Lage in jener Ukraine: Russlands Erfolg bemisst sich nicht in Kilometern

Am Mittwoch war es so weit. Um die dort kämpfenden Truppen zu schonen, schrieb das ukrainische Militär,
sei beschlossen worden, sie aus Wuhledar abzuziehen. Die Kleinstadt im Westen
der Region Donezk war zuvor mehr als zwei Jahre lang verteidigt worden, eine
der größten Panzerschlachten des Krieges hatte sich dort einst ereignet. Inzwischen
sind von der Stadt, die einst 14.000 Einwohner hatte, nur Ruinen übrig. Etwa 100
Zivilisten hielten sich bis zuletzt dort auf.

Wie meistens hat die Ukraine den Fall der Stadt erst offiziell verkündet,
als sie bereits unter russischer Kontrolle war. Am 22. September, berichteten Soldaten und Militärblogger,
hatte Russland es geschafft, einen kleinen Fluss südlich von Wuhledar zu überqueren
und die Stadt teilweise einzukesseln. Spätestens damit war ihre Eroberung im
Grunde nicht mehr zu verhindern. Man müsse sich auf ihren Verlust „psychologisch
einstellen“, schrieb der in der
Ukraine oft zitierte Militärbeobachter
Konstantin Maschowez.

Der ukrainische Analyst Oleksandr Kowalenko geht rückblickend davon aus, dass die Schlacht um die Stadt schon lange entschieden war: Russlands Luftwaffe habe sie, wie zuvor das im Februar eroberte Awdijiwka, ungehindert mit Gleitbomben beschießen können. Wie auch an anderen Orten habe deshalb die Eroberung durch Russland nur verzögert, aber nicht verhindert werden können.

Schon vor einem Jahr wurden Teile Wuhledars durch die Kämpfe zerstört.

Am 24. September startete Russland einen Großangriff auf Wuhledar. Videos zeigten schwere Explosionen in
der ganzen Stadt, Artillerie und Gleitbomben zerstörten die letzten als
Stellung nutzbaren Gebäude. Die dem ukrainischen Militär nahestehende Beobachtergruppe
DeepState berichtete zudem, dass
Russland eine Drohneneinheit an die Front vor Wuhledar verlegt habe, um den
einzigen Fluchtweg für die ukrainischen Truppen zu beschießen. 

Für einen Truppenabzug
ohne Verluste war es nun zu spät. Was der 72. Brigade, die Wuhledar zwei Jahre
lang verteidigte, gelang, war Berichten
zufolge
mehr eine Flucht als ein geordneter Rückzug: Die Soldaten sollen
die Stadt zu Fuß verlassen haben, ohne den Rückzugsbefehl abzuwarten. Am 30.
September hisste Russland Flaggen in mehreren Stadtteilen.

Gebiete mit schweren Kämpfen, letzte 24h

Russische Befestigungsanlagen

Russische Kontrolle

Vortag

seit Kriegsbeginn

vor Kriegsbeginn

Zurückerobert

Vortag

seit Kriegsbeginn

Zusätzl. erobert

Quelle: Institute for the Study of War, AEI Critical Threats Project

Das Gelände um die Stadt
ist flach, die Gebäude – große Plattenbauten aus Sowjetzeiten – waren hoch.
Damit war Wuhledar eine günstige Stellung, aus der sich russische
Militärkolonnen beschießen ließen. Auch eine Eisenbahnlinie war vor dem
russischen Vormarsch südlich der Stadt in Reichweite. Ein weiterer Grund, warum
die Stadt als taktisch wertvoll galt: Sie liegt in der Nähe der Grenze zur
Region Saporischschja. Einmal eingenommen, kann sie Ausgangspunkt für einen
russischen Vormarsch in mehrere Richtungen werden.

Ein strategischer Durchbruch
ist die Eroberung Wuhledars aber nicht. Nördlich der Stadt gibt es noch Befestigungen,
in die sich die ukrainischen Truppen zurückziehen können. Anders als
Pokrowsk, das eigentliche Ziel der russischen Offensive in Donezk, gab es in Wuhledar
auch keine wichtige Versorgungslinie von strategischer Bedeutung. Und das Institute
for the Study of War (ISW) sieht
den Höhepunkt der russischen Offensive
nahezu erreicht. Durchbrüche, die nicht nur lokal, sondern auch für größere
Frontabschnitte von Bedeutung sind, erwarten die Experten nicht.

