Kursk: Russland dringt in besetzte Stadt Sudscha ein

Kursk: Russland dringt in besetzte Stadt Sudscha ein

Bei ihrer Gegenoffensive in der Grenzregion Kursk sind russische Truppen in die bislang ukrainisch besetzte Kleinstadt Sudscha vorgedrungen. Ein von der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass veröffentlichtes Video zeigt russische Soldaten, die in der Stadt Flaggen hochhalten. Auf dem Video ist gut zu erkennen, dass sie auf einem Platz gegenüber dem Verwaltungssitz der Stadt stehen.

Dass die Soldaten sich dort auf offenem Gelände frei bewegen können, legt nahe, dass es in Sudscha keine nennenswerten ukrainischen Kräfte mehr gibt. Auch berichten ukrainische Militärblogger von einem Rückzug aus der Stadt, die etwa acht Kilometer nordöstlich der ukrainisch-russischen Grenze liegt. Nördlich, östlich und südlich von Sudscha nahm Russland zudem nach eigenen Angaben fünf Siedlungen ein, die teils unmittelbar am Stadtrand liegen. Die Militärführung in Kyjiw hat einen Abzug aus Sudscha bislang noch nicht bestätigt; auch Russland meldete zunächst keine vollständige Wiedereinnahme der Stadt.

Russische Soldaten halten im Zentrum Sudschas Flaggen hoch.

Am Wochenende hatte Russland die ukrainischen Stellungen um die Stadt herum durchbrochen. Das zwang die ukrainischen Truppen zur Aufgabe von bis zu 200 Quadratkilometern – die Hälfte des bis vor Kurzem von ihnen in Kursk gehaltenen Gebiets. Weil die russischen Truppen sich inzwischen in der Nähe der Hauptversorgungsroute befinden, die vom ukrainischen Grenzgebiet Sumy nach Sudscha führt, ist auch ein kompletter Abzug der Ukraine aus der russischen Grenzregion wahrscheinlich. Erstmals seit 2022 haben russische Einheiten im Zuge ihrer Gegenoffensive Grenzdörfer in Sumy auf der ukrainischen Seite der Grenze besetzt.

Ukraine hielt Sudscha sieben Monate lang

Die Ukraine war im vergangenen August überraschend in Kursk einmarschiert und besetzte dort binnen weniger Tage mehr als 1.000 Quadratkilometer Gebiet um Sudscha herum. Es war der erste Einmarsch ausländischer Truppen auf russischem Staatsgebiet seit dem Zweiten Weltkrieg. Zu den konkreten Zielen der Operation hielt sich die Ukraine zunächst bedeckt. 

Gebiete mit schweren Kämpfen, letzte 24h

Russische Befestigungsanlagen

Russische Kontrolle

Vortag

seit Kriegsbeginn

vor Kriegsbeginn

Zurückerobert

Vortag

seit Kriegsbeginn

Zusätzl. erobert

Quelle: Institute for the Study of War, AEI Critical Threats Project

In späteren Mitteilungen bestätigten ukrainische Amtsträger, dass das Gebiet in Kursk als mögliches Faustpfand bei Verhandlungen genutzt werden könnte, um es etwa gegen Teile des russisch besetzten Gebiets in der Ukraine einzutauschen. Auch sprachen sie von einer „Pufferzone“, die zum Schutz der zuvor intensiv von Kursk aus beschossenen ukrainischen Grenzgebiete eingerichtet werden könne.

Zudem baute Russland im vergangenen Herbst und Winter einen Verband von Zehntausenden Soldaten in Kursk auf, um die Ukraine wieder zurückzudrängen – Kräfte, die das russische Militär andernfalls womöglich in kritischen Frontabschnitten in der Ukraine eingesetzt hätte. 

Allerdings musste auch die Ukraine mehrere besonders starke Verbände in Kursk einsetzen. Diese fehlten an umkämpften Frontabschnitten, etwa bei der Stadt Pokrowsk im Osten des Landes, oder anderen Orten, wo Russland in den vergangenen Monaten Geländegewinne erzielen konnte. Beobachter und Offiziere, darunter ein ukrainischer General, hatten die Operation in Sudscha bereits im vergangenen Herbst mit Blick auf die schwierige Lage an anderen Orten der Front infrage gestellt. Andere ukrainische Experten verwiesen hingegen darauf, dass die Kämpfe in Kursk besonders kampfstarke russische Einheiten gebunden hätten.

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