Gerade wurde dem ungarischen Schriftsteller László Krasznahorkai in Stockholm der Literaturnobelpreis verliehen. Und das ist die erste gute Nachricht: Ausgerechnet in dem historischen Moment, in dem Amerika dem alten Kontinent Europa den Rücken kehrt, zeigt diese alte Welt ihren Geist. Es ist durchaus symbolisch, dass ein Schriftsteller aus einem Land des ehemaligen Ostblocks die Auszeichnung erhält, aus einem Land mit nur knapp zehn Millionen Einwohnern, das aber mit Péter Esterházy, Péter Nádas und Imre Kertész (ebenfalls Nobelpreisträger) Literatur von Weltrang hervorgebracht hat – und das sich traurigerweise politisch seit Jahren ins russophile Abseits gestellt hat. Mit Krasznahorkai wurde zwar ein bekennender Oppositioneller ausgezeichnet, aber das wäre fast egal, wäre er literarisch nicht von Belang.