Gebiete mit schweren Kämpfen, letzte 24h

Russische Befestigungsanlagen

Russische Kontrolle

Vortag

seit Kriegsbeginn

vor Kriegsbeginn

Zurückerobert

Vortag

seit Kriegsbeginn

Zusätzl. erobert

Quelle: Institute for the Study of War, AEI Critical Threats Project

Schmerzhaft ist der
Verlust für die Ukraine vor allem symbolisch. Die eigentliche Niederlage sind
die Umstände, unter denen die Verteidigung letzten Endes misslang: die
Entsendung schlecht ausgebildeter Rekruten, die, wie ein Soldat es dem
ukrainischen Investigativmedium Slidstvo sagte
, schnell wieder
desertierten oder an der Front kaum eine Hilfe waren. Die Weigerung – oder
fehlende Möglichkeit – des Militärkommandos, die erschöpfte Brigade durch
frische Kräfte auszutauschen. Vorwürfe,
die nicht neu sind
. Probleme, die nicht behoben sind.

Zur Eroberung von Wuhledar kam es fast genau
ein Jahr, nachdem Russland mit dem Sturm auf Awdijiwka seine
Donezk-Offensive begonnen hatte. Trotz der täglichen Berichte über Russlands Vormarsch
ist die Bilanz von Putins Armee ernüchternd: 1.800 Quadratkilometer Gelände hat
sie seitdem erobert. Das sind 0,3 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets. Fünf
Quadratkilometer am Tag. Und obwohl der Vormarsch seit Oktober 2023 mit jedem
Quartal an Tempo zunahm: Für ein ganzes Jahr schwerer Kämpfe ist die Ausbeute
entlang einer mehr als 1.000 Kilometer langen Front sehr klein.

Umso deutlicher wird das,
setzt man sie ins Verhältnis zu den Verlusten, die Russland seitdem erlitt.
370.000 getötete und verwundete russische Soldaten meldete die Ukraine in den
vergangenen zwölf Monaten. Die Zahl dürfte übertrieben sein, aber selbst die
Hälfte wäre ein immenser Preis. Und kein westlicher Geheimdienst geht davon
aus, dass die ukrainischen Angaben so stark verzerrt sind.

Nicht verzerrt sind die
Daten über russische Verluste an Material, die durch Fotos und Videos
unabhängig bestätigt sind. Fast 6.000 Einheiten Militärgerät, darunter fast
1.000 Kampfpanzer, verlor Russland in diesen zwölf Monaten, fast exakt ein
Drittel der russischen Gesamtverluste im Krieg. Die Ukraine verlor in derselben Zeit 2.200
Einheiten. Die ukrainische Strategie, nicht auf Verteidigung von Gelände,
sondern auf maximalen Schaden für die Gegner zu setzen, scheint zu wirken.

Doch auf den zweiten Blick
trügt dieser Schein. Denn auch die Ukraine erlitt ein Drittel ihrer Gesamtverluste
seit Kriegsbeginn
in derselben Zeit, konnte die eigenen Verluste also nicht
senken. Das Verlustverhältnis von eins zu 2,7 zugunsten der Ukraine ist für die
zahlenmäßig unterlegenen Verteidiger zu niedrig, als dass es ein Erfolg sein
könnte. Um dieses Verhältnis in die Höhe zu treiben, fehlen die Waffen: Die westlichen
Lieferungen blieben in diesem Jahr weit unter den Mengen von 2023 zurück.

So gehen Beobachter
davon aus, dass Russlands Offensive trotz der Verluste weitergehen wird. Bis
Jahresende, prognostiziert
der estnische Geheimdienst
, könnte sich die Ukraine auch aus Pokrowsk
zurückziehen müssen. Auch das wäre noch kein russischer Sieg in der Schlacht um
Donezk. Aber für die Ukraine, angesichts der logistischen Bedeutung der Stadt,
womöglich eine Niederlage zu viel.



954 Tage


seit Beginn der russischen Invasion


Das Zitat: Pessimistische Prognosen aus der Haft

Als Russland im Herbst 2022 weite Teile des eroberten ukrainischen Gebiets wieder aufgeben musste, waren es ausgerechnet die durch Putins Propaganda aufgepeitschten radikalen Kriegsbefürworter, die zu den schärfsten Kritikern der russischen Führung wurden. Inkompetenz wurde beklagt, Korruption angeprangert, Generäle des Verrats beschuldigt.

