Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán hat Ängste vor einem Angriff Russlands auf EU und NATO als „lächerlich“ bezeichnet. „Bei allem Respekt halte ich es für lächerlich zu sagen, dass Russland die EU oder die NATO angreifen wird, einfach weil es nicht stark genug ist“, sagte Orbán in einem am Samstag veröffentlichten Podcast von Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner. „Wir sind viel stärker“, sagte er in dem Format namens „MD meets“.
Zur Begründung verwies der Rechtspopulist Orbán darauf, dass die Europäische Union über 400 Millionen Menschen verfüge, Russland aber nur über etwa 140 Millionen. Auch die militärischen Kapazitäten der 27 EU-Länder seien viel größer als die Russlands. „Die Russen schaffen es seit mehr als drei Jahren nicht, die Ukraine vollständig zu besetzen. Wie können wir in Europa behaupten, wir seien schwächer als Russland?“
Gleichzeitig warnte Orbán, der Kreml-Chef Wladimir Putin nahesteht, vor einer militärischen Niederlage Russlands in der Ukraine. „Wenn eine Atommacht einen konventionellen Krieg verliert, dann bin ich absolut sicher (…), dann liegt das nukleare Risiko sofort auf dem Tisch“, behauptete der Chef der rechtsnationalen ungarischen Regierungspartei Fidesz. Der Kreml droht seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine vor fast vier Jahren immer wieder mit dem Einsatz seiner Atombomben.
Kritik übte Orbán an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).„Ich bin bereit, dem deutschen Kanzler zu helfen, wenn ich kann, um Frieden zu schaffen – aber er ist für den Krieg“, behauptete Orbán. Dies gelte auch für die EU. Dabei arbeite die Zeit „mehr für die Russen als für uns“.
Dagegen lobte Orbán die Russland-Politik von Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Es gab Sitzungen im Europäischen Rat, da waren nur sie und ich es, die für Frieden und Kooperation argumentierten“, behauptete er. Zugleich verwies er darauf, dass sie bei Themen wie Migration oder Umwelt niemals übereingestimmt hätten. „Sie hat mich manchmal sogar angeschrien – und das war nicht gut – häufiger als meine Frau.“
Source: faz.net