Leben mit KI und Robotern: Wer bedient hier tatsächlich wen?

Wir hatten vielleicht gehofft, KI und Roboter würden uns einmal die Arbeit und den Haushalt erleichtern. Heute wissen wir leider, dass das offenbar gar nicht ihr eigentlicher Zweck ist


Bisher sind Roboter eher Zierde als wirklich nützliche Hilfe – und brauchen selbst dafür menschliche Assistenz

Foto: Imago/Xinhua


Wie jeden Abend, drückte mir auch gestern Abend eines meiner Kinder ein Buch in die Hand, das es noch lesen wollte vor dem Schlafengehen. Diesmal war es ein Sachbuch über Roboter. Als ich die erste Seite aufschlage, steht da: „Wie helfen uns Roboter in der Zukunft?“

Ja, wie helfen uns die blöden Roboter denn, denke ich. Okay, wollen wir mal nicht so sein, das Buch wurde immerhin 2021 gedruckt. Ein Jahr, in dem Künstliche Intelligenz noch etwas für Nerds war und Tesla gemeinhin als innovatives Unternehmen der Zukunft galt und nicht als Hersteller von fehlerhaften Autos, die aussehen wie Dunstabzugshauben, geleitet von einem größenwahnsinnigen Faschisten, der es sich in den Kopf gesetzt hat, den Mars zu besiedeln, während er die Erde offensichtlich brennen sehen will.

„Mama, wieso lachst du?“, fragt das Kind. Ich schüttle nur den Kopf und lese weiter, es ist schon spät. Sinngemäß steht da also, dass unser Leben bald ganz anders aussehen wird. Soweit hat das Buch ja auch nicht unrecht. „Roboter werden für uns Dinge tragen, einkaufen gehen, putzen und den Müll abholen. Sie werden mit Hunden Gassi gehen und hilfsbedürftige Menschen unterstützen.“

Eine neue Abhängigkeit

Naja. Ich versuche, nicht allzu pessimistisch in die Zukunft zu blicken, aber im Moment sieht es nicht danach aus, dass die Roboter und KI vor allem unserem Wohl dienen werden. Im Moment sieht es eher nach einer immer unangenehmer werdenden Abhängigkeit aus, in die wir uns als Gesellschaft begeben haben. Und an deren Ende wir Normal- bis Geringverdiener den Kürzeren ziehen werden.

In Wien, wo ich als freie Autorin lebe, werden in diesem Jahr etwa 300 Medienschaffende ihre Jobs verlieren. Viele Medienhäuser straucheln seit Jahren. Ein Niedergang, gemacht aus einer zögerlichen Digitalisierung, wenig Mut für große Würfe, einer wachsenden Abhängigkeit von staatlichen Förderungen und der naiven Hoffnung, dass Google es schon irgendwie richten wird.

Nun zeigt Google eine KI-Zusammenfassung als Antwort auf die Suchanfragen der User*innen, die es überflüssig macht, die Webseiten der Medienhäuser überhaupt noch zu besuchen. Der Traffic sinkt und mit ihm die Werbeeinnahmen. Medien sind in Österreich aktuell nicht mehr rentabel. Kein heilbringender Umstand in einem Land, das vermutlich nur ein paar Jahre von einem rechtsextremen Kanzler entfernt ist.

Wieso haben wir das zugelassen und wie bringen wir die Computer dazu, endlich unsere Einkäufe zu tragen und unsere Toiletten zu putzen? Ich weiß es nicht, aber eines ist klar: KI ist bestimmt ein nützliches Werkzeug, wenn sie richtig genutzt und reguliert wird. Im Moment passiert das nicht ausreichend. Dass das so viele Leute massiv beunruhigt, liegt nicht daran, dass man einfach Angst vor Innovation hat.

Wie die Herrscher aus den Geschichtsbüchern

Es liegt daran, dass wir in den vergangenen Jahren einen Eindruck davon bekommen haben, was die Silicon-Valley-Broligarchen für Typen sind. Dass ihre Macht sich zwar nicht aus Landesgrenzen nährt, sie aber dennoch nicht besser sind als die grimmigen Herrscher aus unseren Geschichtsbüchern. Wir wissen, wo sie stehen und wie egal ihnen Gemeinnützigkeit und die Menschheit an sich sind.

Wäre das anders, könnten wir uns jetzt alle freuen, denn ihre Innovationen könnten dann tatsächlich bedeuten, dass viele von uns nicht mehr arbeiten müssen. Dass wir blumenpflückend durch unser Leben gehen, wie es eigentlich gedacht war. Dass Roboter für uns Dinge tragen, einkaufen gehen, putzen und den Müll abholen. Sie würden mit Hunden Gassi gehen und hilfsbedürftige Menschen unterstützen.

Nur wissen wir eben, dass das eher nicht Sinn der Übung ist. Es wäre also an der Zeit, sich zu wehren.

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