Besonders hart fiel die Kritik von Igor Girkin aus. Der besser unter seinem Kampfnamen Strelkow bekannte Ex-Geheimdienstler, der sich rühmt, in russischem Auftrag 2014 den Donbasskonflikt zum Krieg angefacht zu haben, konnte die Militärführung wegen seiner Popularität lange ungestraft kritisieren. Erst nach einer Reihe besonders wütender Telegram-Posts, in denen er Putin als „feigen Nichtskönner“ beschimpfte, wurde er verhaftet und im Januar zu vier Jahren Haft verurteilt.

Mit düsteren Prognosen, wie sie vor allem im ersten Kriegsjahr hohe Popularität in der ukrainischen Öffentlichkeit genossen, hat sich Girkin nun aus der Haft zurückgemeldet. Russland, schrieb er laut dem Telegramkanal seiner Frau in einem Brief, habe nach wie vor keine realistische strategische Vision für einen Sieg – und auch nicht die Mittel dazu:

Die Bedürfnisse des Krieges übersteigen die Möglichkeiten unseres militärisch-industriellen Komplexes bei Weitem, und alle Vorräte moderner Waffen hat der Krieg schon längst ‚aufgegessen‘ oder ‚isst‘ sie jetzt auf.

Inhaftierter Ultranationalist Igor Girkin
Igor Girkin im August 2023 vor Gericht in Moskau

Girkins Befürchtungen einer russischen Niederlage haben sich bislang als übertrieben erwiesen. Für eine akute Krise im russischen Militär spricht seine Aussage auch jetzt nicht: Bei vielen Waffensystemen hat Russland weniger als die Hälfte der Sowjetreserven verbraucht. Dennoch spricht der Ex-Geheimdienstler ein Problem an, auf das Russland bislang keine Lösung fand: Was, wenn die Ukraine bis 2026 durchhält, wenn die Reserven einigen Analysen zufolge weitgehend erschöpft sein werden?

Dass Putin den Krieg dann aus Ressourcenmangel beendet, scheint ebenso unwahrscheinlich, wie dass die ukrainische Armee bis dahin nicht ebenfalls weitgehend aufgerieben ist. Ein Krieg in der heutigen Intensität wäre dann jedoch kaum noch möglich. Was in Girkins Prognose vorsichtig Konturen annimmt, ist ein für beide Seiten desaströses Patt.


Die wichtigste Meldung: Russland erhöht Militärausgaben

Die russischen Kriegsausgaben sollen im kommenden Jahr, anders als ursprünglich geplant, weiter steigen. Wie laut russischen Medien aus dem aktuellen Haushaltsentwurf der Regierung hervorgeht, sollen die Ausgaben im kommenden Jahr umgerechnet 129 Milliarden Euro betragen. Für dieses Jahr hatte Russland noch 99 Milliarden Euro veranschlagt.

Ergänzt durch das separat geführte Budget für Nationale Sicherheit – Mittel, die unter anderem für die Nationalgarde und weitere Einheiten bestimmt sind, welche ebenso am Krieg teilnehmen – kommt sogar eine Summe von umgerechnet 162 Milliarden Euro zustande. Damit übersteigen die militärischen Ausgaben die Marke von 40 Prozent des Haushalts und entsprechen neun Prozent der russischen Wirtschaftsleistung.

Der Ökonom Andrej Beloussow wurde im Mai neuer Verteidigungsminister Russlands. Er soll die Umstellung auf Kriegswirtschaft vorantreiben und das Militär modernisieren.

Bereits das Rüstungsbudget für dieses Jahr war das größte in der modernen Geschichte Russlands. Mit der weiteren Erhöhung um mehr als ein Viertel stellt sich die Regierung in Moskau auf einen langen Krieg ein: Im vergangenen Jahr hatte sie für 2025 noch mit Rüstungsausgaben von 81 Milliarden Euro gerechnet, wollte sie also im Vergleich zu 2024 wieder senken.

