lockern. Die Änderungen
sollen dafür sorgen, dass mehr neue Pflanzensorten auf den Markt kommen.

Die neuen
Vorgaben müssen noch vom EU-Parlament und den EU-Staaten bestätigt werden.
Normalerweise ist das aber eine Formsache, wenn sich die Unterhändler der
Institutionen zuvor auf einen Kompromiss geeinigt haben. 

Die Genzüchtungen sind von herkömmlichen Pflanzen kaum zu unterscheiden

Die gelockerten
Regeln betreffen Züchtungen, die mit sogenannten neuen Techniken (NGT)
entstanden sind. Dabei geht es um eine begrenzte Anzahl gentechnischer
Eingriffe – wie die CrisprCas-Genschere – die nach Einschätzung der
EU-Kommission lediglich eine herkömmliche Züchtung beschleunigen. Im Zweifel
kann eine derart veränderte Pflanze nicht von einer natürlichen Züchtung
unterschieden werden. 

Für solche
Lebensmittel gelten aber weiterhin dieselben Sicherheitsvorgaben wie für
Züchtungen, die etwa durch Kreuzung und Auslese entstanden sind. Auch Pflanzen
mit weitreichenderen gentechnischen Veränderungen unterliegen weiter den alten,
strengeren Regeln.

Befürworter
erhoffen sich
durch die vereinbarte Lockerung neue Obst- und Gemüsesorten, die
besser mit Dürren zurechtkommen und weniger Dünger benötigen. Diese Sorten
sollen nach Angaben von Teilnehmern beider Seiten nur noch auf dem Saatgut als
gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssen. Außerdem sollen
Umweltprüfungen vor der Zulassung wegfallen. Diese sind bisher so aufwendig,
dass eine Zulassung so teuer ist und lange dauert, dass sie sich häufig nicht
lohnt.

Kritiker fordern Wahlfreiheit für Verbraucher

Der vereinbarte
Entwurf sieht auch vor, die Vorgaben für die Nachverfolgbarkeit gentechnisch
veränderter Pflanzen auf Feldern zu lockern. Er regelt zudem die
Patentierbarkeit der Technologien. Wissenschaftler hoffen, mit den laxeren
Vorgaben einfacher forschen zu können.

In anderen
Weltregionen gibt es bereits lockere Regeln, Vertreter von Parlament und
EU-Staaten setzen deswegen auch auf eine bessere Wettbewerbsfähigkeit für
Landwirte. Der Deutsche Bauernverband begrüßt grundsätzlich eine Lockerung.

Kritiker fordern
unter anderem, dass Verbrauchern die Wahl gelassen werden sollte, ob
sie solche Lebensmittel konsumieren möchten oder nicht. Gentechnikfrei soll in
Zukunft auch weiterhin die Biolandwirtschaft bleiben. Jedoch soll es laut
Parlament kein Verstoß sein, wenn es um ein „technisch unvermeidbares
Vorhandensein“ von Gentechnik geht. 

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