Es gibt Schauspieler, von denen so viel gute Energie ausgeht, die eine so vertrauenerweckende Hintergrundstrahlung durch ihre Rollen schicken, dass man in all ihren Verkleidungen vor allem sie sucht und die Stücke, in denen sie mitspielen, eher in Kauf nimmt.
So lässt sich erklären, dass Late Night Hamlet, das jetzt bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt wurde und später vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg übernommen wird, kein gutes Stück ist, aber dennoch ein dauerhafter Erfolg sein wird. Denn es ist ein Solo von Charly Hübner (das er gemeinsam mit dem Regisseur Kieran Joel geschrieben hat). Und Hübner besitzt die grundsätzliche Publikumszuneigung eines Mannes, der im Spiel sich selbst herschenkt. Um Hamlet geht es also nur vorwandhalber, eigentlich nimmt Hübner seinem Publikum die Angst, es sei ungebildet und zu geistesschmächtig, als dass es Shakespeares berühmteste Figur begreifen könnte. Mit allen Mitteln (Theater im Theater, Puppenspiel, Stegreif, Dialog mit dem Publikum) zeigt Hübner, dass es ihm um mehr geht: um die Unmöglichkeit, das Leben zu verstehen. Wie soll man, wenn man schon dazu unfähig ist, auch noch Hamlet verstehen?
Einmal bittet Hübner sein Publikum, ihm die Worte „unverbesserlicher Lügner“ entgegenzurufen. Das ist die raffinierte Selbstgeißelung eines sogenannten Vollblutschauspielers; augenscheinlich leidet Hübner tatsächlich unter der Unverbindlichkeit und Folgenlosigkeit des Theaters.
Das Publikum wird trotzdem gleich angesteckt von Hübners wilder Präsenz. Sein Spiel hat etwas angenehm Unwirsches, Verdrossenes und Uneitles: Offenbar findet er auf der Bühne keine echte Befriedigung und schon gar keine Erlösung. Vielmehr merkt er gerade dann, wenn alle ihn lieben, wenn er also eigentlich am Ziel ist, dass darin eine gewisse Peinlichkeit liegt: Die Welt ist aus den Fugen, aber einer lässt sich feiern? Kann ja wohl nich’ angeh’n!
So würde Hübner, geboren in Neustrelitz, es vielleicht ausdrücken. Er ist, so sagt man doch, ein Kerl wie eine Eiche. Hier darf man dabei sein, wenn der Blitz des Selbstzweifels in sie einschlägt. Late Night Hamlet ist eher unerheblich und unfertig, aber ein Riesenerfolg wird’s schon werden. Weil man die Eiche brennen sieht.
Es gibt Schauspieler, von denen so viel gute Energie ausgeht, die eine so vertrauenerweckende Hintergrundstrahlung durch ihre Rollen schicken, dass man in all ihren Verkleidungen vor allem sie sucht und die Stücke, in denen sie mitspielen, eher in Kauf nimmt.
So lässt sich erklären, dass Late Night Hamlet, das jetzt bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführt wurde und später vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg übernommen wird, kein gutes Stück ist, aber dennoch ein dauerhafter Erfolg sein wird. Denn es ist ein Solo von Charly Hübner (das er gemeinsam mit dem Regisseur Kieran Joel geschrieben hat). Und Hübner besitzt die grundsätzliche Publikumszuneigung eines Mannes, der im Spiel sich selbst herschenkt. Um Hamlet geht es also nur vorwandhalber, eigentlich nimmt Hübner seinem Publikum die Angst, es sei ungebildet und zu geistesschmächtig, als dass es Shakespeares berühmteste Figur begreifen könnte. Mit allen Mitteln (Theater im Theater, Puppenspiel, Stegreif, Dialog mit dem Publikum) zeigt Hübner, dass es ihm um mehr geht: um die Unmöglichkeit, das Leben zu verstehen. Wie soll man, wenn man schon dazu unfähig ist, auch noch Hamlet verstehen?