Neben den Ausgaben für die Rüstungsindustrie dürfte auch die Rekrutierung von Soldaten einen großen Beitrag zur Erhöhung geleistet haben. Denn Präsident Wladimir Putin setzt anstelle einer erneuten Mobilmachung auf immer höhere Anwerbungsprämien. Lagen die zunächst bei wenigen Tausend Euro pro Person, sind es in einigen Regionen bereits bis zu 20.000 Euro. Soldatengehälter, Prämien und Zahlungen für Hinterbliebene kosten den Staat schon jetzt 32 Milliarden Euro im Jahr.

Die Ukraine versucht ihrerseits mitzuhalten. Umgerechnet 83 Milliarden Euro will sie im kommenden Jahr für die Verteidigung ausgeben. Das Land investiert so gut wie alle Steuereinnahmen ins Militär, während westliche Finanzhilfen Ausgaben für Soziales, Infrastruktur und Bildung finanzieren. Die Militärausgaben sollen 44 Prozent der für 2025 erwarteten Wirtschaftsleistung ausmachen – so viel wie in keinem anderen Land der Welt.


Weitere Nachrichten: Kein Anlass für Gespräche, Angeklagte an die Front

  • Wie DIE ZEIT aus Regierungskreisen erfuhr, erwägt Bundeskanzler Olaf Scholz erstmals seit Dezember 2022 ein Telefonat mit Putin. Angefragt ist das Gespräch, das im Vorfeld des G20-Gipfels im November stattfinden soll, demnach noch nicht. Die russische Seite reagierte reserviert: „Auf den ersten Blick gibt es keine gemeinsamen Themen“, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. Ein Gespräch schloss er aber nicht aus.
  • Die Ukraine meldet Fortschritte bei ihrem Raketenprogramm. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem erneuten erfolgreichen Test einer ballistischen Rakete, Verteidigungsminister Rustem Umjerow kündigte große Investitionen in den kommenden Monaten an. Die Ukraine setzt bereits heimische Marschflugkörper ein, eine Massenproduktion gelang bisher aber nur bei Drohnen.
  • Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, nachdem im Netz ein Video aufgetaucht ist, das die Erschießung von 16 ukrainischen Soldaten kurz nach Gefangennahme durch russische Truppen zeigen soll. Es wäre die bislang größte auf Video dokumentierte Exekution von Gefangenen seit Kriegsbeginn. Das UN-Menschenrechtsbüro konnte bisher die Hinrichtung von 42 ukrainischen Gefangenen belegen.



Auch das noch? – Der freundliche Krisenpodcast
:
Autokratie: Wie der Putinismus weltweit Schule macht


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-44:25


Waffenlieferungen und Militärhilfen: Luftverteidigung und Artillerie

  • Mehr als zwei Monate nach einer entsprechenden Ankündigung hat Rumänien der Ukraine ein Patriot-Luftverteidigungssystem überlassen. Es ist das das sechste System dieses oder eines vergleichbaren Typs, das die Ukraine erhält. Aus den USA und Italien erwartet das Land zwei weitere zugesagte Systeme.
  • Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu hat der Ukraine zwölf weitere Haubitzen des Typs Caesar zugesagt, den die Ukraine bereits einsetzt. Allerdings kommen sie nicht aus französischen Armeebeständen, sondern müssen erst noch produziert werden.
  • Luxemburg wird nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums das 17. Land, das sich der Koalition zur Versorgung der Ukraine mit Drohnen anschließt. Bisher habe die Staatengruppe 50 Millionen Euro für Zehntausende Drohnen gesammelt. Den luxemburgischen Beitrag nannte das Ministerium in Kiew nicht.
  • Dänemark hat zugesagt, weitere 600 Millionen Euro in die ukrainische Rüstungsindustrie zu investieren. Das skandinavische Land hat bereits mehrfach Militärgerät aus ukrainischer Produktion für die Armee des Landes finanziert.
  • Der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS hat eine Tochterfirma in Kiew eröffnet. Nach Angaben des Unternehmens soll sie sich vor allem mit Reparatur und Wartung bereits gelieferter Waffen beschäftigen.

Unterm Radar: Mehr Drohnen als je zuvor

Nach Angaben des ukrainischen Militärs hat Russland im September so viele Kamikaze-Drohnen eingesetzt wie in keinem Monat zuvor. 1.339 solcher Drohnen seien im ukrainischen Luftraum identifiziert worden, 1.107 von ihnen seien abgeschossen worden. Zugleich war der September, wie aus den Angaben der Luftwaffenführung in Kiew hervorgeht, der erste Kriegsmonat, an dem kein Tag ohne Drohnenangriff verging.

