Krimiserie „Bad Monkey“: Der Detektiv denn Klugscheißer

Kennen Sie das Lied La Grange der texanischen Band ZZ Top? Das ist der Song, bei dem Sänger Billy Gibbons mit rauchiger Stimme immer wieder „Hahahaha“ singt. Dieser penetrante Refrain ist der Handy-Klingelton von Detective Andrew Yancy (Vince Vaughn) in der AppleTV+-Serie Bad Monkey. Ist der Scherz mit dem Klingelton eine gelungene Satire auf Möchtegernmännlichkeit oder doch nur billig machomäßig?

Die Frage gilt auch für die übertrieben männliche Erzählerstimme, die mit ironischem Unterton die teils aberwitzige Handlung der TV-Serie begleitet, für die Ted Lasso-Produzent Bill Lawrence verantwortlich zeichnet. Die Adaption von Carl Hiaasens gleichnamigem Roman erzählt eine durchgeknallte Krimigeschichte um einen aus dem Meer gefischten Unterarm mit ausgestrecktem Mittelfinger, der zu einem verwickelten Fall von Versicherungsbetrug, Rezeptfälscherei durch einen drogenabhängigen Arzt (von Scrubs-Star Zach Braff hingebungsvoll gespielt), mehreren Morden und Immobilienspekulation im tropischen Ferienparadies zwischen Florida Keys und Bahamas führt.

Im Zentrum dieses tropischen Chaos steht der kurz vorm Rauswurf stehende Detective Andrew Yancy (Vince Vaughn), der den reichen Ehemann seiner Geliebten Bonnie (Michelle Monaghan) mitsamt Golfwagen in die Bucht des Urlaubsorts schubst und wegen dieser per Video im Netz viral gegangenen Geschichte vom Dienst suspendiert wird.

Mittelfinger an der Angel

Als Wiedergutmachung soll Yancy also für seinen Vorgesetzten den von einem Touristen beim Hochseefischen geangelten Unterarm mit ausgestrecktem Mittelfinger vom kleinstädtischen Paradies ins benachbarte Miami bringen, um so den Fall loszuwerden, der Urlauber verschrecken könnte. Nur klappt das nicht so ganz. Stattdessen lernt der pausenlos klugscheißernde Yancy die Pathologin Rosa Campesino (Natalie Martinez) kennen, die eine Annahme des Unterarms durch die Ermittlungsbehörden von Miami verweigert, aber mit dem übertrieben von sich selbst überzeugten Provinzpolizisten heftig flirtet.

Nach einigem Hin und Her übergibt Yancy den Unterarm schließlich der trauernden Witwe Eve Stripling (Meredith Hagner), die ihn als den einzigen sterblichen Überrest ihres Mannes Christopher annimmt, der offenbar bei einem Segeltörn ums Leben gekommen ist. Fall geklärt? Nicht wirklich! Bald wird klar, dass es hier um eine ganze Kette von Verbrechen geht, die mit illegal ausgeschriebenen Rezepten für Schmerzmittel ihren Anfang nahmen, längst aber weitere, mörderische Kreise bis hin zu einer Bahamas-Insel gezogen haben.

Die Geschichte von Bad Monkey mäandernd mit viel Atmosphäre und manchmal wenig Sorge um Plausibilität und Logik vor sich hin. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und neue bizarre Charaktere von den Florida Keys, wo die meisten Carl-Hiaasen-Romane spielen und dabei oft mit Ökofaktor um die Ecke kommen. Mit diesem Konzept landet der 1953 geborene Autor schon seit Jahren regelmäßig auf der Bestsellerliste der New York Times.

In Bad Monkey etwa taucht als eine Art Idealfigur immer wieder mal Yancys Vater auf, der in den hintersten Ecken der Keys an einem verstörend blau leuchtenden Gewässer lebt, durch das gemächlich eine Robbe paddelt. Dann wieder intrigiert ein widerlicher Streifenpolizist als Intimfeind Yancys, während der nie um eine Antwort verlegene Detektiv, zum Lebensmittelinspektor degradiert, beliebte Imbissbuden schließt und manche Urlauber und Anwohner gegen sich aufbringt. Mit seinem Nachbarn, einem Yuppie-Immobilienspekulanten, liefert sich Yancy einen Kleinkrieg über die Geschmacklosigkeiten von dessen Villa. Im Lauf der Handlung geht es dann auch auf die Bahamas-Insel Andros, wo Voodoo-Priesterin Gracie aka Dragon Queen (Jodie Turner-Smith) und Fischer Neville (Ronald Peet) in die Mühlen der kapitalistischen Inwertsetzung ihrer paradiesischen Strände geraten und der große Showdown gegen Bösewichte und Immobilienhaie stattfindet.

Die Inszenierung der Florida Keys, die Strände, das blau-türkis leuchtende Meer sind wichtige Faktoren der Serie, die tatsächlich Sommerurlaubssehnsüchte weckt. Manchmal möchte man glatt in den Fernseher steigen und eine Runde schwimmen gehen.

Yancy verbringt seine Zeit mit einem Glas Wein vor dem Haus und schaut auf die lauschig dahinplätschernden Wellen des Ozeans, wenn nicht gerade die russische Mafia mit Maschinengewehrfeuer seine Hauswände perforiert oder seine Ex-Geliebte die unverkäufliche Villa nebenan in Brand steckt. Das alles ist absurd, überkandidelt, aber unterhaltsam. Was der Serie leider fehlt, sind glaubwürdige Frauenfiguren. Die entstammen allesamt eher einem Baukastensystem für platte heterosexistische Sehnsüchte, eine Kritik, die Carl Hiaasen für seine Romane immer wieder zu hören bekommt.

Schade, denn die taffe Rosa, mit der Yancy durch dick und dünn geht und die einfache romantische Commitments verweigert, lächelt über weite Strecken dann doch viel zu nett und geht übertrieben aufmerksam auf ihren bewusst nervtötend inszenierten Partner Yancy ein.

Der latente Sexismus in dieser Serie ist deshalb auch so überraschend, weil altbackene Geschlechterrollen eigentlich keineswegs zum Standard beim Streaming-Anbieter AppleTV+ gehören. Es entsteht eher der Eindruck, als hätte hier die angedachte Karikatur männlicher Stereotype nicht so ganz hingehauen. Die schlimmsten Bösewichte sind dementsprechend dann auch Frauen, allen voran die lüstern vor sich hin mordende Witwe Eve, die im Gegensatz zu allen Männern auch von keinerlei Gewissensbissen gequält wird. Denn die bösen Jungs machen fast alle eine gewisse Läuterung durch, nicht selten schmerzhaft und blutig.

Wobei das nicht heißen soll, dass diese über weite Strecken auch wundervoll erzählte und bizarr-witzige Serie einfach nur platt hetero-sexistisch sei. Homophobe Untertöne gibt es überhaupt keine. Im Gegenteil: Die Beziehung von Yancys Polizeipartner Rogelio (John Ortiz) mit seinem Ehemann Montenegro (Victor Turpin), einem ebenso beredten wie durchtrainierten Anwalt, ist die einzige wirklich funktionierende Liebesgeschichte in dieser Serie voller Begehren, Sex und jeder Menge verzweifelter Einsamkeit.

Zumindest wartet diese Krimisaga am Ende mit keinem einfach gestrickten romantischen Schlussakkord vor sonnenbeschienenen Palmen auf. Das hätte noch gefehlt!

Eingebetteter Medieninhalt

Bad Monkey Bill Lawrence USA 2024, 10 Folgen, ab 14. August auf AppleTV+

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