Lars Windhorst präsentiert sich qua Retter seiner Werften

Die beiden Werften von Lars Windhorst sollen unter neuen Geschäftsführern die Wende schaffen. Er selbst werde sich aus der operativen Führung verabschieden, aber in Sachen Finanzierung und Kundenakquise weiter Unterstützung leisten, sagte Windhorst in Flensburg, wo neben Medienvertretern auch viele der gar nicht eingeladenen Mitarbeiter und Betriebsräte der Zukunftsvision des Investors lauschten.

Seine beiden Werften, die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) sowie der Yachtbauer Nobiskrug im benachbarten Rendsburg, waren seit mehr als einem Jahr immer nah an der Insolvenz entlanggeschrammt: Mehrfach waren Gehälter und Sozialbeiträge nicht pünktlich gezahlt worden, und wegen nicht weitergeleiteter Lohnsteuer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Zuletzt waren die 550 Beschäftigten praktisch ohne Aufgabe, weil mangels Material selbst die letzten Aufträge nicht bearbeitet werden konnten.

Haftbefehl gegen Windhorst aufgehoben

Ob Windhorst zu der von ihm anberaumten Medienveranstaltung überhaupt erscheinen würde, stand kurzfristig in Zweifel, weil ein Haftbefehl gegen ihn vorlag – nicht im Kontext mit seinen Werften, sondern wegen eines Krisenfalls in Hannover, wo auf diese Weise seine Mitwirkungspflicht eingefordert wurde. Nachdem er sich dort mit dem Insolvenzgericht auf einen Termin geeinigt hatte, wurde der Haftbefehl aber außer Vollzug gesetzt.

Für den Neustart der Werften setzt Windhorst auf den bisherigen Betriebsleiter von Nobiskrug, Robert Fischer von Mollard, 38 Jahre alt, der Geschäftsführer der beiden Unternehmen wird und von Michel Bollmann, 37 Jahre, als Technischem Leiter unterstützt wird. Die beiden Geschäftsführer würden „mit Startkapital ausgestattet“, sagte Windhorst, ohne Zahlen zu nennen. In den nächsten Tagen sollen sie die Löcher stopfen, damit die Insolvenz vermieden wird.

Zunächst werden die Mitarbeiter mit bisherigen Projekten beschäftigt sein. In Rendsburg liegt seit mehreren Jahren eine Yacht im Bau, deren Eigentümer einmal russischer Herkunft war, dort soll es nun weitergehen. In Flensburg soll für den australischen Fährbetreiber Searoad ein Schiff weitergebaut werden, in das schon 70 Millionen Euro Eigenkapital investiert worden seien. Der Kunde habe zudem die „feste Absicht“, einen zweiten Auftrag zu erteilen.

Weitere Aufträge gibt es aktuell nicht mehr. Zuletzt hatte die Bundeswehr Ende April einen Schiffskran abtransportieren lassen, der eigentlich zur Reparatur in der Werft in Rendsburg war. Nach Windhorsts Angaben steht der Bau von zwei Bunkerschiffen in Aussicht, für deren Finanzierung sogar schon eine Bürgschaft über 50 Millionen Euro fest zugesagt sei.

„Ich habe mir überhaupt nichts vorzuwerfen“, sagte Windhorst am Mittwoch. Er habe „viele Hundert Millionen Euro investiert“ und habe nach der Übernahme der beiden Werften im Jahr 2019 sogar selbst eine Fähre in Auftrag gegeben, obwohl er gar keine brauche. Es sei „sehr befremdlich“, dass Politik und Gewerkschaften die Werften öffentlich diskreditierten. Am Montag hatte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) mit Blick auf die desolate Lage der Werften Windhorst vorgeworfen, seine Versprechen nicht gehalten zu haben. Betriebsräte wiederum hatten Windhorst bezichtigt, sogar den Arbeitsschutz der Mitarbeiter zu unterlassen.

„Wir sind ja nicht im Kommunismus“

„Es ist nicht realistisch und nicht gewollt, die Werften zu verkaufen“, sagte Windhorst mit Blick auf öffentliche Forderungen, einen anderen Investor ins Boot zu holen: „Ich will nicht verkaufen. Wir sind ja nicht im Kommunismus.“ Innerhalb seiner Tennor-Gruppe, deren Beteiligungen insgesamt mehr als 20.000 Mitarbeiter hätten, seien die größten Zuwendungen an die Werft in Flensburg gegangen, sagte Windhorst. „Ich werde das erfolgreich zu Ende bringen. Aber das geht nicht über Nacht. Das dauert drei bis fünf Jahre, mindestens.“

Zur Solidität seiner Engagements sagte Windhorst, die Tennor-Gruppe habe während der Niedrigzinsphase viel Geld aufgenommen, „Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe“. Seit 2018 sei aber der Schuldenberg zu 80 Prozent abgetragen worden, und er sei sicher, den Rest auch zeitnah abbauen zu können. „Herta BSC war ein großer Fehler“, sagte Windhorst über seine Investition bei dem Fußballbundesligisten, verwahrte sich aber dagegen, Schuld am sportlichen Misserfolg des Vereins zu haben.

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