Wie das exilrussische Onlinemedium Agentstwo berichtet, wurde solch ein düsterer Höchstwert auf beiden Seiten verzeichnet: Die Ukraine setzte demnach bei ihren Angriffen, die größtenteils russischen Militärflugplätzen, Treibstoffdepots und Munitionslagern gelten, im September 751 Drohnen ein – ebenfalls so viele wie in keinem bisherigen Kriegsmonat. Und auch das russische Verteidigungsministerium meldete tägliche Drohnenattacken aus der Ukraine, wie auch schon im August.

Damit hat sich der wechselseitige Beschuss nicht nur ausgeweitet, sondern auch die russische Übermacht. Im Juni und Juli hatte die Ukraine noch jeweils etwas mehr Drohnen eingesetzt als Russland. Die von Russland eingesetzten Drohnen des Typs Shahed-136 und die ukrainischen Eigenentwicklungen verschiedener Typen sind bei Angriffen weit hinter der Front schon längst zur wichtigsten Waffe geworden: Russland kann kaum mehr als 100 Raketen und Marschflugkörper pro Monat produzieren, die Ukraine fängt mit der Produktion solcher Waffen gerade erst an.

Brände auf einem russischen Großlager für Munition nach einem ukrainischen Drohnenangriff Mitte September

Der Ausblick: „Historische Entscheidungen“ in Deutschland?

Das 25. Treffen der Unterstützerländer der Ukraine im sogenannten Ramstein-Format findet am kommenden Samstag statt – und könnte eines der wichtigsten dieser Treffen für die Ukraine werden. Denn erstmals wird US-Präsident Joe Biden selbst zum Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Deutschland kommen – als ohnehin bald scheidender Staatschef, der nicht mehr viel zu verlieren hat.

Dementsprechend hoch sind, vor allem vor dem Hintergrund der US-Reise von Wolodymyr Selenskyj, die Erwartungen der Ukraine. Aus den USA kam Selenskyj ohne die erhoffte Erlaubnis zum Einsatz weitreichender westlicher Waffen gegen russisches Gebiet zurück. Dass eine solche Entscheidung jetzt doch verkündet wird, gilt als unwahrscheinlich. 

Dennoch hat der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha „historische Entscheidungen“ angekündigt. Der Satz könnte übertrieben sein – oder ein Hinweis auf das, was die Ukraine sich von dem Treffen noch erhoffen könnte: verbindliche Sicherheitsgarantien ihrer Partner, die als eine der wichtigsten Bedingungen für ein Kriegsende gelten, in dem die Ukraine territoriale Verluste akzeptieren könnte, ohne vor Russland zu kapitulieren.

Das beste Szenario, auf welches das Land noch hoffen könne, sei „Land gegen Nato-Mitgliedschaft“, zitierte die Financial Timeskürzlich einen anonymen westlichen Regierungsbeamten. Das sei inzwischen „die einzige Strategie auf dem Tisch“. 

Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen im russischen Krieg gegen die Ukraine in unserem Liveblog.

Am Mittwoch war es so weit. Um die dort kämpfenden Truppen zu schonen, schrieb das ukrainische Militär,
sei beschlossen worden, sie aus Wuhledar abzuziehen. Die Kleinstadt im Westen
der Region Donezk war zuvor mehr als zwei Jahre lang verteidigt worden, eine
der größten Panzerschlachten des Krieges hatte sich dort einst ereignet. Inzwischen
sind von der Stadt, die einst 14.000 Einwohner hatte, nur Ruinen übrig. Etwa 100
Zivilisten hielten sich bis zuletzt dort auf.

Wie meistens hat die Ukraine den Fall der Stadt erst offiziell verkündet,
als sie bereits unter russischer Kontrolle war. Am 22. September, berichteten Soldaten und Militärblogger,
hatte Russland es geschafft, einen kleinen Fluss südlich von Wuhledar zu überqueren
und die Stadt teilweise einzukesseln. Spätestens damit war ihre Eroberung im
Grunde nicht mehr zu verhindern. Man müsse sich auf ihren Verlust „psychologisch
einstellen“, schrieb der in der
Ukraine oft zitierte Militärbeobachter
Konstantin Maschowez.

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